Russische

Russische "Ente", die an Kurzsichtigkeit leidet

Ukrinform Nachrichten
Wie der Kreml sich in die ukrainischen Wahlen 2018 einmischen wird

"Wenn man wie eine Ente läuft und wie eine Ente schnattert, ist das eine Ente. Wenn man wie eine Ente läuft, wie eine Ente schnattert und verneint, dass man eine Ente ist, ist das eine russische "Ente". Diesen Witz über die Außenpolitik des Kremls gibt es im englischsprachigen Internet bereits seit einigen Jahren. Er ist als Antwort auf die zahlreichen unsinnigen Einwände der offensichtlichen Tatsachen durch Moskau erschienen: Von  russischen Truppen, die es auf der Krim "nicht gegeben hätte" und im Donbass "nicht gebe", von Boeing MH17, die von Flieger Woloschin "abgeschossen wäre", was der Fluglotse Carlos "bestätigt hätte", bis zur Einmischung in die amerikanischen Wahlen, die es "unser Ehrenwort, nicht gegeben wäre", von "Brexit" bis zu der Vergiftung Skripals und den chemischen Angriffen in Syrien."Glauben Sie an nichts, bis der Kreml es verneint", so scherzt das englischsprachige Netz darüber.

Übrigens, ist die Politik der Einmischung und die Verneinung ein wichtiges Instrument Russlands, das nicht zu unterschätzen ist. Gegen die Regeln zu spielen, ist es leichter, als danach. Deshalb muss sich die Ukraine auf die Einmischung in die ukrainischen Wahlen 2019 vorbereiten. Sie kann nicht weniger, als Einflussoperationen in den USA und anderen Ländern des Westens im Laufe von 2016-2018, sondern noch mehr sein. Ungeachtet dessen, wieviel vom Gesichtspunkt des Kremls aus auf die Karte der ukrainischen Wahlen gesetzt ist.

WOZU BRAUCHT MAN, COMPUTER KAPUTT ZU MACHEN, WENN MAN DIE WÄHLER KAPUTT KRIEGEN KANN?

Im XXI. Jahrhundert machen Experten titanische Anstrengungen für den Schutz der Computer vor einem Cyberangriff der Verbrecher, die fähig sind, Hardware arbeitsunfähig zu machen, wichtige Informationen zu stehlen, Bankkonten zu berauben. Sie geben zu, es sei kaum möglich, Computer vor der Einmischung der Hacker vollständig zu schützen. Aber es stellt sich heraus, es ist einfacher und billiger, als einen Computer kaputt zu machen, etwas anderes zu zerbrechen. Das ist das Bewusstsein der Wähler.

Am 13. Juli 2018 erhob der US-Sonderermittler Robert Muller einen Vorwurf gegen zwölf Russen wegen der Einmischung in die Präsidentschaftswahlen in den USA 2016. Laut dem Bericht der amerikanischen Aufklärungsgesellschaft griffen die Russen zu einer maßstäblich präzedenzlosen Einflussoperation zwecks der Meinungsmanipulation  der Amerikaner. Noch vor zwei Jahre bis zu den Wahlen begann der Kreml, das amerikanische Segment der sozialen Netzwerke zu analysieren. Den Ermittlungen von Mueller zufolge sei diese Kampagne eine Multimillionen-Operation von Hunderten von Menschen, die seit Jahren andauerte.

Während der Kampagne gab der Kreml bis zu 1,25 Millionen US-Dollar monatlich für die Werbung in den sozialen Netzwerken aus, die auf die sorgfältig ausgewählten zweckbestimmten Gruppen der Amerikaner gerichtet war und im Großen und Ganzen auf die vernichtende Kritik der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und die Unterstützung des Kandidaten Donald Trump und Bernie Sanders hinauslief. Sie schufen dafür falsche Seiten, sich als Amerikaner (was eine direkte Regelverletzung von Facebook ist) dargestellt zu haben. Auf diesen Seiten veröffentlichten die Russen nicht nur Karikaturen und Artikel aus den russischen Quellen, sondern auch riefen die Bürger der USA unmittelbar auf, Protestaktion zu veranstalten. Bemerkenswert ist das, dass "die Kremlamerikaner" sich sowohl vor den Wahlen als auch danach als Anhänger sowie Kritiker von Donalds Trump maskierten. Aber Moskau interessierte sich vor allem für Auseinandersetzung der Bürger im Lager der Gegner, für Vertiefung ihrer Widersprüche und  Destabilisierung mehr als für die Unterstützung irgendwelchen konkreten Kandidaten. Und es interessiert sich dafür auch jetzt.

