COVID-19 in der Ukraine: Die Problematik der Pandemiebekämpfung

COVID-19 in der Ukraine: Die Problematik der Pandemiebekämpfung

Ukrinform Nachrichten
Die COVID-19 Pandemie, die zu einer der größten Herausforderungen für die Welt geworden ist, weist in jedem Land ein eigenes Entwicklungsszenario auf. 

Einige Staaten haben es geschafft, die rasante Ausbreitung des Virus einzudämmen, während andere zum Epizentrum geworden sind oder sich auf dem Weg dazu befinden.

In der Ukraine, einem Land mit 42 Millionen Einwohnern, stimmen die Zahlen der Ausbreitung der Corona Infektionen im Allgemeinen optimistisch und geben Hoffnung, dass die Pandemie keine großen Verluste an Menschenleben verursachen wird. Jedoch werden wirtschaftliche Folgen wohl sicherlich nicht vermieden werden können.

Bis zum 18. Mai wurden in der Ukraine 18.616 Fälle von COVID-19 Erkrankungen registriert. Davon sind 12.805 aktive Fälle, von denen 535 Personen starben. Die Anzahl neuer Erkrankungen bleibt mit 300 bis 500 Menschen pro Tag über mehrere Wochen stabil.

Laut einer Prognose der Arbeitsgruppe für die mathematische Modellierung von Problemen im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Coronavirus-Epidemie in der Ukraine, die an der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine eingerichtet wurde, sollte der Höhepunkt der Morbidität im Land zwischen dem 2. und 5. Mai und der Höhepunkt der Mortalität zwischen 3. Und 10. Mai liegen.

Nach dem die höchsten Inzidenzraten erreicht worden sind (Medianwert von 500 Fällen pro Tag) sollte die Anzahl der Neuinfektionen sinken. Ungefähr am 5. Juni könnten es 380 Fälle pro Tag sein. Nach Erreichen des Höchststandes der Mortalität (Medianwert von 12 Fällen) wird die Zahl der neuen Todesfälle bis zum 5. Juni auf einen Medianwert von 9 sinken.

Es wird angenommen, dass die rechtzeitige und rasche Einführung von strengen Quarantäne Beschränkungen eine wichtige Rolle bei der Eindämmung und Ausbreitung der Coronavirus Pandemie gespielt haben soll. Obwohl es einige Probleme beim Testen auf COVID-19 gab, wurden die ersten restriktiven Maßnahmen am 12 März eingeführt, als es nur eine registrierte Infektion im Land gab. Zum Vergleich hat Italien, das zu einem Zentrum der Pandemie geworden ist, die Quarantäne erst am 9 März eingeführt, als es im Land bereits mehr als 9.000 Patienten mit COVID-19 gab. Österreich, eines der Länder, welches die besten Ergebnisse zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus vorweisen kann, begann am 10 März mit der Einführung der ersten Beschränkungen, als bereits 155 Patienten registriert waren.

Auf der Grundlage der obigen Prognose der Arbeitsgruppe hat die ukrainische Regierung einen Plan zur Beendigung der Quarantäne in der Ukraine entwickelt. Die erste Phase begann am 11. Mai und umfasst die Wiederaufnahme der Arbeit einiger Institutionen und bestimmter Aktivitäten, die antiepidemischen Maßnahmen unterliegen. Gleichzeitig wird es weiterhin Vorschriften für das obligatorische Tragen von Masken und der Einhaltung sozialer Distanz geben, Beschränkung von Gruppen auf 2 Personen (außer für Kinder) geben. Es wird auch keine U-Bahn, keine öffentlichen Verkehr (nur mit Sonderpässen), sowie keine Fern- und interregionale Passagierempfang  geben.

Die Behörden werden die Auswirkungen der Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19 Neuinfektionen genau überwachen. Dies schließt auch eine Wiedereinführung von Quarantäne Maßnahmen in bestimmten Regionen, welche sich in einer kritischen Situation befinden, nicht aus.

In einigen Nachbarländern der Ukraine ist die Situation eine völlig andere. Die Tschechische Republik, mit 8.480 registrierten Fällen, wovon 298 Todesfälle zu beklagen sind, ist bereits aus der Quarantäne heraus. Weißrussland ist einen eigenen Weg gegangen und hat erst überhaupt keine Quarantäne Maßnahmen eingeführt. Jedoch gibt es hier 29.650 Infizierte, wovon 165 gestorben sind. In Russland wurde lange Zeit über dieses Thema geschwiegen und die Quarantäne wurde erst spät eingeführt. Es belegt nun den zweiten Platz in dieser traurigen Statistik der Ausbreitung der Corona Neuinfektionen, mit mehr als 290.678 Fällen, wobei 2722 Menschen starben. Dabei bleibt die offizielle Zahl der Todesopfer im Vergleich zu anderen europäischen Ländern erstaunlich niedrig, was auch die Glaubwürdigkeit der Sterberate Corona-Infizierter in Russland in Frage stellt.

Nach einer vorläufigen Schätzung ukrainischer Wissenschaftler ähnelt sich der Prozess der Ausbreitung dem von Polen. Hier gibt es 18.746 infizierte mit 929 Toten.

„Unser Weg ähnelt Polen, deshalb orientieren wir uns an diesem Land. Unsere Länder sind in Bezug auf Bevölkerung und Alter ähnlich. Wir liegen ungefähr eine Woche hinter der Statistik von Polen zurück. Weil wir uns an den Statistiken von Polen orientieren, können wir ungefähr bewerten wie sich die Osterferien oder eine gewisse Lockerung der Maßnahmen auswirken werden“ – sagt in einem Interview mit der DW der Leiter der Arbeitsgruppe, Igor Brovchenko, stellvertretender Direktor des Instituts für mathematische Maschinen und Systeme der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine, im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Coronavirus-Epidemie in der Ukraine.

