Schicksal von Nord Stream 2. Dänemark überrascht wieder

Schicksal von Nord Stream 2. Dänemark überrascht wieder

Ukrinform Nachrichten
Diesmal ist die Überraschung aber nicht angenehm, dass das Land die Rohrverlegung im Meer erlaubte

Dänemark, das für viele Ukrainer und andere Gegner der Gaspipeline Nord Stream 2 monatelang als die größte Hoffnung galt, dass das Projekt gestoppt oder mindestens verzögert wird, erlaubte letztendlich den Einsatz von russischen Verlegeschiffe in seinen Gewässern.

Dänemark war das letzte Land auf der Pipeline-Route, das den Bau der Gasleitung nicht genehmigte und „ergab sich“ nur am Ende des Oktobers des Vorjahres und wurde damit zum Retter von Gazprom.

Das Land machte sich so stark Sorgen um die Umwelt und dann genehmigte die Rohrverlegung, was nicht nur für die Tiere im Meer sonder auch für Menschen und Eigentum eine Gefahr darstellt.

Schon keine Angst vor Minen

Nein, wir haben nicht gedacht, dass Kopenhagen aus einer besonderen Liebe zur Ukraine so lange die Erteilung einer Genehmigung verzögerte. Es ist klar, dass das Königreich sich um eigene Interessen kümmerte. Umso unverständlicher sind Gründe für die Entscheidung der Dänischen Energieagentur (DEA) vom 6. Juli, den Einsatz von Verlegeschiffen mit Ankern zu erlauben. Zuvor wurde die Genehmigung wegen der in diesem Areal der Ostsee versenkten chemischer Kampfstoffen aus dem Zweiten Weltkrieg (etwa 50.000 Tonnen chemischer Altmunition auf dem ganzen Ostseegrund verbreitet) nicht erteilt. Deswegen bergen das Schleppen auf dem Meeresboden, das Ankern von Schiffen und Eingriffe in den Meeresboden viele Risiken.

Die DEA behauptet jetzt, dass Dänemark verpflichtet ist, den Bau der Transitrohrleitungen unter Berücksichtigung der Sicherheitsanforderungen, Ressourcen und der Umwelt zu erlauben. Die Route verläuft angeblich außerhalb des Gebiets, wo das Schleppen auf dem Meeresboden, den Einsatz von Ankern und Eingriffe in den Meeresboden wegen der Gefahr durch die versenkte Kriegsmunition nicht empfohlen wird. Nach Angaben der Agentur reagierte sie mit dieser Entscheidung auf einen Antrag des Betreibers Nord Stream-2 AG in Übereinstimmung mit dem Gesetz über den Festlandsockel und gemäß den Verpflichtungen aus dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen.

Erlaubt das UN- Seerechtsübereinkommen Dänemark wirklich, den Meeresboden zu „trampeln“? Oder man kanneinfach auf ein „Ehrenwort“ von Gazprom verlassen, dass alles einwandfrei wird?

Russische Verlegeschiffe

Also, jetzt steht Gazprom praktisch nichts im Weg, um seine Pipeline nach Deutschland zu verlegen. Russland kann sie mit eigenen Spezialschiffen fertigstellen, weil die USA mit Sanktionen gegen alle europäische Firmen, die ihre Schiffe dafür einsetzen, drohen.

Die russischen Schiffe sind schon da.

Schon lange Zeit liegt der Rohrverleger „Akademik Cherskiy“ im deutschen Hafen Mukran. Das Schiff war sofort nach der Einstellung der Arbeiten von „Saipem“ aus Italien und Allseas aus der Schweiz Ende des Vorjahres aus dem russischen Hafen Nachodka ausgelaufen. Noch früher war das russische Verlegeschiff „Fortuna“ dorthin angekommen.

Am 7. Juli, gleich am nächsten Tag (was für eine Überraschung), waren neue Schiffe der Gazprom-Flotte „Ostap Sheremeta“ und „Iwan Sidorenko“ in internationalen Gewässern. Sie wurden aus dem Fernen Osten geschickt und hatten 12.500 Seemeilen in 50 Tagen, über die südliche Route durch den Indischen Ozean, zurückgelegt, selbstverständlich in Begleitung der Kriegsschiffe der russischen Marine.

