Leonid Krawtschuk - der erste Präsident der unabhängigen Ukraine: Fußball sei kein Mittel für Druck
Leonid Krawtschuk - der erste Präsident der unabhängigen Ukraine: Fußball sei kein Mittel für Druck
Der Fußball sei kein Mittel für politischen Druck, deshalb sei es eine Privatsache eines einzelnen Politikers oder Regierungsbeamten, ins Stadion der UEFA EURO 2012 in der Ukraine kommen oder nicht kommen. So sehen die Überzeugungen des ersten seit dem Zerfall der Sowjetunion Präsidenten der Ukraine aus, die durch europäische Ausgabe EurActiv.de dargestellt werden.
„Das ist eine Privatsache für die Regierungschefs, ob sie ins Stadion kommen oder nicht. Das ist nicht Sache des Protokolls. Und was die Boykott-Empfehlungen mancher EU-Politiker anbetrifft, so rate ich, diplomatische Formen des Drucks zu benützen. Fußball ist kein Mittel für Druck", - führt die Ausgabe Worte des ukrainischen Politikers an.
In der Veröffentlichung handelt es sich auch darum, dass Leonid Krawtschuk in einem Hintergrundgespräch mit Vertretern der Stiftung „Perspektive Ukraine“ auch betonte, die Fußball-Europameisterschaft finde auf jeden Fall und unter allen Bedingungen statt, unabhängig davon, wer komme und wer nicht komme. „Aber ich wünsche mir schon, dass die europäischen Regierungschefs in die Ukraine kommen“, - kündigte Leonid Krawtschuk an. Der Politiker betonte auch, die Ukraine habe sich das Recht, die Europameisterschaft durchzuführen, sehr schwer erkämpft, wobei sie nicht die Hilfe der EU habe nutzen können.
Der erste Präsident der unabhängigen Ukraine gab seiner Überzeugung Ausdruck, er sehe für sein Land keine Alternative zur europäischen Integration: „Wir dürfen nicht zwischen Ost und West wackeln. … Das würde auch Russland verstehen, wenn wir uns definitiv entschieden haben“.
Leonid Krawtschuk erinnerte auch daran, in der Außenpolitik habe sich die Ukraine klar und grundsätzlich für die europäische Integration entschieden. Aber in der Praxis stoße diese Entscheidung auf den Widerstand politischer Kräfte. Der Einfluss Russlands sei hier nicht zu unterschätzen. „Wir müssen ständig balancieren. So lässt sich eine seriöse und nachhaltige Außenpolitik nicht machen“.
Der ukrainische Politiker äußerte seine Meinung, die politische Elite Russlands nehme die Ukraine sehr oft nicht als unabhängiges Land wahr. Russland unternehme immer wieder Schritte, den europäischen Kurs der Ukraine mehr in Richtung Osten zu ändern. Russland versuche, mit Hilfe der Zollunion oder Eurasischen Union und verschiedener anderer wirtschaftlicher Schwerpunkte, die ukrainische Politik und Wirtschaft in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Zu diesen Beeinflussungen gehöre seit zwanzig Jahren immer wieder das Thema mit den russischen Gaspipelines sowie mit dem Gaspreis. So zahle die Ukraine für 1000 Kubikmeter Gas aus Russland 620 US$, wogegen beispielsweise Deutschland nur etwas mehr als 400 US$ zu zahlen habe. "Keiner kann das erklären, dass wir fürs Gas pro Jahr 600 Millionen US$ Überzahlung leisten müssen“, - erklärte Leonid Krawtschuk.
Dabei hob der erste ukrainische Präsident hervor, ungeachtet davon, dass Russland die Ukraine nicht loslassen wolle, seien heute rund 53 Prozent der Ukrainer überzeugt, dass sie nicht mit Russland „wieder“fusioniert werden wollen. Demnach habe sich die Stimmung der Ukrainer gegenüber der EU und der NATO positiv verändert – und zwar in Richtung der westlichen Werte.
„Die Ukraine muss sich ganz definitiv für ihren politischen Kurs entscheiden und den proeuropäischen Kurs dann auch konsequent in die Praxis umsetzen. Unabhängig, unter welcher Regierung”, - hob der erste ukrainische Präsident hervor.
„Aber auch die EU muss sich konsequenter gegenüber der Ukraine verhalten. Sie darf uns nicht durch die russische Brille sehen. Da gibt es oft doppelte Standards“, - mahnt der ukrainische Politiker. Er ist davon überzeugt, Europa dürfe die Ukraine nicht im Lichte russischer Interessen betrachten, sondern im Kontext.
Dabei brachte Leonid Krawtschuk die Hoffnung, die Regierung verstehe die Bedeutung für die Integration in Europa des Falls von Julia Tymoschenko, während dessen „die Oppositionspolitikerin wurde wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt“.
„Die ukrainische Regierung und die Gerichte werden und müssen alles tun, um die Frage Julia Timoschenko so zu lösen, wie es in einer zivilsierten Welt nötig sei“, - erklärte Leonid Krawtschuk. Diese sehr aktuelle Frage stehe auf der To-do-Liste der Regierung, da gewisse Entscheidungen – Assoziierungsabkommen (mit der EU – red.), Zollabkommen, Freihandlszone – davon abhingen.
„Die ukrainische Regierung versteht sehr gut, dass es ohne Rechtsstaatlichkeit und ohne Einhaltung der Menschenrechte keine europäische Integration geben kann“, - hob ukrainischer Politiker hervor.
Er äußerte seine Überzeugung, die Ukraine werde alles tun, um das Assoziierungsabkommen zu unterzeichnen und ratifizieren zu lassen. Darin liege für die Ukraine die Zukunft, ob es nach Europa gehe oder zurück in Richtung Russland und Osten. „Wichtig ist, dass die Mehrheit der Ukrainer das auch versteht und dass sie weiß: was die internationale Gemeinschaft tun kann, hängt allein von der Ukraine selbst ab“, - führte EurActiv.de die Worte des ertsen Präsidenten der unabhängigen Ukraine an.