Wiktor Mykyta, Leiter der Militärverwaltung der Oblast Transkarpatien
In Transkarpatien sind 4.000 Bauernhöfe mit Solaranlagen ausgestattet, 20.000 sollten es sein
11.07.2024 09:02

Vor zwei Wochen hat der Verteidigungsrat für die Oblast Transkarpatien alle Gemeinden dazu aufgefordert, ihre Gebiete zu untersuchen, um die Möglichkeiten für die Nutzung erneuerbarer Energien zu prüfen. Es sei noch nicht allen klar, dass der Staat in den kommenden Jahren wegen der feindlichen Aktionen und der Zerstörung des Energiesystems nicht in der Lage sein werde, die Gemeinden mit Strom zu versorgen, sagt Wiktor Mykyta, Leiter der regionalen Militärverwaltung. Und ohne Strom gibt es keine Entwicklung.

Derzeit wird in der Region an der Installation von Gaskraftwerken gearbeitet, die bis November in Betrieb gehen sollen und einige Gemeinden im Falle eines Stromausfalls sofort mit der notwendigen Mindestenergie versorgen werden. Aber wie sie dezentral für sich selbst Strom erzeugen können, darüber müssen die Gemeinden nachdenken. Dazu sollen Sonne, Wind und Wasser genutzt werden. Während bei der Solarenergie alles einigermaßen klar ist — die Oblast Transkarpatien ist inzwischen landesweit führend bei der Zahl der privaten Solarkraftwerke —, sind Projekte zur Errichtung von Mini-Wasserkraftwerken und Windrädern in der Oblast wegen der Eingriffe in empfindliche Ökosysteme umstritten.

In einem Interview mit Ukrinform sprechen wir mit Wiktor Mykyta, dem Leiter der Militärverwaltung der Oblast Transkarpatien.

DIE ZAHL DER PRIVATEN ANLAGEN IST NACH STROMAUSFÄLLEN 2022–2023 GESTIEGEN

Sie haben kürzlich mitgeteilt, dass die Oblast Transkarpatien bei der Anzahl der privaten Solaranlagen landesweit führend ist. Wie entstanden die 4,8 Tausend privaten Solarkraftwerken in der Region? Sind Solaranlagen zu Hause ein aktueller Trend in Transkarpatien?

Die Geschichte der massiven Installation von privaten Solarkraftwerken in Transkarpatien begann schon vor dem großen Krieg, aber der Prozess beschleunigte sich nach den Stromausfällen Ende 2022 und Anfang 2023. In der Region gibt es seit langem Unternehmen, die Solaranlagen verkaufen, installieren und unterhalten. Dieses Geschäft hat sich in den letzten zehn Jahren durchsetzt und funktioniert gut. Nach den Stromausfällen hat sich der Prozess beschleunigt. Wir haben das Energy Help Projekt zur Unterstützung der Energieunabhängigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen ins Leben gerufen, indem wir den Unternehmen die Kosten für den Kauf von Generatoren und Solarzellen erstatten. Aber schon damals haben wir betont, dass es besser ist, Solarzellen und -Akkus zu kaufen als einen Generator. Denn ein Generator ist billig in der Anschaffung, teuer im Betrieb, und wenn er kaputtgeht, sind die Kosten endlos. Die Informationskampagne hat mit dem Eintritt von Batterieherstellern in unseren Markt und dem aktiven Kauf von Solaranlagen einige Ergebnisse gebracht.

Heute haben 4,8 Tausend Haushalte in Transkarpatien Minikraftwerke mit einer Leistung von 3 bis 10 kW. Die Menschen installieren sie, um zu Hause immer Strom zu haben. In der sonnigen Jahreszeit, von Frühling bis Herbst, haben sie so eine konstante Beleuchtung zum Nulltarif. Der Trend ist nicht aufzuhalten, und die Zahl steigt und steigt. Für große Unternehmen, die einen kontinuierlichen Produktionsprozess sicherstellen müssen und bei denen die Sonne nicht immer zur Verfügung steht, sind Solarzellen natürlich keine Option. Aber für Privathaushalte ist es ein gutes Geschäft.

Wie beeinflusst diese Anzahl von Solarkraftwerken in Privathaushalten und Kleinunternehmen den Zustand des Energiesystems in der Region?

Je mehr private Mini-Kraftwerke es in der Region gibt, desto besser.

