Zum Treffen Trump – Putin in Alaska: Ein propagandistischer Triumph für den Kreml

Zum Treffen Trump – Putin in Alaska: Ein propagandistischer Triumph für den Kreml

Ukrinform Nachrichten
Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Anchorage, Alaska, war ein bedeutender Propagandaerfolg für den Kreml. Solche Meinung äußerte der österreichische Politikwissenschaftler Martin Malek in einem Kommentar für Ukrinform.

Ungeachtet eines am 17. März 2023 vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gegen Wladimir Putin erlassenen Haftbefehls rollte Donald Trump diesem am 15. August in Anchorage (Alaska) im wahrsten Sinne des Wortes den roten Teppich aus. Das war für sich alleine bereits ein gewaltiger Propagandaerfolg für den russischen Autokraten. Dann meinte Trump: “I always had a great relationship with President Putin. And we would have done great things together.”1 Das war natürlich ein drastischer Kontrast zu den Szenen im Weißen Haus am 28. Februar 2025, als Trump gegenüber Wolodymyr Selensky einen Eklat provoziert hatte. Der ukrainische Präsident sah sich von Trump auch gleich nach dessen Treffen mit Putin “in die Pflicht genommen”: “Now it is really up to President Zelensky to get it done.”2 Es blieb unklar, was damit konkret gemeint war. Neue US-Sanktionen (oder eine strengere Überwachung der bisherigen) gegen Russland zeichnen sich jedenfalls nicht ab.

Unmittelbar nach dem Treffen mit Putin sprach Trump von einem “horrific war between Russia and Ukraine”3 – also keine Rede davon, dass Russland die Ukraine 2014 bzw. 2022 angegriffen hat. Und es ist ein schwacher Trost, dass alles noch viel schlimmer hätte kommen können, so insbesondere dann, wenn Trump Putin wirklich Teile der Ukraine, und konkret den Donbass (den der US-Präsident zweifellos nicht auf der Landkarte finden würde) “anbietet”. Ein Auftritt Trumps vor den Medien wenige Tage vor dem Treffen mit Putin hatte klar gemacht, dass der US-Präsident nicht einmal versteht, dass die einfache “Abgabe” von Territorien von der Verfassung der Ukraine völlig ausgeschlossen wird.4

Es ist längst kein Geheimnis, dass Trump Putin “bewundert” (“strong guy”, “tough as hell”5). Doch gleichzeitig macht sich der Kreml unablässig lustig über Trump und dessen Leute (ein besonders “tragischer Fall” ist hier Steve Witkoff, der “Sonderbeauftragte” für die Ukraine) – und die bemerken das nicht einmal. So äußerte sich Putin gegenüber Trump über “ehrliche Wahlen” – und der US-Präsident berief sich in Interviews darauf,6 wie wenn nicht allgemein bekannt wäre, dass Putin seit dem Jahr 2000 zahllose Wahlen hat fälschen lassen.

Putin sprach in Alaska einmal mehr vom “Ukrainekonflikt” und vom “Ukraineproblem” (was man schlecht anders als “Neusprech” nach George Orwell bezeichnen kann). Zudem sagte er:

„Wir haben das ukrainische Volk immer als brüderlich angesehen und tun dies auch weiterhin […], auch wenn dies unter den heutigen Umständen seltsam klingen mag. Wir haben gemeinsame Wurzeln, und alles, was derzeit geschieht, ist für uns eine Tragödie und ein schwerer Schmerz. […] Ich stimme Präsident Trump zu, der heute darüber gesprochen hat, dass die Sicherheit der Ukraine zweifellos gewährleistet werden muss. Natürlich sind wir bereit, daran zu arbeiten. […] Ich möchte Herrn Trump für die Zusammenarbeit und den freundlichen und vertrauensvollen Ton des Gesprächs danken. […] Heute hören wir Präsident Trump sagen: ‘Wenn ich Präsident wäre, gäbe es keinen Krieg.’ Ich denke, dass dies tatsächlich der Fall gewesen wäre.”7 Mit den letzteren Sätzen “schmeichelte” Putin Trump einmal mehr – mit sichtlichem Erfolg.