Die Tätigkeit des Kremls ist im ukrainischen Segment der sozialen Netzwerke seinen Handlungen in den USA fast identisch. Noch 2016 haben Journalisten eine sorgfältige Forschung durchgeführt und im ukrainischen Segment Facebook eine Kreml- Bot-Farm aufgedeckt. Sie bestand aus ca. 2.000 Seiten Trolle, die sich als ukrainische Patrioten darstellten und zum Staatsstreich und Protesten aufriefen. Geleitet wurden sie von einem gewissen Stepan Masura, einem Patrioten im Internet, im realen Leben - der Kämpfer der russischen Besatzungsverwaltung "Volksrepublik" DNR. Der Unterschied zwischen den USA und der Ukraine besteht lediglich darin, dass es dem Kreml in den USA teilweise gelang, das Ergebnis zu erreichen, und in der Ukraine – bis jetzt nicht.

SIND UKRAINE UND WESTEN SCHICKSALSGEFÄHRTE?

Amerikanische und ukrainische Beispiele liegen auf der Hand. Jedoch gibt es viel mehr Fühler, womit die Kreml-Krake die Gehirne der Bürger anderer Länder erreicht. Die Einmischung Moskaus in die öffentliche Meinung kurz vor der Abstimmung waren in den letzten Jahren mindestens in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Schweden, Österreich, Moldawien, Bulgarien festgestellt. Russische "Ente" ist die russische "Ente", so ist es. Selbst wenn der Kreml seine Teilnahme verneint. Besonders wenn der Kreml seine Teilnahme verneint!

Das nächste Jahr wird in der Ukraine mit der Präsidentschaftswahl beginnen und mit den Parlamentswahlen beenden. Die sorgfältige Forschung der russischen Einflussmethoden in anderen Ländern kann helfen, in der Ukraine drohende Gefahr zu bannen. Das wirksamste Schutzmittel gegen die verborgenen Einflussoperationen ist die Informiertheit. Die Kreml-Fühler sind nur dort wirksam, wo man über sie nicht weiß. Um so mehr, dass die Amerikaner, die durch eigene schlimme Erfahrungen gelehrt sind, der Ukraine die Hilfe bei der Gegenwirkung der möglichen Einmischung Russlands in die Wahlen 2019 anbieten. Darum handelte es sich insbesondere bei der jüngsten Pressekonferenz des Botschafters der Ukraine in den USA, Walerij Tschalyj, in Ukrinform. Präsident Petro Poroschenko und der spezielle US-Gesandte Kurt Volker besprachen vor einer Woche auf dem Treffen in Washington die mögliche russische Einmischung.

Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Ukraine auf einige Einflussoperationen des Kremls zum ersten Mal zusammenstoßen kann. Man muss den Kreml nicht unterschätzen. Dort lernt man gut aus eigenen Fehlern und korrigiert man ständig sein Instrumentarium: lehnen ab, was aufgedeckt war und Effektivität verlor, schaffen das Neue.

EXPERTEN: BEI UKRAINISCHEN WAHLEN WIRD DAS GANZE ARSENAL RUSSISCHER EINFLUSSMETHODEN EINGESETZT

Der Experte der Gruppe "Informationswiderstand" Juri Karin meint, dass der Kreml im ukrainischen Fall alles aufs Spiel setze. "Die Unmöglichkeit "der Rückführung der Ukraine" ausschließlich militärisch verstehend, wurde beschlossen, "das Hybridszenario" auszuspielen... Man muss betonen, dass das Instrumentarium des Einflusses auf den Verlauf und Ergebnisse des Wahlprozesses in der Ukraine wesentlich größer als in den USA oder der EU sein wird. Involviert werden sämtliche Hybridmechanismen – von der Finanz- und Informationsunterstützung des prorussischen Kandidaten bis zu der Zuspitzung an der Front vorbehaltlich kritischer Verluste oder neuer "Kessel", teilte Karinas im exklusiven Kommentar dem Ukrinform-Korrespondenten mit. Wichtiger Unterschied der Wahlen in der Ukraine von anderen Wahlen in den Ländern des Westens besteht doch darin, dass sie hier während des realen Krieges stattfinden.