Heute werden an sonnigen Tagen bis zu 31 % des Stroms von Haushalten erzeugt. Insgesamt verbraucht die Region bis zu 250 MW. An Spitzentagen liefert die Solarenergie in der Region insgesamt bis zu 244 Megawatt (von den Haushalten und den großen Solarkraftwerken). Dieser Anteil wird weiter steigen, wenn wir die Zahl der Solarkraftwerke weiter erhöhen. Und das brauchen wir zu wachsen.

Aber es gibt noch ein anderes Problem: Das Energiesystem ist fehlerhaft und kann nicht frei ausbalanciert werden. Wenn also Sonne viel scheint und demzufolge viel Strom produziert wird, ist das System überlastet und muss manuell reguliert und ausgeglichen werden. Da die privaten Solarkraftwerke aber sehr klein sind und verstreut an Dorf- und Stadtstraßen stehen, werden nur die großen Solarstromerzeuger abgeschaltet, um das System auszugleichen. Deshalb sagen wir: Je mehr private Mini-Solarkraftwerke in der Region gebaut werden, desto besser. Wer eine solche Anlage besitzt, versorgt nicht nur sich selbst, sondern auch zwei oder drei Nachbarn. Ein solches Energiesystem kann nicht zerstört werden, wenn im Idealfall jeder vierte Einwohner eine Solaranlage in seiner Straße hat.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das Energy Help Programm nur für Unternehmer gedacht. Wie sind in diesem Fall die Anreize für die einfachen Bewohner von Transkarpatien für die Installation von Solaranlagen auf ihren Dächern oder in ihren Gärten?

Als wir Anreize für Unternehmer schufen, installierten viele von ihnen Solaranlagen auf ihren Büros oder Produktionsstätten. Vor zwei Monaten haben wir das Thema bei den Banken angesprochen: Wir bieten denjenigen, die Solaranlagen installieren, Kredite an. Auch über eine Einmalzahlung denken wir nach. Wir werden zum Beispiel 20.000 UAH aus dem regionalen Budget an diejenigen auszahlen, die ein Batterie- plus Akkusystem gekauft haben.

Wir haben uns an die Direktion der Oschadbank gewandt, und sie ist zur Gewährung von Krediten zu 5 %, 7 % und 9 % bereit. Es wird auch diskutiert, diese Kredite zu Vorzugskonditionen zu vergeben. Wenn wir eine Einigung erzielen können, werden wir die Unternehmer in den Innenstädten gezielt auf Solarkraftwerken umstellen, um Generatorenlärm zu vermeiden.

DIE MEISTEN SOLARANLAGEN WERDEN IN DEN „REICHEN DÖRFERN“ INSTALLIERT

Wo genau sind in Transkarpatien die meisten Solarkraftwerke installiert: in den Städten oder in den Dörfern?

In den „reichen Dörfern“, wie wir sagen. Denn die meisten privaten Solarkraftwerken befinden sich in Dörfern und am Stadtrand. Aber viele Bewohner sind noch recht träge und installieren keine Solaranlagen, wollen nicht investieren, obwohl sie sich und dem Staat in schwierigen Zeiten helfen könnten. Es geht jetzt um 4.000 Haushalten mit Solaranlagen, aber wir brauchen 14.000 oder sogar 20.000. Dann wird genug Energie produziert, um unsere Nachbarn zu versorgen, wenn die Sonne scheint.

Warum gibt es dann keine Informationskampagne in der Region?

Den zerstörten Energiesektor des Landes wieder aufzubauen, wird fünf bis sieben Jahre dauern.

Ich glaube nicht, dass wir als Behörden das Recht haben, dieses Thema voranzutreiben, solange es keine Vereinbarung mit den Banken über die Kreditvergabe an die Bevölkerung gibt. Im Gegenteil, wir sind sehr aktiv in die Zusammenarbeit mit den Gemeinden eingebunden. Denn hier wird Verantwortung übernommen und ein normaler Lebensstandard gesichert. Dass der Staat nach den Aktionen des Feindes die Stromversorgung nicht garantieren kann, verstehen die Gemeinden heute nicht ganz. Und wenn es keinen Strom gibt, gibt es auch keine Dienstleistungen: weder medizinische noch Bildungs- oder Verwaltungsdienstleistungen. Alles steht still. Es gibt keine Entwicklung. Deshalb ist die Energieunabhängigkeit heute eine Überlebensfrage. Die Energieproduktion des Landes ist zerstört. Sie wird in ein oder zwei Jahren nicht wiederhergestellt sein. Und der Feind wird den Energiesektor angreifen.

