„Forever Young“: Französischer Reporter Arman Soldin, der von russischer Rakete getötet wurde

„Forever Young“: Französischer Reporter Arman Soldin, der von russischer Rakete getötet wurde

Ukrinform Nachrichten
Kollegen sprechen von ihm als einem unglaublichen Reporter mit viel Energie und beeindruckender Menschlichkeit

Videoreporter der Nachrichtenagentur Agence France Press (AFP) Arman Soldin starb am 9. Mai bei einem Raketenangriff in der Nähe von Tschassiw Jar. Über seinen tragischen Tod berichtete zuerst die AFP. „Die gesamte Agentur ist am Boden zerstört über den Verlust von Arman“, schrieb der Geschäftsführer von AFP Fabrice Fries. „Sein Tod ist eine schreckliche Erinnerung an die Risiken und Gefahren, denen Journalisten täglich bei der Berichterstattung über den Konflikt in der Ukraine ausgesetzt sind.“

Gemeinsam mit Arman gab es vier weitere AFP-Kollegen, die den Tod von Soldin miterlebten und alles mit eigenen Augen sahen. Der Rest des Teams blieb unverletzt. Nach Angaben der Agentur befand sich ihre Gruppe beim ukrainischen Militär, als sie am Dienstag gegen 16.30 Uhr Ortszeit unter Beschuss geriet. Soldin wurde getötet, als eine Rakete unweit des Ortes, wo er sich vor dem Beschuss versteckte, einschlug.

Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft nahm bereits Ermittlungen wegen des Todes des Journalisten auf. Mit den Ermittlungen wird sich die für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zuständige Abteilung befassen.

Arman Soldin war der 57. Medienmitarbeiter, der infolge der russischen Aggression gestorben war, und der zehnte Journalist, der bei der Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit getötet wurde.

Kollegen und Menschen, die das Glück hatten, Arman zu kennen, sagten gegenüber Ukrinform, dass er eine strahlende Lichtgestalt, ein echter Profi und voller Liebe zum Leben in all seinen Erscheinungsformen war.

IN SARAJEVO GEBOREN UND IN DER UKRAINE GETÖTET

Er wurde in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, geboren. Als der Bosnienkrieg begann, war Arman erst zwölf Monate alt. 1992 wurde er nach Frankreich in Sicherheit gebracht. Er begann seine Karriere in der AFP als Trainee in Rom, 2015 arbeitete er Journalist in London. Seit September 2022 koordinierte Soldin die Arbeit der Videojournalisten der Agentur in der Ukraine. Er war ein Teil des ersten AFP-Teams in der Ukraine seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 2024. Seit den ersten Tagen des Angriffskrieges stand Arman Soldin stets im Mittelpunkt des Geschehens, sammelte Fakten und berichtete über den schrecklichen Krieg Russlands in der Ukraine, der seine persönliche Geschichte widerspiegelte. „Arman hat immer gesagt, dass die Geschichten über Geflüchtete aufgrund seiner eigenen Geschichte ihm am Herzen liegen“, sagte AFP-Direktorin für Europa Christine Buhagiar gegenüber Ukrinform.

Das sagte auch Soldin in seinen Interviews selbst. „Geschichten über Geflüchtete berühren mich“, schrieb er im Blog AFP Making Of Ende vergangenen Jahres.

In seinen Reportagen erzählte Soldin, wie die Ukrainer für ihre Freiheit kämpfen, über brutale Kämpfe, das Leben von Zivilisten, die Opfer des Krieges wurden und unter unmenschlichen Bedingungen zu überleben versuchten, die Zerstörung von Städten und zeigte auch seine Menschlichkeit gegenüber allem Lebendigen. Seine Kollegen sagen, dass er ein freundlicher, energischer, mutiger Mensch und unglaublich engagiert in seinem Beruf war.

Auch nach einem langen, anstrengenden und schwierigen Tag lud er Videomaterial hoch, um der Welt so viel wie möglich von dem zu erzählen, was er gesehen hat. Soldin war AFP-Koordinator des Teams von Videojournalisten auf dem Territorium der Ukraine und reiste regelmäßig an die Front im Osten und Süden unseres Landes.

Christine Boisjard erinnert sich daran, dass Soldin ein Journalist war, der alles mit eigenen Augen sehen wollte, um darüber zu berichten.

„Arman war ein unglaublicher Reporter und ein wunderbarer Mensch. Er konnte nicht an seinem Schreibtisch sitzen. Er liebte es immer, vom Ort des Geschehens zu berichten und menschliche Geschichten zu erzählen. Sein Engagement für die Arbeit, seine Energie und sein Mut waren außergewöhnlich. Er hatte so viel Energie, die nur wenige Menschen haben“, sagte sie.

"FOREVER YOUNG"

An seinem Todestag explodierten die sozialen Netzwerke tatsächlich mit emotionalen Kommentaren, Fotos und Videos mit Arman Soldin. In einem von der AFP-Reporterin Daphne Rousseau veröffentlichten Video singen sie das Lied „Forever Young“.

Russo sagte gegenüber Ukrinform, dass dieses Video im April 2022 in der Ukraine aufgenommen wurde und dass sie tatsächlich zu dritt im Auto waren.

 „Es war April 2022. Auf dem Weg nach Dnipro, dann Kramatorsk. Es war ein Militärradio. Dann wurde ein Lied gespielt. Wir waren zu dritt im Auto: Armand, Yasuyoshi Chiba und ich. Wir arbeiten seit einer Woche an den Ermittlungen zum Massaker in Butscha und waren sehr, sehr deprimiert, als plötzlich dieses Lied klingt, und das ist ein neues Kapitel in unserer Berichterstattung über die Ereignisse. Die Frontlinie“, so Russo.

