Frontnahe Antoniwka: „Explosionen sind für uns wie Grillen“

Frontnahe Antoniwka: „Explosionen sind für uns wie Grillen“

Bildreportage
Ukrinform Nachrichten
Seit fast einem Jahr wird die Siedlung jeden Tag beschossen. Doch es gibt Menschen, die trotz der Bedrohung hierbleiben

Antoniwka ist eine Siedlung städtischen Typs, die am Ufer des Dnipro-Flusses, 7 km von Cherson entfernt, liegt. Vor dem Krieg lebten hier mehr als 13.000 Menschen. Jetzt sind es noch etwa 5.000, darunter 200 Kinder. Der jüngste Antoniwkaer ist erst zwei Wochen alt. Seit der Räumung von Cherson steht die Siedlung unter ständigem Beschuss: Feindliche Stellungen befinden sich auf der anderen Seite des Flusses. Der größte Teil der Häuser in Antoniwka ist beschädigt. Die Häuser, die dem Dnipro-Fluss am nächsten liegen, sind am stärksten betroffen. Seit fast 10 Monaten gibt es keinen Strom mehr, und die Wasserversorgung läuft planmäßig. Trotzdem halten sich mehr als 1.000 Menschen im gefährlichsten Teil der Siedlung auf. Sie weigern sich, evakuiert zu werden und verlassen ihre Häuser nicht.

Ukrinform-Korrespondenten besuchten den am stärksten zerstörten Teil von Antoniwka und erfuhren, wie die Menschen leben, die das vorübergehend „feindliche“ Haus aus den Fenstern ihrer Häuser sehen.

LECKERBISSEN FÜR NATURGESCHWISTER

Wir erreichten die Siedlung zusammen mit Freiwilligen, die Futter für Straßentiere mitbrachten. Am Ortseingang von Antoniwka hören wir bereits die Geräusche von Explosionen, – die feindliche Artillerie ist im Einsatz. Unser Fahrer fährt fast hundert Kilometer im Gelände. Es ist wichtig, so schnell wie möglich über die Antoniwka-Brücke zu kommen, da dieses Gebiet vom rechten Ufer sichtbar ist. Nach Angaben der Freiwilligen stehen hier ständig Fahrzeuge unter Beschuss.

Als wir den örtlichen Punkt der Unzerbrechlichkeit erreicht haben, atmen wir auf und nehmen ein paar Leckereien für die pelzigen Bewohner der Siedlung heraus.

„Es gibt viele ausgesetzte Tiere, die auf den Straßen herumlaufen. Freiwillige bringen Futter mit, und wir geben ihnen zu essen. Vor kurzem ist hier eine Rakete in die Gasse eingeschlagen. Das Haus ist natürlich getroffen, aber auch der Hofhund ist von den Trümmern getroffen worden. Wir konnten niemanden finden, der ihn in die Tierklinik bringen würde. Letztendlich habe ich es getan. Der Hund ist gelähmt und musste 10 Tage lang gerettet werden. Die Tiere tragen keine Schuld, aber sie leiden sehr“, sagt Tetjana Jaroschenko, Leiterin des Punkts der Unzerbrechlichkeit.

Der Punkt der Unzerbrechlichkeit wurde in der medizinischen Abteilung eingerichtet. Die Bewohner von 653 Häusern kommen hierher, um humanitäre Hilfe und warmes Essen zu erhalten. Außerdem gibt es hier zwei Krankenschwestern, die Medikamente an die Menschen verteilen.

In der Siedlung gibt es so gut wie keine Verbindung, und die Menschen müssen das Signal eines Mobilfunkbetreibers „auffangen“.

