Schlimmer als München 1938: Österreichischer Historiker über Gefahr des Trump-Putin-Deals zur Ukraine
Solche Meinung äußerte Wolfgang Mueller, stellvertretender Direktor des Instituts für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien und bekannter österreichischer Russlandexperte, in einem Kommentar gegenüber dem Ukrinform-Korrespondenten.
„Es ist zu begrüßen, wenn Trump sich für ein Ende des Aggressionskrieges Russlands einsetzt. Allerdings ist Trump sehr unberechenbar und hat in der Vergangenheit eher die Ukraine unter Druck gesetzt als den Aggressor Russland. Durch verbale Zugeständnisse gegenüber der Position Russlands, aber auch durch das Ausbleiben neuer Verteidigungszusagen der USA für die Ukraine hat er sowohl die amerikanische als auch die ukrainische Verhandlungsposition geschwächt. Sogar das Treffen, ohne vorherige russische Zustimmung zu einem Waffenstillstand, ist ein Geschenk Trumps an Putin, der damit seine internationale Isolation infolge des Krieges und des internationalen Haftbefehls durchbrechen kann“, teilte Mueller seine Erwartungen an das Treffen in Alaska.
Der österreichische Experte wies darauf hin, dass Putin im Gegensatz zu Trump „ein geschickter Taktiker ist, der bisher von seinen Maximalzielen keinen Zentimeter abgerückt ist und den Kriegsterror gegenüber der ukrainischen Zivilbevölkerung zuletzt sogar eskaliert hat.“
„Ich bin daher vorsichtig, ob das Treffen einen realen Fortschritt für eine vertretbare Friedenslösung bringt. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben“, sagte er.
Mueller kommentierte ferner Befürchtungen, dass das Treffen in Alaska eine Art neues Jalta 1945 oder sogar ein München 1938 werden könnte.
„Eine Absegnung der russischen Annexion ukrainischer Territorien durch Trump würde „München“ 1938 noch übertreffen und hätte in der Tat verheerende Folgen für das Völkerrecht und die Sicherheit Europas“, sagte Mueller.
In Bezug auf eine friedliche Beilegung des russischen Krieges gegen die Ukraine betonte der österreichische Experte: „Der beste Frieden wäre ein Rückzug Russland aus den widerrechtlich besetzten Gebieten, wie dies auch die UNO gefordert hat, was allerdings derzeit wenig realistisch erscheint.“
„In jedem Fall muss die Ukraine an den Gesprächen beteiligt werden und auch die europäischen Staaten sollten jedenfalls von den USA berücksichtigt werden. Indem sie sich gegenüber Trump zu Wort melden, versuchen sie dies sicherzustellen. Sie könnten ihren Worten mehr Gewicht verleihen, indem sie ihre eigenen Investitionen in eine glaubwürdige Abschreckung und Verteidigung (nicht nur der Ukraine, sondern auch Europas selbst) steigern“, fügte Mueller hinzu.
Wie berichtet treffen sich US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin am 15. August in Alaska.
Vor diesem Treffen unterzeichneten die EU-Staats- und Regierungschefs eine Erklärung zur Unterstützung der Ukraine; Ungarn schloss sich dazu nicht an. Die EU-Staats- und Regierungschefs betonten, dass der Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine nicht ohne die Beteiligung der Ukraine selbst bestimmt werden kann.
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