Um die Situation zu besprechen und alle 64 Gemeindevorsteher zu informieren, haben wir letzte Woche den Regionalen Verteidigungsrat einberufen. Wir haben gesagt, dass wir mit Stromausfällen von einigen Tagen bis zu einer Woche rechnen müssen, was eine Beeinträchtigung des Lebens in den Gemeinden und negative Auswirkungen zur Folge haben wird. Aus diesem Grund haben wir auf Beschluss des Verteidigungsrates die Gemeinden verpflichtet, ihre Gebiete auf die Möglichkeit der Nutzung erneuerbarer Energien (Sonne, Wind und Wasser) zu untersuchen. Wir müssen Studien durchführen und klar definieren, wo und welche Art von Energie in jeder Gemeinde erzeugt werden kann. Solche Anlagen zu bauen, ist ein langfristiges Projekt und dauert zwei bis drei Jahre. Es wird aber fünf bis sieben Jahre dauern, den zerstörten Energiesektor des Landes wiederaufzubauen. Wenn sich die Gemeinde jetzt auf den Weg macht, wird sie Stabilität und Strom haben, d.h. sie wird Entwicklung haben.

OPERATIVE LÖSUNG: GASBEFEUERTE ERZEUGUNG

Da wir nicht über die Zukunft, sondern über die Gegenwart sprechen: Was kann jetzt in Transkarpatien getan werden, um wochenlange Stromausfälle im Herbst und Winter zu vermeiden?

Eine operative Lösung, um den Winter zu überstehen und die Gemeinde am Leben zu erhalten, ist die Erzeugung von Gas.

Sie haben kürzlich über die Pylypezka Hromada berichtet, die als erste in der Oblast Transkarpatien ein Gaskraftwerk installiert hat, um Strom zu erzeugen.

Ja, dort ist ein Projekt im Gange und die Gemeinde wird in der Lage sein, sich selbst mit Strom zu versorgen. Es ist eine flexible Anlage, die eine stabile Stromproduktion gewährleistet. Die Sonne und der Wind sind nicht immer da, und ein Gaskraftwerk kann die Leistung drosseln und erhöhen und das Stromsystem stabilisieren. Ein mit Gas betriebener Generator hat eine Leistung von 200 kW und erzeugt zwischen 0.5 und 2–3 MW. Der durchschnittliche Verbrauch einer Gemeinde liegt bei etwa 2 bis 4 MW. Mit einem solchen Generator ist sie also in der Lage, sich selbst mit Energie zu versorgen.

Wie hoch sind die Kosten?

In Pylypez, zum Beispiel, hat es ungefähr 1 Million Euro gekostet. Der Generator selbst kostet 800.000, aber das ist ohne Anschluss und Installation. Nach der Installation des Generators hat man eine Leistung von 1,6 MW. Die Gemeinde verbraucht insgesamt 2 MW. Es gibt eine Vereinbarung mit dem regionalen Stromversorger, solche Gemeinden nicht abzuschalten, weil es keinen Sinn macht.

Okay, woher soll die Million Euro kommen? Schließlich sind nicht alle ukrainischen Hromadas reich. Und was ist denn mit den anderen?

Nicht überall gibt es ein Unternehmen wie in Pylypez. In anderen Gemeinden gibt es Versorgungsunternehmen, und es gibt Vereinbarungen, dass die Banken zur Gewährung von Krediten bereit sind. Die Anzahlung für einen Gasgenerator ist 150 Tausend Euro, und wir sind sogar bereit, diese Mittel aus dem regionalen Haushalt als Darlehen zur Verfügung zu stellen. Das Problem ist, dass in den Kosten für diesen Generator auch die Infrastruktur, sowie Gas und Strom, enthalten ist. Wenn er einfach irgendwo auf das Feld gestellt wird, muss noch eine Gasleitung und eine Stromleitung dorthin gezogen werden. Deshalb haben wir mit den regionalen Strom- und Gasversorgern bereits eine Studie in der Region durchgeführt. Dabei haben wir festgestellt, wo sich Strom- und Gasleitungen kreuzen. Es gibt 72 solcher Punkte in der Oblast Transkarpatien. Wir können 152 MW erzeugen, wenn wir an diesen Punkten Gaskraftwerke errichten. Das bedeutet Energieunabhängigkeit für Transkarpatien. Zusammen mit der Wasserkraft — 64 MW — und der Solarenergie haben wir im Grunde eine Vollversorgung.