Dabei gibt der Wissenschaftler zu, dass die offizielle Statistik über festgestellte Infektionsfälle mit COVID-19 nicht die Gesamtzahl der Patienten wiederspiegelt: „und das ist nicht nur ein ukrainisches Problem“. Die realen Zahlen „kann man nur ungefähr und sehr grob nach der Sterblichkeitsrate bewerten“: „Aus der Analyse von Stichproben in einigen Städten in den USA und Deutschland, kann die tatsächliche Sterblichkeitsrate von COVID-19 0,5 bis 1 Prozent aller Patienten betragen. Im Vergleich zur statistisch ermittelten Sterblichkeit kann geschätzt werden, wie viele tatsächlich kranke Patienten nicht berücksichtigt worden sind. Es ist nur dann möglich, wenn wir der Statistik  über Todesfälle vertrauen."

Laut Igor Brovchenko ist der Prozentsatz der Todesfälle in der Ukraine gering und in den letzten Tagen zurückgegangen - jetzt sind es etwa 2,5% der registrierten Patienten und vorher waren es 3%. "Bisher können wir sagen, dass es in der Ukraine keine verheerende Situation herrscht. Wir haben keine überfüllten Krankenhäuser, nicht alle Beatmungsgeräte sind besetzt und es gibt keine Voraussetzungen für eine Katastrophe. Und dann wird alles davon abhängen, wie sich die Ukrainer verhalten und wie das Land aus der Quarantäne herauskommt. Weil das Hauptproblem nicht darin besteht, über die Krankheit hinwegzukommen, sondern darin, aus dieser Situation herauszukommen und damit leben zu lernen, weil das Virus nirgendwo hingehen wird ", sagte der Experte.

Die internationale Unterstützung von den ausländischen Partnern trägt auch zur Überwindung des Coronavirus in der Ukraine bei. Indien versorgte die Ukraine mit einer Reihe von Medikamenten, China mit Schutzausrüstung (Anzüge, Atemschutzmasken) und Tests zur Diagnose des Virus. Internationale Organisationen leisten ebenfalls Unterstützung. Zum Beispiel plant die UN 33 Millionen US-Dollar zur Bekämpfung der Epidemie der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wird die IAEO Ausrüstung zur Erkennung von Coronavirus bereitstellen.

Die USA leisteten auch finanzielle Unterstützung für die Ukraine in Höhe von $9,1 Millionen die durch USAID als humanitäre Hilfe zur Bekämpfung der Krankheit bereitgestellt wurde. Laut der Botschaft der Ukraine in den Vereinigten Staaten "wird die Unterstützung auf die Vorbereitung von Laborsystemen, die Erkennung von Krankheiten, die technische Unterstützung bei der Reaktion und die Information über die Risiken der Verbreitung von COVID-19 gerichtet sein." Darüber hinaus wird die Prävention und Behandlung von Patienten mit COVID-19, die Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Hygienemaßnahmen für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten der Regionen Donezk und Luhansk, unterstützt.

Die vorübergehend unkontrollierten Gebiete der Ukraine bleiben auch im Kampf gegen das Coronavirus das Problem der Ukraine, was auch die Prognose im Land verschlechtert. Sowohl in der Autonomen Republik Krim als auch in den vorübergehend besetzten Gebieten Donezk und Luhansk ist die Situation eher unklar, und die von dort kommenden Informationen spiegeln nicht die tatsächliche Situation wider.

Nach Angaben der russischen Besatzungsbehörden auf der Krim wurde die Krankheit somit nur bei 294 Personen bestätigt, wobei 9 Menschen starben (Stand: 08.05.2020). Auf dem unkontrollierten Gebiet der Region Donezk bestätigten die russischen Besatzungsbehörden 248 Infektionsfälle und 5 Todesfälle. Und in den nicht von der Ukraine kontrollierten Gebieten der Region Luhansk wurden bisher insgesamt 317 Infektionsfälle und einen Todesfall bekannt gegeben. Gleichzeitig wurden Augenzeugen zufolge erst seit Anfang dieses Jahres in den unkontrollierten Gebieten der beiden östlichen Regionen der Ukraine sowohl unter der Zivilbevölkerung als auch unter Soldaten der russischen Besatzungsmächte und illegal bewaffneten Gruppen, die von Russland unterstützt werden, eineinhalb Tausend Lungenentzündungen festgestellt.

Im Allgemeinen überwindet die Ukraine, wie der Rest der Welt, weiterhin die Folgen der Coronavirus-Pandemie. Momentan ist es schwierig vorherzusagen, wie lange dieser Prozess dauern wird, da er von vielen Faktoren abhängt. Dies wurde zum einen durch rechtzeitige Quarantäne Beschränkungen, die Konsolidierung der ukrainischen Gesellschaft, die bereits 2014 zu Beginn der russischen bewaffneten Aggression gegen die Ukraine beobachtet wurde, und nach wie vor die internationale Hilfe von Partnerländern und Weltorganisationen erleichtert. Andererseits wird die vorübergehende Besetzung der Krimhalbinsel durch die Russische Föderation und der schwelende Konflikt in der Ostukraine die Situation weiter erschweren.

Wasyl Korotkyj für International Institute for Peace


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