Der Exekutivdirektor der tschechischen Nichtregierungsorganisation "Analytisches Zentrum "Europäische Werte" Jakub Janda detaillierte das Arsenal der Einflussmittel, das Russen im ukrainischen Wahlprozess für Manipulationen verwenden können."Es ist offenbar, dass reflektive Kontrolle ausgenutzt wird, das heißt, die genau geprüften Handlungen, um vermutete Reaktion der gewählten Segmente der ukrainischen Gesellschaft zu provozieren. Die bereits gewohnheitsmäßige Methode der Irreführung, der schwarzen PR gegen einige Kandidaten, falscher oder bezahlter Proteste wird eingesetzt. Direkte russische Einmischung wird auch als Cyberangriff auf Informationssysteme und die Wahlinfrastruktur vorgenommen, um den Eindruck der Unordnung und angeblich des Zerfalls der Ukraine zu verstärken", sagte Janda im exklusiven Interview dem Ukrinform-Korrespondenten. Der tschechische Experte vermutet auch, dass das amerikanische Szenario ausgespielt werden kann, wenn russischen Hacker innere Dokumente bestimmter Kandidaten stehlen und sie im Netz verbreiten, oder diese Dokumente "korrigieren" und danach sie veröffentlichen können. Er ist mit Juri Karin einverstanden, dass der direkte Militärdruckauch verwendet werden kann: "Russische Marionetten werden im Osten ihre Aktivität an den Tag bringen, um den Druck zu verstärken", ist er überzeugt.

Der britische Experte, der Analytiker für Europa und die GUS des britischen Unternehmens für Analyse der Informationen und der Risiken IHS Markit, Alexander Kokscharow, präzisierte die Schmerzpunkte, worauf Russland militärisch drücken kann. "Russland wird eine Kombination verschiedener Methoden ausnutzen, von militärischer  Abschreckung im Schwarzen und Asowschen Meer und der kontrollierbaren Zuspitzung entlang der Kontaktlinie im Donbass bis zu Informationskampagnen (Fehlinformation und Irreführung) und sogar bis zu Cyberangriffen", teilte er seine Vision im exklusiven Kommentar dem Ukrinform-Korrespondenten mit. Kokscharow prognostiziert, die Worte von  Jakuba Janda wiederholt zu haben: "Russland wird seine Informationsressourcen für die Unterstützung der Kandidaten verwenden, die es bevorzugt, und wird versuchen, Ansehen ihrer Gegner zu schädigen". In Bezug auf die Cyberangriffe meint Kokscharow, dass sie "auf den Informationskrieg (Diebstahl und Veröffentlichung der vertraulichen Informationen, die den Reputationsschaden den Gegnern des Kremls zufügen wird) und potentiell sogar auf die Beschädigungen der staatlichen kritischen Infrastruktur (Stromnetze, Wasserversorgung und ähnliches) gerichtet werde – zum Ziel, Krawalle zu provozieren".

RUSSEN MÖCHTEN WEIT MEHR ALS EINFACH "KRIEG"

Um diesen Herausforderungen zu widerstehen, ist es wichtig, zu verstehen, worin eben strategische Ziele des Kremls bei den ukrainischen Wahlen 2019 liegen.