Trump richtete in Alaska überhaupt keine Forderungen an Putin, dessen Armee auch während des Treffens die Ukraine unvermindert bombardierte. Putin machte (natürlich) nicht das geringste Zugeständnis und hielt damit indirekt, aber deutlich an seinem Endziel fest: Der Zerstörung der Ukraine als Staat und den Anschluss ihres Territoriums an Russland. Doch das ist Trump, der über Osteuropa allgemein und die Ukraine konkret überhaupt nichts weiß, vermutlich nicht einmal bewusst, und wenn doch, dann dürfte es ihm gleichgültig sein. Er hat nämlich Prioritäten, die mit der Ukraine an sich überhaupt nichts zu tun haben. So will er unbedingt einen Friedensnobelpreis gewinnen. Und außerhalb des MAGA-Lagers um Trump dominiert auch in den USA selbst die Meinung, dass praktisch alles, was er aktuell innen- und außenpolitisch tut (vom Treffen mit Putin über eine erratische Zollpolitik bis zur Entsendung der Nationalgarde in die Hauptstadt Washington, DC) nur einem einzigen Ziel dient: der Ablenkung von möglichst großen Teilen von Politik, Öffentlichkeit und Medien von den längst berüchtigten “Epstein-Files”, in denen (mit guten Gründen) sein Name vermutet wird.

Joachim Krause, ein deutscher Experte für Sicherheitspolitik, zog folgenden weltpolitisch sehr bedeutenden Schluss aus dem Treffen Trump – Putin: “Die USA unter Trump sind nicht mehr westliche Führungsmacht […]. Er hat seine große Nähe zu Putin gezeigt.”8 Völlig außer Streit zu stellen ist auch, dass Trumps “Vermittlung im Ukrainekonflikt” bisher sehr viel mehr Schaden angerichtet als Gutes bewirkt hat. Für Putin ist Trump einfach eine Lachnummer, die er nach Belieben “vorführt”. Putin fühlt sich somit natürlich bestärkt und hat somit keinen subjektiven Grund, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden (oder auch nur zu unterbrechen).

1 Zitiert nach: Chris Cameron / Maggie Haberman: After Summit, Trump Heaps Praise on Putin in Fox News Interview. New York Times, 16.08.2025, https://www.nytimes.com/2025/08/16/world/europe/trump-hannity-interview-fox-news.html (16.08.2025).

2 Zitiert nach: Chris Cameron / Maggie Haberman: After Summit, Trump Heaps Praise on Putin in Fox News Interview. New York Times, 16.08.2025, https://www.nytimes.com/2025/08/16/world/europe/trump-hannity-interview-fox-news.html (16.08.2025).

3 Zitiert nach: Jake Lapham / George Wright: Trump pursues peace deal after leaving Alaska without ceasefire pact. BBC, 16.08.2025, https://www.bbc.com/news/articles/ce836yz8r69o (16.08.2025).

4 Mariya Yemets / Tetyana Oliynyk: Trump unhappy that Ukraine would need to amend Constitution for territory swap. Ukrainska Pravda, 11.08.2025, https://www.pravda.com.ua/eng/news/2025/08/11/7525675/ (17.08.2025).

5 Zitiert nach: Kevin Lipta: Trump says he and Putin "largely" agreed on land swaps. CNN, 16.08.2025, https://edition.cnn.com/politics/live-news/trump-putin-meeting-news-08-15-25 (17.08.2025).

6 Vassili Golod, X, 16.08.2025, https://x.com/VassiliGolod/status/1956609275452645574?t=fjigSRdyYvF258B7oiY9gw&s=09 (17.08.2025).

7 Совместная пресс-конференция Президента России и Президента США. Prezident Rossii, 16.08.2025, http://kremlin.ru/events/president/news/77793 (16.08.2025).

8 „Wir müssen aus der Vorstellung raus, dass Trump der Führer der westlichen Welt ist“ [Interview mit Krause]. Die Welt, 16.08.2025, https://www.welt.de/politik/ausland/video68a041770d8bfa15e5aca9c0/alaska-gipfel-wir-muessen-aus-der-vorstellung-raus-dass-trump-der-fuehrer-der-westlichen-welt-ist.html (16.08.2025).


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