Ukrainischer Botschafter erinnert Deutschland an Entschädigung für verlorene Kulturgüter

Ukrainischer Botschafter erinnert Deutschland an Entschädigung für verlorene Kulturgüter

Ukrinform Nachrichten
Die Ukraine sei berechtigt, eine Entschädigung sowohl für die im Zweiten Weltkrieg verlorenen Kulturschätze als auch für das unschätzbare Bach-Archiv, das vor 20 Jahren an die Bundesrepublik unentgeltlich übergeben wurde, zu erhalten.  

Dies schrieb der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, in einem Brief an Georg Graf zu Castell-Castell, den Vorsitzenden der Stiftung Sing-Akademie zu Berlin. Ukrinform verfügt über den Text des Briefes.  

Insbesondere verzichtet Melnik in seinem Schreiben auf die Teilnahme an einem festlichen Konzert anlässlich des 20. Jahrestages der Übergabe des Bach-Archivs und begründet seine Entscheidung..

„Es wurde der Bundesregierung nahegelegt, dass die ukrainische Seite mit einer Gegenleistung Deutschlands rechnet, sowohl was die Entschädigung der oben erwähnten enormen Verluste des kulturellen Erbes der Ukraine während der NS-Okkupation, als auch was die politische Unterstützung meiner Heimat auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft angeht“, schreibt der Botschafter.

Er macht ferner deutlich, dass die „von der ukrainischen Regierung eingebrachten Vorschläge, wonach Deutschland beispielsweise einen „Kriegsentschädigungsfonds“ einrichten könnte, um die am stärksten betroffenen Museen mit vergleichbaren wertvollen Kunstobjekten von Weltrang auszustatten“, einfach ignoriert werden.

Melnyk betonte, er habe in den letzten Jahren sowohl an die zuständigen Kulturinstitutionen als auch an das Kanzleramt und das Auswärtige Amt appelliert und vorgeschlagen, im Zusammenhang mit der Notensammlung-Übergabe wichtige ukrainisch-deutsche Initiativen ins Leben zu rufen. Es handelte sich insbesondere um ein jährliches bilaterales Bach-Musik-Festival oder um ein millionenschweres Förderprogramm für die klassische Musik in der Ukraine (Orchester, junge Talente usw.). „Leider sind wir auf taube Ohren gestoßen“, stellt der Diplomat fest.

Solange Berlin Kyjiw weiterhin ernsthaftes Gespräch über die historische Verantwortung Deutschlands gegenüber der Ukraine, vor allem im Bereich der Wiedergutmachung des verlorenen Kulturerbes, verweigert werde, solange die legitimen Interessen und Rechte der Ukraine vernachlässigt werden, bleibe der bilaterale Dialog belastet, so der Botschafter.

Melnyk erinnert in seinem Brief auch daran, dass die Ukraine während der Besatzung von der Wehrmacht völlig verwüstet wurde. Nicht nur Millionen Menschen seien ums Leben gekommen, sondern auch das reiche kulturelle Erbe der Ukraine habe stark gelitten: mehr als eine halbe Million wertvoller Museumsgegenstände, über 46 Millionen Archivalien und 50 Millionen Bücher seien im Laufe der deutschen Besatzung spurlos verschwunden. Insgesamt 73 Prozent der gesamten Verluste der UdSSR an Kulturgütern entfallen auf die Ukraine, betonte der Botschafter. Nach dem Zweiten Weltkrieg stelle die Notensammlung der Sing-Akademie, auch der Bach-Archiv, einen untrennbaren Teil des Nationalen Archivfonds der Ukrainischen Sowjetischen Republik und nach 1991 der unabhängigen Ukraine dar.

Das Notenarchiv von Bach - sein kultureller Wert ist unschätzbar und sein materieller Wert übersteigt mehrere Dutzende Milliarden Euro - wurde 2001 unter der Präsidentschaft von Leonid Kutschma an die Regierung von Gerhard Schröder übergeben. In der ukrainischen Öffentlichkeit wird bis jetzt heftig diskutiert, ob dieser umstrittene politische Schritt damaliger Behörden angemessen und rechtlich zulässig war. Dazu hat das ukrainische Parlament dem nicht zugestimmt.

nj


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