Die Russische Föderation erklärte, dass alle für die Vollendung des Projekts notwendige Schiffe derzeit verfügbar sind.

Der russische Konzern „Rosneft“, dessen Aufsichtsratschef der deutsche Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, ist muss aber etwas abwarten, weil die Arbeiten aus mehreren Gründen nur im Herbst beginnen können. Der Betreiber von Nord Stream 2 muss einen aktualisierten Bauplan vorlegen und ihn mit der DEA abstimmen. Die „Akademik Cherskiy“ muss auch noch nachgerüstet werden, das braucht Zeit. Der Juli und August sind Laichzeit der Kabeljaue nahe der Insel Bornholm, deshalb sind dort alle Arbeiten verboten.

Außerdem kann bis zum 3. August Berufung gegen die Entscheidung von DEA eingelegt werden. 

Die letzten Seemeilen

Die Pipeline ist derzeit zu 94 Prozent fertiggestellt, von der 2360 Kilometer langen Röhre sind 2200 Kilometer verlegt.

Die Fertigstellung des Projekts kann nur die Einmischung eines starken Gegners verhindern. Das passierte Ende des vorigen Jahres, die USA verhängten die Sanktionen. Das war aber zu spät. Außerdem geht es nicht um Beziehungen zu uns sondern um ihre eigenen Interessen.

Die Leitungsrohre wurden noch vor Sanktionen im Tiefwasser der Ostsee verlegt, wo die russische Schiffe nicht eingesetzt werden können.

Wann werden die Bauarbeiten fertiggestellt sein? Die erste Deadline, Ende des Vorjahres, wurde nicht eingehalten. Im Januar sagte der russische Präsident Wladimir Putin nach Verhandlungen mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel (sie sagte einige Tage später wieder, dass Deutschland Fertigstellung der Pipeline will), dass die Gaspipeline bis Ende des laufenden Jahres oder im ersten Quartal 2021 fertiggestellt wird.

Zu früh zur Freude

Unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass bis zur Fertigstellung der Pipeline noch 160 Kilometer fehlen, kann der Baubeginn im Herbst ihre Inbetriebnahme etwas verschieben.

Bisher freuen sich die deutsche Regierung und Lobbyisten von Nord-Stream-2 in den USA darüber und versuchen, vorzutäuschen, dass die Fertigstellung des Projekts unvermeidbar ist, damit die USA verstehen, dass ihre Bemühungen vergeblich sind und die Sanktionen aufheben.

Die Ukraine muss aber weiter für die neuen US-Sanktionen gegen den Bau von Nord-Stream-2 einsetzen. Der ukrainische Energiekonzern Naftogaz macht genau das schon mehr als drei Jahre lang.

Der Konzern erklärte auf Bitte von Ukrinform in seinem Kommentar zur dänischen Genehmigung, dass für Gazprom nicht alles so leicht, wie es scheint.

„Für die Russen wird der Prozess langsam sein“, betonte der Berater des Naftogaz-Chefs, Wadym Glamazdin.

Nach seinen Worten können die Russen mit der Verlegung der Röhre bis zum September wegen der Berufung in Dänemark Laichzeit der Kabeljaue nicht beginnen.

Das Schiff „Fortuna“ wird dann mindestens drei Monate brauchen, um den letzten Abschnitt der Pipeline zu verlegen. Das Wetter im November und Dezember kann die Verlegung noch bis zwei Monate verzögern.

Glamazdin ist sicher, dass der US-Kongress die neuen Sanktionen gegen Nord Stream 2 noch bis Ende dieses Jahres beschließen wird.

Die neuen Sanktionen werden jedes Unternehmen betreffen, die zur Verlegung der Röhre für die Pipeline beiträgt. Wenn die Pipeline bis zum Ende des Jahres nicht fertiggestellt wird, werden alle beteiligte Firmen aus Europa, darunter Versicherungsunternehmen, ihre Beteiligung stoppen. Genau das passierte im Dezember 2019, als die Firma Allseas die Rohrverlegung sofort stoppte. Unter die Sanktionen fallen laut Galazda auch Unternehmen, die für „Lizenzen und Zertifizierungen für die Pipeline“ nach ihrer Fertigstellung zuständig sind. Ohne die Zertifizierung könne die Pipeline nicht betrieben werden.

Also, noch ist nicht alles verloren...

Olha Tanasijtschuk, Berlin


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