Juri Karin hat das für die Ukraine schlimmste und für Moskau  erwünschteste Szenario geschildert: "Im Frühling - erhofft der Kreml gleichzeitig mit Besteigung einer prorussischen Marionette des Amtes des Präsidenten der Ukraine - wird die Frage über die Aufhebung der Sanktionen nach dem Moskauer Szenario geregelt. Es sieht ungefähr so aus: 1) der Sieg des prorussischen Kandidaten bei den Präsidentenwahlen der Ukraine; 2) der Sieg der prorussischen Kräfte in der Werchowna Rada und die Bildung der Mehrheit um die Kreml-Marionette an der Spitze des Staates; 3) die Eintragung der Änderungen zur "Föderalisierung" an der Verfassung; 4) direkte Verhandlungen der vom Kreml kontrollierten ukrainischen Macht mit Marionetten-"Chefs" der besetzten Gebiete, deren Ergebnisse die Rückführung der "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk in den Bestand der Ukraine mit Befugnissen  einer breiten Autonomie und Finanzierung "im tschetschenischen Format" sein werden. Im Falle dieses Szenarios erhält der Kreml nicht nur die Aufhebung der Sanktionen wegen der Okkupation des Donbass, sondern auch gewinnt er die Ukraine in seinen Einflussbereich zurück und stoppt alle Integrationsprozesse des Landes", erklärte der Experte.

Alexander Kokscharow ist mit Juri Karin betreffs der Formulierung der Ziele des Kremls einverstanden, aber erklärt, warum er nicht glaubt, dass es Moskau gelingen wird, das schlimmste Szenario umzusetzen. "Die Hauptziele des Kremls werden zur Wahl dieses Präsidenten und der Bildung einer Regierung beitragen, die die strategische Richtung der Ukraine der vier vorhergehenden Jahre, einschließlich des Kurses auf die NATO und die EU ablenken lassen werden. Russland möchte, dass die Ukraine entweder ein Pufferstaat bleibt, oder in den russischen Einflussbereich zurückgekehrt. Wenn auch ich daran zweifle, dass es gelingen wird, diese Ziele zu erreichen (in Anbetracht jetzigen Zustandes der Beziehungen zwischen zwei Staaten),werden diese Ziele doch seine Ziele sein und Russland wird daran arbeiten, sie durch verschiedene Methoden, wie oben dargelegt, zu erreichen", betonte Kokscharow.

Der tschechische Experte Jakub Janda sieht die Ziele des Kremls vor allem in der Spaltung der Ukrainer, und nicht nur in der Unterstützung eines konkreten Kandidaten: "Das Hauptziel des Kremls ist es, den Einfluss auf die ukrainische Politik zu behalten, die Vorstellung über proeuropäische und prorussische Kandidaten unterstützt zu haben. In Wirklichkeit spielt dieses Schwarz-Weiß-Herangehen in die Hände Russlands und einiger Kandidaten. Deshalb muss man das im Fokus haben, inwiefern wirksam die Pläne und die Handlungen in Richtung der Reformen sind und wie "Dienstzeugnisse" verschiedener Kandidaten aussehen", betonte der Experte. Es stimmt mit der Analyse der Wahlen in den westlichen Ländern überein, wo der Kreml öfters gleichzeitig sowohl linksextreme, als auch rechtsextreme Kandidaten unterstützte. Alles passt, was der Destabilisierung und der Unordnung dient.

Jakub Janda hat einige charakteristische Merkmale der Handlungen Russlands bei den jüngsten Wahlen in Tschechien ausgegliedert, die identisch auch in der Ukraine sein können: "Eine gemeinsame Eigenschaft kann die Nutzung der lokalen Politiker für Verbreitung der Thesen der russischen Propaganda sein, da der direkte Einfluss der russischen Massenmedien sowohl in Tschechien, als auch in der Ukraine so gut wie nichts ist. Die Nutzung der lokalen regierungsfeindlichen oder korrupten politischen Kräfte für Diskreditierung der europäischen Integrationsrichtung des Landes, dass den russischen Interessen schließlich dienen wird", heißt es.

ACHILLESFERSE DER UKRAINISCHEN INNENPOLITIK

Wie muss sich die Ukraine gegen Szenarios verteidigen, die im Kreml geschrieben werden? Wie kann man die Drohungen verringern und wirksam Informationen des Einflusses vorhalten? Die Meinungen der von Ukrinform befragten Experten gehen auseinander, aber insgesamt wird das Augenmerk auf die Innenpolitik der Ukraine gerichtet.