10 GASGENERATOREN BIS NOVEMBER IN BETRIEB

Und wo bekommt man so viele Gasgeneratoren auf einmal her, die kann man ja nicht einfach kaufen?

Es gibt verschiedene Hersteller, mit denen wir uns getroffen und unterhalten haben. Gegenwärtig haben wir mit einem Hersteller zu tun (ich werde ihn nicht nennen), der bereit ist, im Juli und August 12 Generatoren zu liefern. Er hat uns die Funktionsweise des Systems und die Art und Weise der Inbetriebnahme erklärt. Die Vorbereitung der Unterlagen dauert etwa sechs Monate, aber wir haben bereits mit den regionalen Gasgesellschaften und den regionalen Stromversorgern zusammengearbeitet, was den Prozess um drei Monate verkürzt hat. Wir haben eine Arbeitsgruppe in der Abteilung Infrastruktur, die uns bei der Dokumentation hilft, und wir werden alles Mögliche zur Beschleunigung des Prozesses tun. Es wird erwartet, dass die ersten Generatoren im November in Betrieb genommen werden.

Bedeutet das, dass unter sehr günstigen Umständen 12 Gaskraftwerke in Transkarpatien noch vor Beginn der Heizperiode in Betrieb genommen werden?

Das Ziel, 10 in der gesamten Region einzurichten, habe ich mir realistisch gesetzt. Momentan haben meine beiden Stellvertreter und ich die sechs Bezirke aufgeteilt, jeder ist für zwei Bezirke zuständig und bearbeitet das Thema. Wir sprechen mit den Verantwortlichen, erklären, helfen mit Krediten und Dokumenten. Wenn es in der Gemeinde kein Unternehmen gibt, das bereit ist, diese Aufgabe zu übernehmen, wird die Verpflichtung einem Versorgungsunternehmen auferlegt, zum Beispiel dem Unternehmen, das für die Reinigung der Straßen zuständig ist. Der Gemeinderat stimmt zu und garantiert, dass der Generator gemeindeeigen bleibt. Für die kreditgebende Bank bleibt der Wert des Generators als Sicherheit erhalten, da er nicht verfällt, sondern steigt.

BERGGEMEINDEN KÖNNTEN SCHON HEUTE ENERGIEAUTARK SEIN

Es gibt aber auch Berggemeinden in Transkarpatien, die überhaupt nicht an das Gasnetz angeschlossen sind. Was ist mit ihnen?

Niemand kann eine Gemeinde zum Bau eines Mini-Wasserkraftwerks überreden, wenn sie sich dagegen sträubt.

Die meisten Berggemeinden in Transkarpatien könnten schon heute energieautark sein. Dafür sorgen Miniwasserkraftwerke an Flüssen. Die Hromada Ust-Tschorna zum Beispiel hat drei Kleinwasserkraftwerke und ist nie ohne Strom. Ich habe schon gesagt, dass solche Siedlungen die Stromversorgung nicht unterbrechen, um nicht durch Einsparungen die Stromproduktion zu verlieren. Wir hätten das auch in Welykyj Bytschkiw haben können, aber die Gemeinde dort hat sich geweigert, ein Wasserkraftwerk am Fluss Schopurka zu bauen. Sie wollen kein Miniwasserkraftwerk, und ich möchte klarstellen, dass wir die Entscheidung der Gemeinde nicht beeinflussen: Wenn sie gegen den Bau eines Miniwasserkraftwerks ist, kann sie niemand dazu zwingen.

Es ist ganz normal, dass sich die Leute dagegen aussprechen: Nicht jeder ist wegen des Verlustes eines Flusses oder eines Ökosystems bereit, Strom in seiner Gemeinde zu haben.

Ja, aber der Staat kann die Gemeinde nicht zwingen, einen anderen Weg zu gehen und zu leben. Die Gemeinde ist gezwungen, ihre Entscheidung zu akzeptieren und damit zu leben.