ARBEIT UNTER BESCHUSS

„Wir betreuen 653 Häuser, das sind etwa 1.200 Menschen. Darunter sind 75 Personen mit eingeschränkter Mobilität und etwa 25 Kinder. Wir werden mehrmals am Tag beschossen. Sie schießen mit Artillerie und allem, was uns erreichen kann. Ständig sind feindliche Drohnen in der Luft. Gestern haben wir ab neun Uhr morgens Essen bekommen. Die Russen haben eine große Menschenmenge gesehen und angefangen, zu schießen. Sie haben eine Schule, einen Spielplatz und ein Stadion getroffen. Insgesamt gab es etwa 9 Aufschläge, und wir mussten schließen, weil es gefährlich war, weiterzuarbeiten. Die Leute haben kein warmes Mittagessen mehr“, sagt Tetjana.

Wir fragen die Frau, wie sie es wagt, unter solchen Bedingungen zu arbeiten, und warum sie nicht an einen ruhigeren Ort zieht. Die Frau antwortet, was Ukrainer und Ukrainerinnen, die in ihrem Heimatland verwurzelt sind, gewöhnlich sagen.

„Ja, wir haben Angst. Sehr viel Angst. Man weiß nie, was einen in einem Moment erwartet. Aber das ist unser Land und wir wollen nirgendwo hingehen. Wir bleiben auf unserem Land, solange wir können. Wir gehen jeden Sonntag in die Kirche. Wir beten“, sagt Tetjana.

Während unseres Gesprächs wird es wieder laut, – die Siedlung wird zum dritten Mal heute beschossen. Laut Tetjana sind ihr Punkt und seine Mitarbeiter bereits mehrfach unter Beschuss geraten.

„Gegenüber von unserem Gebäude befindet sich ein ehemaliges Postamt. Wir haben es als Lager genutzt und dort humanitäre Hilfe untergebracht. Am 8. Mai dieses Jahres ist es getroffen worden. Das Dach ist durchgebrochen, ein Feuer ist ausgebrochen, und alle Hilfsgüter sind verbrannt“, erinnert sich die Frau.

ES GIBT KEINE MÖGLICHKEIT, EINEN MOBILEN SCHUTZRAUM ZU ERRICHTEN

Am Punkt der Unzerbrechlichkeit gibt es keinen Schutzraum, so dass sich die Arbeiter bei feindlichen Angriffen an die Zwei-Wände-Regel halten.

„Es gab Überlegungen, hier einen mobilen Bunker zu errichten, aber der Prozess des Transportierens ist sehr gefährlich. Es wird ein großer Kran benötigt, der sofort beschossen wird“, erklärt Tetjana.

Von den Mitarbeitern des Punkts der Unzerbrechlichkeit wurde Iryna, eine Urkundsbeamtin, während des Beschusses am 8. Mai 2023 schwer verletzt, und Serhij Iwaschtschenko, der Leiter von Antoniwka, wurde ebenfalls von Schrapnellen getroffen.

„Das war am 8. Mai. Wir hatten eine Ladung humanitärer Hilfe aus Spanien erhalten und waren dabei, sie an die Menschen zu verteilen. Dann hat der Beschuss begonnen. Unser Lager auf der anderen Straßenseite ist getroffen worden. Wir haben die Leute nach Hause geschickt und beschlossen, den Punkt zu schließen. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch ich, Tetjana, die Urkundsbeamtin Iryna und ein weiterer alter Mann, der nicht gut laufen konnte, anwesend. Wir haben den Punkt geschlossen, den alten Mann ins Auto gesetzt, und dann ist der Aufschlag geschehen. Wäre der alte Mann etwas schneller gegangen, hätten wir es vielleicht noch rechtzeitig geschafft, den Punkt zu verlassen. Die Granate ist direkt neben unserem Auto explodiert. Ich bin von einem Schrapnell getroffen worden, aber meine Wunde war nicht ernst. Aber die Urkundsbeamtin war verletzt. Ein Schrapnell hat sie in Kopf und Bauch getroffen. Glücklicherweise hat Iryna überlebt, aber sie befindet sich immer noch in der Rehabilitation“, erinnert sich Serhij Iwaschtschenko.