Nach ihren Worten sangen sie wie Kinder, die zurück ins Leben wollen, dann könnten sie im Auto keine Musik mehr hören, weil es im Donbass zu gefährlich war. In diesem Lied geht es darum, auf das Beste zu hoffen, aber das Schlimmste zu erwarten, lass uns jung sterben oder lass uns für immer leben, der Himmel kann noch warten…  Armand Soldin wurde durch einen Raketenangriff in der Nähe von Tschassiw Jar getötet, er war erst 32 Jahre alt. ..

„Diese laute russische Rakete, dieser Krieg, der dich von deinen Angehörigen gestohlen hat, das alles macht keinen Sinn. Aber vielleicht wird es dir gelingen, wie immer, einen Sinn zu finden. Oder zu lachen, dass er nicht da ist. Oder als Philosoph zu akzeptieren, dass du nie wieder so sein wirst, wie du sein könnte“, schrieb Daphne Rousseau auf Twitter.

Armans Kollegen erzählen, dass er mutig, kreativ, voller Energie und hartnäckig war, dass Soldin sie trotz des Beschusses und des Todesgeruchs unterstützen konnte und dass er sich auch voll und ganz seiner Arbeit widmete. Arman Soldin sprach fließend Französisch, Englisch und Italienisch, seine bosnische Herkunft half ihm jedoch bei seiner Arbeit in der Ukraine. „Es ist auch eine slawische Sprache, wir verstehen uns ein wenig“, sagte er.

GERETTER IGEL NAMENS LUCKY

Die verständlichste Sprache, die keiner Worte bedarf, ist jedoch die Menschlichkeit, die Soldin wunderbar und eindrucksvoll besaß. Er war besonders tierlieb, was seine Fotos und Handlungen belegen. So rettete er kürzlich an der Front einen Igel, den man Lucky nannte.

„Er war ein äußerst optimistischer, positiver, großzügiger Mensch, ein Tierliebhaber, wie die Geschichte mit dem Igel oder sein Foto mit einem kleinen Kätzchen beweisen. Er hatte so viele Freunde bei AFP. Für uns alle wird er ein Vorbild für journalistisches Engagements bleiben. Ein Beispiel für Zielstrebigkeit und den Wunsch, die Geschichte der Ukraine und ihrer Menschen zu erzählen. Der Verlust für uns ist riesig“, sagte Christine Boisjard.

Auch die ukrainische Tierschutzorganisation UAnimals ist durch den Verlust betrübt. Sie kontaktierte von einigen Tagen Arman Soldin bezüglich des Igels Lucky im Kampfgebiet, ein Video mit seiner Rettung, mit Liebe zu Tieren und Respekt für das kleine Leben ging letzte Woche über die sozialen Medien viral. UAnimals sagt einen Zuschuss für Tierheime und Freiwillige zu Ehren des französischen Journalisten zu.

Laut der Tierschutzorganisation korrespondierte sie vor einigen Tagen mit Soldin und jetzt ist er tot.  „Letzte Woche schrieb uns der französische Journalist Armand Soldin und teilte ein Video mit, wie er und seine Kollegen einen erschöpften Igel aus einem Graben retteten. Er heilte das Tier und ließ es später in die Wildnis frei. Wir haben eine kleine Geschichte basierend auf Armans Video gemacht, die viele unserer Abonnenten berührt hat. Er dankte uns und wir freuten uns über seine Gutherzigkeit“ Deshalb will UAnimals das Andenken von Soldin „zumindest symbolisch“ würdigen und will Tierheime und Freiwillige, die Igel retten, finanziell unterstützen. Um sich um den Zuschuss in Höhe von 100.000 Hrywnja zu bewerben, muss man ein kurzes Antragsformular über den folgenden Link ausfüllen.

„Es tut so weh... Arman, du hast Leben gerettet, und jemand weiß nur, wie man sie wegnimmt. Auf Wiedersehen", heißt es auf der Facebook-Seite von UAnimals.

LETZTE REPORTAGE VON SOLDIN UND BEILEID VON FRANKREICHS PRÄSIDENT

Der in Sarajevo geborene Soldin hatte die französische Staatsbürgerschaft. Der Tod des talentierten AFP-Journalisten machte viele seiner Landsleute fassungslos. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron drückte den Angehörigen und Kollegen des in der Ukraine verstorbenen Armand Soldin sein Beileid aus.

»Mutig stand er von den ersten Stunden des Konflikts an der Front, um die Fakten aufzuklären. Um uns zu informieren«, schrieb Frankreichs Präsident Macron zum Tod Soldins auf Twitter.

In einer der letzten Reportagen von Armand Soldin ging es um ein Feldlazarett in der Nähe von Bachmut, in dem die Leben gerettet werden. „Tief in der Wunde schlägt das Herz eines ukrainischen Soldaten. Es ist 9 Uhr abends und er wurde gerade von der Schlacht um Bachmut ins Feldlazarett gebracht. Die Kugel durchschlug den linken Arm des jungen Mannes und durchquerte die Brust ...“, schrieb Soldin am 8. Mai auf Twitter.

Schon am nächsten Tag starb er bei einem russischen Angriff in der Nähe von Bachmut.

„Der AFP-Journalist Arman Soldin starb bei einem russischen Raketenbeschuss in Tschassiw Jar in der Region Donezk. Unser aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie und seinen Kollegen. Er widmete sein Leben der Aufgabe, die Welt über die Wahrheit zu informieren. Sein Vermächtnis wird ebenso wie seine Arbeit weiterleben“, teilte das Verteidigungsministerium der Ukraine auf Twitter mit.

Iryna Drabok

Erstes Foto: Redes sociais


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