Nach der Meinung Alexander Kokscharows aus Großbritannien sei das folgende "Rezept" wirksam: "Die Fähigkeit der Ukraine, der russischen Einmischung in die Wahlen entgegenzustehen, wird sich verbessern, wenn die Ukraine vom Einfluss des russischen Informationsraumes (der Massenmedien und der sozialen Netzwerke) weiter befreit wird. Die ukrainischen Positionen der Ukraine werden bei den Wahlen durch die Fortsetzung der politischen Verbundenheit mit dem Westen verstärkt, einschließlich der Zusammenarbeit bei den Wirtschaftsreformen und dem Aufbau fester Beziehungen im Militärbereich". Seinen Worten nach "können positive Verschiebungen in der Ukraine  - konkrete Ergebnisse im Kampf gegen Korruption, das Wirtschaftswachstum, die Entwicklung des Handels mit der EU und anderen westlichen Partnern und als Folge die Erhöhung des Lebensstandards (der Renten und der Gehälter) - vom strategischen Gesichtspunkt aus die beste Gegenwirkung der russischen Einmischung in die Wahlen sein". 

Jakub Janda meint, dass der innere politische Kampf in der Ukraine ihrem Image im Ausland manchmal schade und die Fähigkeit torpediere, dem russischen Einfluss zu widerstehen. Darüber hinaus gibt er der ukrainischen Macht einen Rat, sich Mühe zu geben und den Druck auf Journalisten und die Zivilgesellschaft einzustellen, "sonst riskieren sie, das Vertrauen in den Augen der westlichen Welt zu verlieren". Janda wies darauf hin, dass die Ukraine fragil sei: "Ich meine, dass gerade Tschechien aus Erfahrungen der mutigen ukrainischen Zivilgesellschaft lernen muss - und nicht im Gegenteil. Aber wenn es etwas gibt, was die die Ukraine aus tschechischen Erfahrungen übernehmen könnte, ist es so: Es ist ungenügend, eine gute Zivilgesellschaft und gute Massenmedien zu haben. Um das korrupte Verhalten in der Innenpolitik einzustellen, ist eine politische Opposition nötig. In der Tat können Sie diese Lehre momentan in ganz Zentral und Osteuropa sehen".

Andererseits wies Alexander Kokscharow darauf hin, dass man die Fähigkeiten des Kremls in der Ukraine auch nicht überschätzen muss. "Russland meint bis jetzt, dass die Ukraine ein Teil dessen "nahen Auslands" sei. Und sie glauben, dass sie die Ukraine besser als westliche Länder verstehen. Ich verhalte mich persönlich zu dieser Stellungnahme skeptisch: die Auffassung der Ukraine unter den Schlüsselpersonen, die Entscheidungen in Russland treffen, hat sich ab 2014 wesentlich verschlimmert, als viele Beziehungen zerrissen worden waren, und viele Russen haben aufgehört, in die Ukraine zu fahren. Die Mehrheit der Russen sehen die Ukraine durch das Prisma ihres chauvinistischen Paradigmas, von hier aus – bis jetzt das schlechte Verständnis der inneren Dynamik in der ukrainischen Gesellschaft und der Richtung der ukrainischen Politik. Zum Beispiel, glauben viele Menschen in Moskau wirklich, dass ein prorussischer Politiker auf dem Präsidentenstuhl in der Ukraine thronen kann. Ich bezweifle, dass es möglich ist", fasste Kokscharow zusammen.

KURZSICHTIGKEIT RUSSISCHEN CHAUVINISMUS - EINE CHANCE FÜR UKRAINE?