IN DER ZERSTÖRTEN SIEDLUNG RUHT ALLE HOFFNUNG AUF DEN VERSORGUNGSUNTERNEHMEN UND FREIWILLIGEN

Nach Angaben des Leiters leben noch etwa 5.000 Menschen in der Siedlung, darunter 200 Kinder.

„Wir haben eine Familie, in der vor zwei Wochen ein Kind geboren ist. Sie bleiben in Antoniwka. Wir erklären allen Menschen, insbesondere Familien mit Kindern, dass es nicht sicher ist, hier zu bleiben. Aber es gibt keine Zwangsevakuierung, also setzen wir die psychologische Arbeit mit der Bevölkerung fort“, so Iwaschtschenko.

Iwaschtschenko erzählte uns auch, dass 50 % der Häuser der Siedlung beschädigt wurden, und wenn wir die zerbrochenen Fenster mit einbeziehen, erhöht sich diese Zahl noch erheblich. Der Dorfrat stellt den Bewohnern der betroffenen Häuser Baumaterialien für dringende Reparaturen zur Verfügung: Folien, OSB-Platten und Schieferplatten zum Eindecken der Dächer. Da es sich bei den meisten Bewohnern um Rentner handelt, helfen ihnen Versorgungsunternehmen und Freiwillige bei den Reparaturen.

Das Verwaltungsgebäude der Dorfverwaltung wurde zerstört, die Fenster wurden eingeschlagen, die Decken teilweise zerstört und das Dach gesprengt. Während des Beschusses am 13. September 2023 wurde das Gymnasium Nr. 21, besser bekannt als „Grüne Schule“, erheblich beschädigt. Die Fassade, das Dach, die Fenster und die Ausstattung des Gymnasiums wurden beschädigt. Die Grüne Schule wurde im Jahr 2016 eröffnet.

Das Besondere an dieser Schule ist, dass sie nach europäischen Energiesparprinzipien gebaut wurde, was durch die finanzielle Unterstützung der finnischen Regierung und lokaler Haushaltsmittel ermöglicht wurde. 

Die Finnen stellten 2,4 Mio. EUR für den Bau einer speziellen modularen Struktur zur Verfügung, die das Gerüst der Schule bildet.

Der Vorsitzende des Gemeinderats von Antoniwka wies darauf hin, dass die Schule nach der Sprengung des Wasserkraftwerks ebenfalls von Überschwemmungen betroffen war.

„Das ganze Gebäude ist dort abgesenkt. Die Wände haben Risse und die gesamte Ausstattung ist zerstört. Höchstwahrscheinlich muss die Schule umfassend wiederaufgebaut werden“, sagt Serhij Iwaschtschenko.

KEIN WASSER UND KEIN STROM, ABER JEDE MENGE LEBENSMITTEL UND KLEIDUNG

Was Wasser und Strom angeht, so ist der Teil von Antoniwka, der sich hinter der Brücke befindet, von den Vorteilen der Zivilisation „abgeschnitten“.

„Seit 10 Monaten gibt es dort keinen Strom mehr. Die Elektriker weigern sich, zu kommen und Stromleitungen und andere Geräte zu reparieren. Der Gasversorger repariert seine eigenen Leitungen, aber die Energetiker tun dies nicht. Sie argumentieren, dass dies wegen des Beschusses gefährlich sei. In der Gegend von Molodischnyj Strand geht uns der Strom aus. Etwa 2.000 Haushalte sind ohne Strom, von denen 1.200 Menschen zurückgeblieben sind. Ohne Strom funktioniert die Pumpe des Brunnens nicht. Wir betreiben sie mit Generatoren und versorgen die Haushalte planmäßig mit Wasser. Der Teil von Antoniwka, in dem es Strom gibt, hat rund um die Uhr Wasser“, erklärt der Leiter.