KEINE RECHTLICHE GRUNDLAGE FÜR DIE ABSAGE DES WINDPARKPROJEKTS RUNJA

Apropos Wahlmöglichkeiten: In Transkarpatien geht es nicht nur um die Mini-Wasserkraftwerke, sondern es geht auch um die Windkraft. Entweder hat man Wasserkraft, aber keinen Fluss. Oder man hat Windkraft, aber man hat Berge umgepflügt. Deshalb gibt es so viele Gegner von Erneuerbare-Energien-Projekten. Der Fall der Türken in Borschawa (Atlas Energy LLC, ein türkisches Unternehmen, das im Jahr 2019 Windkraftanlagen auf den Wiesen von Borschawa errichten wollte, — Anm. d. Red.) ist ein Skandal und ein Fall für das Gericht. Die Anlage in Kramatorsk (eine Windkraftanlage, die von Kramatorsk an einen anderen Ort verlegt wurde, — Anm. d. Red.) und die Windmühlen in Runja sind ein Skandal, aber es gibt keine Gerichte. Das Gleiche gilt für das Mini-Wasserkraftwerk am Fluss Schopurka. Jetzt geht es also darum, das geringere Übel zu wählen? Zwischen einem Stein und einem harten Ort? Welche Vorschläge haben Sie, die regionalen Behörden, zur Unterstützung der Gemeinden bei dieser Entscheidung?

Ich sage immer: Wenn du nicht weißt, wie du etwas tun sollst, dann tue es gemäß dem Gesetz. An erster Stelle haben wir die Dezentralisierung, und jede Gemeinde entscheidet für sich selbst. Wir, die regionalen Behörden, bieten Möglichkeiten zur Entwicklung an, und es ist die Entscheidung der Gemeinschaft, ob sie diese nutzen will oder nicht. Deshalb haben wir jetzt die Verpflichtung, dass jeder klar kalkulieren muss, was und wo erneuerbare Energie für ihn funktionieren kann, und die Richtung der Entwicklung selbst bestimmen muss. Es wird jahrelang keinen Strom geben, und wir müssen leben und uns entwickeln. Also entscheiden sie, was geht: drei Windräder, zwei Kleinwasserkraftwerke oder ein großes Solarkraftwerk auf einem Feld. Die Gemeinde veranstaltet öffentliche Anhörungen und entscheidet klar: „Wir sind gegen Windräder, aber für Solarkraftwerke“. Wir stimmen ab, stellen das Geld zur Verfügung, suchen einen Investor und bauen.

Stehen die Investoren Schlange und warten auf einen solchen Energiepass der Gemeinde? Sie haben also Studien durchgeführt, öffentliche Anhörungen abgehalten, sie sind bereit für die Installation einer Windturbine oder eines Mini-Wasserkraftwerks, und dann lassen sie sofort jemanden die Anlage installieren?

Heutzutage ist es sehr wichtig zu wissen, dass man in einer bestimmten Gemeinde nicht behindert wird.

Ja, im Idealfall wäre es eine Prüfung, eine Abstimmung darüber und eine Einladung an einen Investor. Neue Projekte werden in der Region sicher breit diskutiert. Aber wir haben ja schon den Fall Borschawa, und der jüngste Fall ist der von Friendly Windtechnology mit Windkraftanlagen auf Runja, wo es ganz klar zwei große Gruppen gibt: Gegner und Befürworter des Projekts. Und die Frage ist, wer in der Überzahl ist.

Ich bin auch gegen einige Projekte an bestimmten Berghängen als Einwohner von Transkarpatien und Bürger der Ukraine.

In der Gemeinde gibt es mehr Befürworter. Auch hier handeln wir nach Recht und Gesetz. Wir leben in einem demokratischen Staat, und viele Menschen von außerhalb der Gemeinde, die keine Verantwortung für das Leben der Menschen in der Gemeinde tragen, haben das Recht zu sagen und zu schreiben, was sie wollen. Niemand wird das verbieten. Damit das Projekt durchgeführt werden kann, muss es bestimmte rechtliche Entscheidungen geben — und die gibt es. Es muss bestimmte Umweltverträglichkeitsprüfungen geben — die gibt es. Meine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass das Verfahren in Übereinstimmung mit dem Gesetz durchgeführt wird. Was auch immer entschieden wird: Es wird immer eine gewisse Anzahl von Leuten geben, die dagegen sind. Um diese Projekte zu stoppen, gibt es derzeit keine rechtliche Grundlage.

Ich muss sagen, bin ich auch gegen einige Projekte an bestimmten Berghängen als Einwohner von Transkarpatien und Bürger der Ukraine.

Um welche Berghänge handelt es sich? Bitte präzisieren Sie.