Aus der Analyse der Einmischung Russlands in die Wahlen in den westlichen Ländern in der letzten Zeit und den Einschätzungen der Experten geht es hervor, dass sich die Ukraine angesichts der Annäherung der Wahlen 2019 auf eine Periode der Turbulenz und der Anwendung des ganzen Spektrums der Methoden der russischen Einflussoperationen vorbereiten soll. Es scheint, dass der Kreml jetzt auf den Sektor "Wahlen" wirklich alle seine Ressourcen setzt, indem er die Möglichkeit verpasste, die Ukraine durch Militärangriff 2014, wirtschaftlich 2015, informativ 2016-2017 zerstört zu haben. Der Ukraine gelang es inzwischen, viele Sicherheitslücken zu beheben. Das Kriegspotential der Streitkräfte wieder herzustellen, der Energieabhängigkeit von Russland zu entgehen, Handel nach dem Westen  umzuorientieren, die Informationsabhängigkeit von russischen Massenmedien zu verringern. Jedoch bleiben die Innenpolitik und besonders "Vernichtungskampf" unter den ukrainischen Politikern traditionelle Schwachstelle.

Andererseits, flössen die Worte Alexander Kokscharows betreffs des Grades des Verständnisses bezüglich der Ukraine seitens der Schlüsselpersonen im Kreml, der ab 2014 wesentlich verschlimmert wurde, gewissen Optimismus ein. Die Ukraine oben nach unten anzuschauen, was den Russen traditionell inne liegt, stört sie, die Situation adäquat einzuschätzen. Das ist eine Schwachstelle des Kremls und ein Vorteil der Ukraine, den sie wie auch andere Vorteile ausnutzen soll, wenn sie überleben möchte.

Im strategischen Ausmaß, ab 2014 und bis jetzt, hat Moskau "in ukrainischer Richtung" sich selbst überspielt. Sie hat vom ukrainischen Wahlfeld knapp 5 Millionen Wähler getrennt, die Russland traditionell sympathisierten. Die Ukraine hat die Wahlen 2014 ohne deren Teilnahme geschafft. 2015-2016 fügte der Kreml überdurchschnittliche Bemühungen bei, um die Ukraine zu zwingen, Donezk und Lugansk zu den russischen Bedingungen in ukrainisches Wahlfeld zurückzukehren. Jedoch gelang es der Ukraine, auf irgendwelche Weise dieses Szenario zum Scheitern zu bringen. Bis zu den Wahlen 2019 wird es kaum  gelingen, es zu realisieren, und es bedeutet, dass die Ukraine noch einen Wahlzyklus schaffen wird, worin die prorussische Wählerschaft im Abseits stehen wird. Der strategische, spitzfindige Kreml?

Jedoch ist es keine Zeit, sich zu "entkrampfen". Es kann erscheinen, dass die westliche Welt aus eigener Erfahrung auf das Verhalten Russlands eben in den letzten Jahren zusammengestoßen ist, während die Ukraine viel Erfahrung des Kampfes gegen den Kreml hat. Aber Ermüdung  binnen knapp guter Jahre des Kampfes, wie auch die tatsächliche Abwesenheit der russischen Massenmedien im Blickfeld, können insgesamt einen Rückeffekt haben und die Wachsamkeit der Ukrainer einschläfern. Man muss nicht vergessen, dass die russische "Ente" eine russische "Ente" ist. Selbst wenn sie es verneint. Besonders, wenn sie es verneint!

Georgij Tychyj, Kiew

nj


Let’s get started read our news at facebook messenger > > > Click here for subscribe

Bei dem Zitieren und der Verwendung aller Inhalte im Internet sind für die Suchsysteme offene Links nicht tiefer als der erste Absatz auf „ukrinform.de“ obligatorisch, außerdem ist das Zitieren von übersetzten Texten aus ausländischen Medien nur mit dem Link auf die Webseite „ukrinform.de“ und auf die Webseite des ausländisches Mediums zulässig. Texte mit dem Vermerk „Werbung“ oder mit einem Disclaimer: „Das Material wird gemäß Teil 3 Artikel 9 des Gesetzes der Ukraine „Über Werbung“ Nr. 270/96-WR vom 3. Juli 1996 und dem Gesetz der Ukraine „Über Medien“ Nr. 2849-IX vom 31. März 2023 und auf der Grundlage des Vertrags/der Rechnung veröffentlicht.

© 2015-2024 Ukrinform. Alle Rechte sind geschützt.

Design der Webseite — Studio «Laconica»

erweiterte SucheWeitere Suchkriterien ausblenden
Period:
-