Wir fragen den Mann, welche anderen Dienste in Antoniwka funktionieren.

„Es gibt kommunale Dienste von Parks von Cherson. Sie bringen den Müll weg und mähen den Rasen. Auch die Gasversorgung ist in Ordnung. Die Wasserversorgung repariert ebenfalls ihre Leitungen. Natürlich ist auch die Polizei im Einsatz. Krankenwagen und der Staatliche Dienst für Notfallsituationen sind auch im Einsatz. Während des Beschusses reagieren die Feuerwehrleute nicht auf Anrufe, auch hier wegen der Gefahr. Deshalb versuchen wir, Feuerlöscher direkt an die Menschen zu verteilen, denn Brände kommen häufig vor“, betont Serhij Iwaschtschenko.

Serhij Iwaschtschenko weist darauf hin, dass die Siedlung trotz der Schwierigkeiten begonnen hat, sich auf den Winter vorzubereiten.

„Wir haben genug Lebensmittel und Kleidung. Vieles davon ist nach der Flut hergebracht. Es ist aus der ganzen Welt herbeigeschafft. Das dringendste Problem ist die Stromversorgung. Wir brauchen auch Brennholz, Briketts und Kohle. Man hat uns versprochen, uns damit zu versorgen, aber bis jetzt haben wir nichts. Ich hoffe, man wird uns nicht vergessen. Wir brauchen die Kanonenöfen als Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass eine Gasleitung getroffen wird und die Menschen ohne Gas dastehen. Letztes Jahr haben wir etwa 300 Kanonenöfen und über 100 Kubikmeter Brennholz verteilt. Wir haben auch 300 Generatoren verteilt. Aber es gibt Leute, die die Geräte erhalten und die Siedlung verlassen haben. Das ist die menschliche Natur. Wir leben und warten auf den Sieg“, sagt Serhij Iwaschtschenko.

ICH HABE BESCHLOSSEN, ZUERST DAS GESCHIRR ZU SPÜLEN, UND SO BIN ICH GERETTET WORDEN

Während unseres Aufenthalts in Antoniwka wurde der Hof der Familie von Oleksij und Ljudmyla durch eine feindliche Granate zerstört. Sie traf den Schuppen, in dem sie ihre Ausrüstung lagerten. Das Schrapnell durchschlug den Benzintank des Generators, so dass das Gerät nicht mehr funktioniert. Die Explosion tötete auch fast alle Hühner, die die Familie besaß.

Oleksij zufolge ist dies das dritte Mal, dass ihr Haus von Granaten getroffen wird.

„Es ist gut, dass wir beim letzten Mal keine Fenster eingesetzt haben. Sonst wäre alles zerstört worden. Und das Dach ist auch schon mehrmals getroffen worden. Und jetzt, schauen Sie bitte: eine Kreissäge, ein Generator – alles ist zertrümmert. Und er gehört uns nicht, wir müssen es später abgeben“, sagt der Besitzer.

Währenddessen weint Ljudmyla über die toten Hühner. Als sie getroffen wurden, arbeitete die Besitzerin gerade in der Küche.

„Das nennt man, Gottes Vorsehung‘. Normalerweise arbeite ich um diese Zeit im Garten, direkt hier vor dem Schuppen. Aber heute habe ich beschlossen, zuerst das Geschirr zu spülen. Und dann gab es einen Knall, alles ist in Rauch aufgegangen. Ich stehe unter Schock, ich weine. Ich habe sogar Angst, darüber meinen Kindern zu erzählen. Sie fordern uns schon seit langem auf, wegzugehen. Aber meine Mutter ist hier, 85 Jahre alt. Sie liegt mit einer gebrochenen Hüfte da. Wie können wir weggehen? Wir werden sie nicht verlassen“, weint Ljudmyla.

Unser Gespräch wird vom Geräusch des Granatbeschusses begleitet.