Darüber werde ich nicht sprechen. Aber was die Gemeinde von Turji Remety betrifft, so handelt es sich um eine verarmte, eine sogenannte depressive Gemeinde, die am Rande des Überlebens steht. Wir haben keine Haushaltsreserven, um sie zu unterstützen und zu entwickeln, solange der Krieg andauert. Und der Krieg wird noch Jahre andauern. Wenn es darum geht, bis zu 40 Millionen UAH jährlich an Steuern aus der Windenergieproduktion zu erhalten (dies ist eine Bedingung für den Bau eines Windparks im Runja-Tal: Der Windparkbesitzer zahlt einen Teil des in der Gemeinde erwirtschafteten Geldes als Steuern, — Anm. d. Red.), es versteht sich von selbst, dass die Gemeinde diesen Weg für sich wählt. Es gibt Leute, die dagegen sind, und das ist auch ihr gutes Recht, aber sie haben nicht die Möglichkeit, die Mehrheit zu brechen, die dafür ist.

Übrigens habe ich im Verteidigungsrat mit fünf anderen Gemeindevorstehern aus Transkarpatien, die bereits Windräder in ihren Gemeinden aufstellen wollen, ein Gespräch geführt, als es um Energie ging.

ES WIRD PROTESTE GEBEN, ABER DIE ANLAGEN WERDEN IN BETRIEB SEIN

Auf der Ebene der Gemeindevorsteher ist also bereits ein Trend entstanden, und es wird bald Mode werden, in den „reichen Dörfern“ der Transkarpatien Windkraftwerken zu errichten?

Ja, die Gemeinden werden immer mehr Windkraftwerke errichten wollen, je mehr Windkraftwerke in Betrieb gehen und Strom produzieren. Aber das geschieht nicht einfach aufgrund der Wünsche von irgendjemandem. Deshalb müssen wir jetzt untersuchen, wo genau in der Region sie errichtet werden sollen.

Es gibt nämlich keine professionellen Windkartenstudien für unsere Region. Würde es sich nicht lohnen, eine solche Studie in Auftrag zu geben? Dann müssten wir uns nicht mit der Frage auseinandersetzen, wo wir die Windkraftanlagen aufstellen sollen, wenn wir einzigartige Gebiete in den Bergen verlieren?

Heute ist das Runja-Tal vermüllt: Plastikflaschen alle 10 Meter!

Das ist auch ein Problem. Ich kann nicht in eine Gemeinde kommen und einen Windmesser aufstellen. Die Gemeinde muss klar sagen, dass sie das untersuchen will und ihre Zustimmung geben. Das klappt überall auf der Welt. Das Burgenland in Österreich ist ein gutes Beispiel. Auch das war eine strukturschwache Region. Jetzt stehen dort 3.000 Windräder. Die haben einen Überschuss an Strom. Und vor 20 Jahren war es eines der ärmsten Bundesländer Österreichs, heute ist dort eine wohlhabende Generation herangewachsen, die sich um die Umwelt kümmert und intellektuell weiterentwickelt. Hier geht es um die Unterstützung der Blaubeeren-Pflücker auf den Wiesen, die dort Beeren pflücken und tonnenweise Plastik und Müll wegwerfen. Heute ist das Runja-Tal vermüllt, alle 10 Meter liegen Plastikflaschen herum!

Generell müssen wir über das Jahr hinaus denken: Wir müssen darüber nachdenken, wie Uschhorod mit 200.000 Einwohnern in 5 Jahren aussehen wird, wo Transkarpatien mit der Industrie, die wir heute hier versammelt haben, dank der Umsiedlung stehen wird.

Blicken wir in die nahe Zukunft: Das Windparkprojekt in Runja hat die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchlaufen, die Anhörungen waren erfolgreich und die erste Windkraftanlage ist im Bau. Es gibt massive Proteste, denn es gibt auch viele Windkraftgegner. Mahnwachen, Transparente, Menschen, die sich unter die Räder der Maschinen legen ... Was ist zu tun?

Die Menschen haben das Recht, zu protestieren. So sieht das Bild aus, wenn man es sich vorstellt: Menschen im Protest, Menschen mit Transparenten und Lautsprechern, die Polizei zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, die Technik in Betrieb. So wird es ablaufen. Aber es gibt noch einen anderen Faktor: Wenn der Strom ausfällt, werden die meisten Menschen, auch die mit den Transparenten, damit beschäftigt sein, ohne Strom zu überleben, denke ich. Die feindliche Propaganda, die diese Situation sicherlich zu ihrem Vorteil nutzen wird, ist ein weiterer Faktor. Sie werden darauf warten, dass die Meinungsführer, gefolgt von den Stammtischpolitikern, mit dem Posten von Beiträgen in den sozialen Medien beginnen, sie aufgreifen und so weit wie möglich eskalieren. Wir werden auf diese Situation reagieren.

Tetjana Kohutytsch, Uschhorod

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