
Drei Jahre Krieg um die Ukraine
Drei Jahre nach Beginn des völkerrechtwidrigen russischen Angriffes auf die Ukraine und unabhängig davon, wie dieser Krieg in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen oder enden wird, ist eins klar: Die Ukraine hat bereits jetzt Geschichte geschrieben. Niemand hätte von drei Jahren gedacht, dass die Ukrainer länger als drei Tage durchhalten. Das Gegenteil war der Fall. Folgende Bespiele können für die Erfolge der Ukraine in den letzten drei Jahren herangezogen werden:

1. Die Schlacht um Kiew
Die Ukraine erzielte zu Beginn des Krieges bei Kiew einen spektakulären Verteidigungserfolg. Nach wenigen Wochen war Russland gezwungen, in die Defensive zu gehen und aus dem Raum Kiew abzuziehen. Ab Ende März 2022 versuchte Russland daher, der Ukraine einen Stellungs- und Abnützungskrieg aufzuzwingen. Es folgten der massive Einsatz von Artillerie und die ersten grausamen Grabenkämpfe. Ab dem Frühjahr 2022 war daher klar, dass der Krieg den Verlauf eines Zermürbungskrieges nehmen würde. Die Ukraine konnte mit der Befreiung von Kiew jedoch den ersten massiven Erfolg verbuchen. Eine Aufbruchstimmung ging durch das Land.

2. Der Sieg bei Charkiw
Im Herbst 2022 überraschten die ukrainischen Streitkräfte mit einem Vorstoß bei Charkiw. Dem militärischen Grundsatz Überraschung und Täuschung folgend kamen sie einem geplanten massiven russischem Angriff im Donbass zuvor. Während die Russen Korpsstarke mechanisierte Kräfte nördlich von Izjum zusammenzogen, stießen die ukrainischen Verbände durch die ausgedünnten russischen Linien ostwärts Charkiw. Das Ergebnis war ein panikartiges Zurückfluten der russischen Truppen unter Zurücklassung ihres schweren Geräts. Ein Sieg der Ukraine, welche bis heute nachwirkt.

3. Der Rückzug der Russen aus Cherson
Bereits vor dem Angriff im Raum Charkiw begann eine weitere ukrainische Offensive bei Cherson. Das Ziel war es den dortigen russischen Brückenkopf nördlich des Dnepr zu zerschlagen und die gegnerischen Truppen wieder auf die andere Seite des Flusses zurückzudrängen. Der Brückenkopf bei Cherson war die einzige Stelle, an der es den Russen gelungen war, auf die andere Seite des Flusses zu kommen. Die russischen Truppen verzögerten verbissen, zogen jedoch schließlich ab. Die Versorgung der Truppen und der Dauerbeschuss der einzigen drei Übergangstellen führten zu einer weiteren russischen Niederlage.

4. Kampf um das Schwarze Meer
Während sich die ukrainischen Truppen an Land bis Anfang 2023 konsolidierten, tobte ein erbitterter Kampf um die Vorherrschaft im Schwarzen Meer. In kombinierten Schlägen ausgeführt mittels land- und seegestützter Waffensysteme, gelang es den Ukrainern nicht nur die wichtige Schlangeninsel zurückzuerobern, sondern vor allem auch die russische Schwarzmeerflotte an den östlichen Rand des schwarzen Meeres zu drängen. Es gelang zwischen Februar 2020 bis Juni 2024 insgesamt 26 Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte zu zerstören oder zu beschädigen. Eine historische Leistung für ein Land ohne signifikante Seestreitkräfte.
5. Wettlauf der Technologien
Die Erfolge der Ukrainer im unbarmherzigen Abnützungskrieg der Russen haben viele Väter, aber eines sticht heraus: die überragende Fähigkeit der ukrainischen Streitkräfte neue Technologien in kurzer und innovativer Form zu nützen. Dabei kommen vor allem teilautonome Systeme zu Lande, zu Wasser und in der Luft zum Einsatz. Gepaart wurden diese Einsätze mit wirkungsvollen Kommunikations- und Führungsinformationssystemen. So sind es bis heute täglich zehntausende von ukrainischen Drohnen, die russische Ziele aufklären, identifizieren und angreifen. Sie sind es aber auch die den Krieg nach Russland tragen und der dortigen Erdölindustrie schwere Schläge versetzen. Währenddessen beherrschen ukrainische unbemannte Angriffsboote das Schwarze Meer und zwingen die russischen Seestreitkräfte sich in den Häfen zu verstecken.

Die genannten Erfolge sind ein Bespiel dafür, dass die Ukraine bereits Kriegsgeschichte geschrieben hat. Analog zu den Erfolgen der finnischen Streitkräfte im finnisch-sowjetischen Winterkrieg von 1939 bis 1940 sowie des Fortsetzungskrieges von 1942 bis 1944. Umso tragischer erscheint es, dass der Westen trotz dieser beeindruckenden Erfolge scheinbar nicht bereit ist, der Ukraine eine Rückeroberung ihrer verlorenen Gebiete zu ermöglichen. Davon historisch unberührt werden jedoch die ukrainischen Erfolge ihren Eingang in die Geschichtsbücher finden und als Lehrbeispiel gelten, wie es gelingen kann mit scheinbar unterlegenen Kräften einen vermeintlichen stärkeren Gegner massiv unter Druck zu bringen.