„Ist ihr Land so reich, dass sie teure Granaten für unsere Schuppen ausgeben? Als die Besatzung hier war, gab es im Fernsehen immer wieder soziale Werbespots, in denen die Menschen aufgerufen wurden, Geld für die Behandlung einiger Kinder in Russland zu spenden. Jetzt werden Millionen von Dollars auf uns geschossen, und sie bitten Geld für Kindern. Schießt nicht auf uns, und eure Kinder werden genug haben“, sagt die Frau.

Nachdem wir das Haus von Oleksij und Ljudmyla besucht hatten, kehrten wir zu unserem Auto zurück, das wir in der Nähe des Punkts der Unzerbrechlichkeit abgestellt hatten. Wir fragten, ob jemand von den Arbeitern bereit wäre, mit uns durch das Dorf zu fahren und uns die Zerstörung zu zeigen. Es gab keine Freiwilligen, denn die Autos werden oft beschossen.

„Es ist jetzt sehr unruhig, die Straßen sind leer, niemand geht zu Fuß. Aber ich werde unseren Freiwilligen Serhij anrufen, er ist ein Draufgänger, vielleicht ist er einverstanden“, sagt Tetjana.

Innerhalb von zehn Minuten trifft ein junger Mann auf einem Fahrrad ein. Serhij erklärt sich bereit, als „Führer“ zu fungieren, allerdings unter der Bedingung, dass er mit dem Fahrrad fährt und wir ihm im Auto folgen. Der Mann scherzt, dass wir uns jetzt in einem „ruhigen Viertel“ befinden, aber er wohnt in der Nähe der Antoniwka-Brücke, die nicht mehr „freundlich“ ist.

„Ich bin kein Feigling, aber ich habe den ganzen letzten Winter im Keller gelebt, weil der Beschuss unglaublich war. Im Winter ist es toll im Keller: Man kann im Kanonenofen Feuer machen, und es ist ausgezeichnet. Im Sommer ist es zu feucht, um dort zu bleiben. Alles fliegt hier: Drohnen, Uragans. Der Krieg. Antoniwka war einmal das coolste Viertel. Und jetzt ist es zu einem Ort geworden, an dem die Leute Angst haben, überhaupt darüber zu sprechen“, sagt der Mann.

Vor dem Krieg arbeitete Serhij als Bauarbeiter, jetzt ist er ehrenamtlich tätig. Er kümmert sich um Personen mit eingeschränkter Mobilität und versorgt sie mit Lebensmitteln und Grundbedürfnissen, hilft bei Reparaturen usw.

WENN ES GOTTES WILLE IST, LEBE ICH. WENN ES GOTTES WILLE IST, STERBE ICH

Serhij brachte uns zu seinem „Mündel“ Frau Nina Wassyliwna. Sie freut sich sehr, die Gäste zu sehen, und versucht, ihr Haar in Ordnung zu bringen. Sie sagt, sie möchte, dass ihre Enkelkinder in Polen unseren Artikel lesen und ihre Großmutter als schön empfinden.

„Meine liebe Mäuschen, ihr reist und habt keine Angst. So kann man über den Krieg erzählen“, sagt sie zu uns.

Frau Nina Wassyliwnas Kinder und Enkelkinder sind nach Polen gezogen. Wie sie sagt, „dank meiner Tränen“.

„Sie sind während der Besatzung gegangen, am letzten Tag, als sie noch gehen durften. Sie wollten mich mitnehmen, sie haben Windeln gekauft. Aber das habe ich rundheraus abgelehnt. Ich werde hier sein, das war's. Wenn es Gottes Wille ist, lebe ich. Wenn es Gottes Wille ist, sterbe ich. Mein Sohn ist zu mir gekommen und hat einen Monat lang geweint. Und jetzt bin ich froh, dass sie weg sind. Mein Sohn ist 60 Jahre alt. Freiwillige rufen auch nach mir: nach Mykolajiw, nach Chmelnyzkyj. Ich antworte: Nirgendwo! Ich bleibe zu Hause!“, sagt die Frau.

