Andrij Sybiha, Außenminister der Ukraine
Wenn 500-600 russische Drohnen und Raketen die Ukraine angreifen, sollte gleiche Anzahl Russland angreifen
02.10.2025 15:50

Am Montag besuchte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha Warschau, wo er am Sicherheitsforum teilnahm und sich mit Kollegen aus dem Weimarer Dreieck (Polen, Deutschland, Frankreich) traf.

In einem Blitzinterview mit einem Ukrinform-Korrespondenten sprach der ukrainische Diplomat über die Ergebnisse seines Treffens mit Kollegen aus anderen Ländern und betonte die aktuellen dringenden Bedürfnisse der Ukraine.

Herr Minister, Sie haben am Warschauer Sicherheitsforum teilgenommen. Welche Botschaften haben Sie von Ihren Kollegen dort erhalten?

Die wichtigste Botschaft ist die volle Unterstützung und Solidarität mit der Ukraine, das volle Verständnis der gesamten realen Lage auf dem Schlachtfeld und die Notwendigkeit weiterer Unterstützung für die Ukraine. Ein klares Begreifen, dass die Sicherheit der Ukraine auch die Sicherheit unserer Partner ist, insbesondere Polens, Deutschlands und anderer Länder der Europäischen Union.

Bezeichnenderweise finden meine Treffen nach russischen Provokationen statt: der Verletzung des Luftraums über Polen, Rumänien und einer Reihe anderer Länder. All dies mobilisiert und bewegt unsere Verbündeten zu einer entsprechenden Reaktion. Wir teilten unsere Gedanken und Vorstellungen darüber, was eine starke Reaktion ist. Denn heutzutage reichen einfache Erklärungen natürlich nicht mehr aus. Wir haben auch über eine konkrete Erhöhung der weiteren Unterstützung der Ukraine bei Luftabwehrsystemen und weitere Schritte zur Auffüllung des Abschreckungspakets in der Ukraine gesprochen.

Wir nannten das Beispiel, das Präsident Selenskyj immer wieder zur Sprache bringt: Russland muss als Reaktion eine angemessene Abfuhr und Antwort erhalten. Russische Angriffe auf uns, und oft sind das von 500 bis 600 Drohnen in Kombination mit Raketen, erfordern entsprechende entschlossene Maßnahmen unsererseits. Was ich meine ist: Wenn 500–600 Drohnen die Ukraine angreifen, sollte dieselbe Anzahl auch russische Militäreinrichtungen auf russischem Territorium angreifen.

Sie trafen sich auch mit Ihren Kollegen aus dem Weimarer Dreieck.

Meine Teilnahme am Treffen des Weimarer Dreiecks war sehr wichtig. Dieses internationale Format spielte einst eine wichtige Rolle auf Polens Weg zur Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Ich bin Radoslaw Sikorski persönlich dankbar für die Einladung zu diesem Treffen. Es war eine sehr gute Plattform für den Meinungsaustausch. Ich informierte über die aktuelle Lage auf dem Schlachtfeld und über die erfolgreichen Gegenoffensiven der ukrainischen Armee. Wir sprachen über mögliche Schritte, die mit der Mitgliedschaft der Ukraine in der Europäischen Union verbunden sind. Wir besprachen auch den Fall Ungarn, das uns auf dem Weg in die EU blockiert.

Ich informierte die Kollegen über die konkreten Bedürfnisse unserer Streitkräfte, damit die Waffentypen, die wir heute in erster Linie benötigen, von unseren engsten Verbündeten priorisiert werden. Thema der Diskussion waren auch eingefrorene russische Vermögenswerte, die uns zu einer pragmatischen Entscheidung über die Gewinnung dieses großen Potenzials führen können – eingefrorene Vermögenswerte – sowie Sanktionen gegen Russland, um Russland zum Frieden zu zwingen.

Natürlich muss das 19. Paket mit weiterem Druck der Vereinigten Staaten synchronisiert werden.

Das heißt, wir haben das gesamte Spektrum der Agenda besprochen.

Wie beurteilen Sie das Wahlergebnis in Moldawien?

Ich glaube, das ist ein großer Tag für Europa und die Ukraine. Da die proeuropäischen Kräfte gewonnen haben, bleibt Moldawiens Kurs auf eine EU-Mitgliedschaft also unverändert. Die Ukraine gratuliert dem moldauischen Volk zu dieser Entscheidung.

Wir bewegen uns weiter gemeinsam zur Mitgliedschaft in der Europäischen Union.

Präsident Selenskyj hat bereits mit Maia Sandu gesprochen, ich habe mit meinem moldauischen Amtskollegen (Mihai Popsoi, Anm. d. Red.) gesprochen. Wir haben ihnen zum erfolgreichen Wahlergebnis in Moldawien gratuliert.

Am 1. Oktober findet in Kopenhagen ein informelles Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der EU statt, bei dem die Stärkung der gemeinsamen Verteidigung Europas und die Unterstützung der Ukraine erörtert werden. Was erwartet die Ukraine von diesem Treffen?

Unsere weiteren Fortschritte bei der Eröffnung von Verhandlungsclustern.

Wann können wir damit rechnen?

Das ist schwer vorherzusagen. Leider blockiert Ungarn (die Eröffnung von Verhandlungsclustern – Red.) trotz all unserer Vorschläge und der konstruktiven Haltung der Ukraine weiter. Zukünftige Sicherheitsgarantien für die Ukraine, die Verwendung eingefrorener Vermögenswerte und weiterer Druck auf Russland sowie Verteidigungspakete werden in Kopenhagen ebenfalls besprochen. Verteidigungspakete, die die Ukraine heute stärken würden, sind vor allem Luftabwehrsysteme, Artilleriegeschosse, die Ausweitung unserer Fähigkeiten zur Drohnenproduktion und andere für uns heute wichtige Themen.

Ungarn hat den Online-Zugang zu einer Reihe wichtiger ukrainischer Medien gesperrt. Wie wird die Ukraine darauf reagieren?

Die Ukraine wird auf alle unfreundlichen Schritte der ungarischen Seite spiegelbildlich reagieren.

Ist ein Besuch des polnischen Präsidenten Karol Nawrocki in der Ukraine geplant?

Wir erwarten einen Besuch des polnischen Präsidenten in der Ukraine. Das wird natürlich ein wichtiger Besuch für unsere bilateralen Beziehungen sein. Wir hoffen, dass er bald stattfinden wird. Der Präsident der Ukraine ist offen für den Dialog mit seinem polnischen Amtskollegen. Präsident Selenskyj führte am Vorabend des Besuchs des polnischen Präsidenten in Washington ein Telefongespräch mit Präsident Nawrocki. Und natürlich ist dieser Besuch sehr wichtig für die weitere Entwicklung unserer gutnachbarschaftlichen Beziehungen.

Wie beurteilen Sie die Dynamik der Such- und Exhumierungsarbeiten in den ukrainisch-polnischen Beziehungen?

Wir haben inzwischen bedeutende Fortschritte bei den Exhumierungsarbeiten erzielt. Und diese Arbeit zwischen unseren Teams wird aktiv fortgesetzt.

Juri Banachewytsch, Warschau

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