Laut Frau Nina Wassyliwna hat keiner ihrer Nachbarn und Freunde in Antoniwka die Russen bei den sogenannten „Wahlen“ im September letzten Jahres unterstützt.

„Niemand hier hat während des, Referendums‘ für sie gestimmt! Einmal sind die Russen mit Maschinengewehren zu mir gekommen. , Oma, für wen wirst du stimmen?‘, haben sie gefragt. Ich habe gesagt: ,Wie soll ich doch stimmen?‘ Wenn die Amerikaner mit Maschinengewehren kämen, würde ich für die Amerikaner stimmen, wenn die bewaffneten Chinesen kämen, würde ich für die Chinesen stimmen, aber wenn ihr mit Maschinengewehren kämt, würde ich für die Ukraine stimmen! Andernfalls werden mich meine Vorfahren im Jenseits nicht akzeptieren“, betont Frau Nina Wassyliwna.

Wir achten auf die Fenster der alten Dame, die mit Sperrholzplatten vernagelt sind. Das sind die Folgen der Aufschläge. Als es das letzte Mal explodierte, ruhte die Rentnerin im Nebenzimmer und war nicht betroffen.

„Wenn es Explosionen gibt, verstecke ich mich nirgendwo, ich bleibe im Haus. Auch wenn ich in den Keller gehe, kann ich nicht mehr herauskommen. Als die Fenster explodiert sind, war ich im Schlafzimmer. Ich glaube an Gott und spreche dreimal am Tag meine Gebete. Ich bitte ihn, alle unsere Soldaten und Soldatinnen zu beschützen, die in der Ukraine für uns kämpfen. Arme Kinder, bleibt am Leben“, weint die Frau bei der Erwähnung der ukrainischen Verteidiger und Verteidigerinnen.

Frau Nina Wassyliwna zufolge arbeiten die Rettungsdienste in der Siedlung schnell. Unmittelbar nach dem Aufschlage kamen Gasarbeiter und die Polizei zu ihrem Haus, um den Schaden aufzunehmen.

„Unsere örtlichen Behörden sind sehr anständig und verantwortungsbewusst. Und unser Leiter, Serhij Serhijowytsch. Und all die Freiwilligen. Sie haben mir diese Stöcke gegeben, damit ich mich fortbewegen kann. Mein Gas ist kaputt, also haben sie mir zwei Gasflaschen für den Herd gegeben. Sie sagen, dass sie mir auch Brennholz geben werden. In letztem Jahr haben sie uns ein wenig gegeben. Wir sind hier gut versorgt, sie schicken uns humanitäre Hilfe“, fügt Nina Wassyliwna hinzu.

Unwillkürlich ducken wir uns vor dem Geräusch der Explosion, die fast im Hof stattgefunden zu haben scheint. Frau Nina Wassyliwna hat sich nicht einmal bewegt.

„Ihr Kinder habt Angst. Wir haben hier vor nichts mehr Angst. Wir können schon am Geräusch erkennen, wo unsere Leute schießen und wo der Feind ist. Wir sind daran gewöhnt. Für uns sind die Explosionen wie Grillen“, scherzt die Rentnerin.

Antoniwka ist wie eine ausgestorbene Siedlung geworden: Von Bränden geschwärzt Häuser, Ruinen wohlhabender Zuhause, zerrissene Stromleitungen, hungrige, verlassene Tiere mit verbrannten Gesichtern und eine unerträgliche Stille, die von Detonationen-Grillen durchbrochen wird.

Doch die Menschen geben die Hoffnung auf das Beste nicht auf.

„Wir brauchen vor allem den Sieg“, hören wir von fast allen, mit denen wir hier gesprochen haben.

Hanna Bodrowa, Odessa

Fotos: Nina Ljaschonok


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