Rufname Did, Kommandeur von „Code 9.2“
70 Prozent der Aufgaben werden im neuen Sturmbataillon von Robotern erledigt
Kommandeure des Sieges 26.01.2025 10:41

Andrij Mischtschenko, Rufname Did (auf Deutsch: Opa) war früher Zugführer eines Aufklärungszuges und seit kurzer Zeit ist er einer der Kommandeure des 475. selbständigen Sturmbataillons „Code 9.2“ der 93. Luftsturmbrigade der ukrainischen Armee (es gibt noch Kommandeure mit Rufnamen Sambo und Flint). „Code 9.2“  ist einer der effektivsten Drohneneinheiten der Verteidigungskräfte. „Jede unsere Operation ist das Minimum unserer Verluste und der maximale Schaden für den Feind“, so präsentiert sich die Einheit auf ihrer Webseite. Die Einheit CODE 9.2 nahm an der Befreiung der Regionen Charkiw und Luhansk teil, verteidigte die Regionen Saporischschja und Donezk. Jetzt halten die Jungs ihre Stellungen in der russischen Region Kursk und in der Region Charkiw auf. Sie haben allein 2024 mehr als 7.000 Ziele zerstört und fügten dem Feind Schaden in Höhe von rund 400 Millionen Dollar zu. Und nun erreicht diese Effizienz ein Niveau bis auf ein Bataillon. Der Experiment, wie sich Andrij – im Friedensleben gründete er ein IT-Unternehmen -  so aussprach, sei gelungen. Angesichts dessen, wie der Kommandeur vernünftig argumentiert und welche Prioritäten er setzt, wird das nächste Jahr auch erfolgreich sein.

DROHNEN MIT GLASFASERKABELN – GUT, VIELE VERSCHIEDENE DROHNEN – NOCH BESSER   

Herr Andrij, im vergangenen Jahr war die Situation mit dem Einsatz von FPV-Drohnen nicht zu unseren Gunsten. Einige sagten, dass es zu bestimmten Zeiten auf dem Schlachtfeld so war: Eine unsere Drohne gegen 5 bis 7 russische, weil die Russen gelernt haben, sie schnell zu fabrizieren, viele, wenn auch mit Mangel. Hat sich dieses Verhältnis irgendwie ausgeglichen?

Vielleicht gab es an irgendeinem kleinen Frontabschnitt irgendwann in den Jahren 2022 bis 2023 wirklich eine solche Situation. Aber im Großen und Ganzen, wo immer wir im Laufe der Jahre gekämpft haben, bin ich nicht auf einen solchen Vorteil gestoßen. Jetzt schätze ich 1zu 1und in einigen Bereichen sogar 3 zu 1 zu unseren Gunsten (es geht eben um FPV-Drohnen). Wir haben genug davon, es gibt viele. Es kommt manchmal vor, als ob auf dem Schlachtfeld "Drohnen-Regen" ist, das sieht man auf Videos in den sozialen Netzwerken. Um nur einen erfolgreichen Treffer zu erreichen, werden ungefähr 8 bis10 Drohnen eingesetzt (Drohnen verlieren Verbindung, fallen, werden abgeschossen). Und es gibt nun damit  kein Problem: Jetzt ist die Lieferung von FPV-Drohnen vom Staat und von Freiwilligen normal organisiert, und der DSSZZI (Staatlicher Dienst für spezielle Kommunikation und Informationsschutz der Ukraine - Red.) hat sich auch angeschlossen. Es gibt ein ganzes Programm des Staatlichen Dienstes „Bonus +“ zur Förderung von Drohneneinheiten, das im Sommer das Digitalministerium gestartet hat.

Jede Einheit der Verteidigungsstreitkräfte, die den Feind mithilfe von Drohnen vernichtet, trägt alle ihre Vernichtungsmittel zum System bei. Sie geben die Koordinaten an, fügen ein Video dieser Treffer hinzu und berichten auf jeden Fall. Treffer werden verifiziert, bestätigt und für jedes Ziel (vernichtetes Personal, Ausrüstung, Infrastruktureinrichtungen usw.) werden bestimmte Punkte vergeben. Diese werden im Laufe eines Monats gesammelt und am Ende tauschst du diese Punkte gegen Instrumente ein, mit denen du den Feind weiter vernichtest. Dies können Angriffsbomber (Angriffsdrohnen – Red.), FPV-Drohnen oder Aufklärungsdrohnen Mavic sein.

Als Folge stellte unsere Einheit schwerer Bomber vollständig auf Versorgung im Rahmen des Programms „Bonus+“ um. Unsere 12 Besatzungen der Kompanie schwerer Bomber vernichten so viele feindliche Ziele, dass wir allein durch Punkte die aktuellen Verluste für einen Monat komplett überschreiten und immer noch eine kleine Reserve haben. Wir verbrauchen sie, wenn wir sehr aktive Arbeit haben (beispielsweise bei Angriffsoperationen) und wir 7–8 Bomber pro Tag verlieren können, um Infanterie zu vernichten und sie zu unseren Stellungen nicht zuzulassen. Oder wir verleihen sie an befreundete Einheiten, die noch am Anfang ihres Wegs zur Effektivität sind und noch nicht viele Flugmöglichkeiten haben. Sie arbeiten mit unseren Drohnen, sammeln Punkte und geben diese dann an uns zurück.

Die Lieferung hängt also doch von der Effizienz der Einheit ab, das wird beobachtet und analysiert...

Ja, wie viel du zerstört hast, so viel wirst du auch bekommen. Die Abteilungen für unbemannte Kampfsysteme hatten neulich ein Treffen mit dem Staatsdienst für spezielle Kommunikation und Informationsschutz der Ukraine. Wir erzählten über Erfahrungen und wie Bonus+ verbessert werden kann. Wir glauben, dass die Führung der DSSZZI gehört hat, was jetzt für die Front wichtig ist.

Im Jahr 2022 waren diese FPV-Drohnen oft irgendwo in Kellern gebastelt, was uns am Anfang sehr gerettet hat. Und mittlerweile liefern Hersteller in der Ukraine FPV-Drohnen in großen Mengen.

Mit der Lieferung ist klar, es klingt sehr beruhigend. Aber man hört jetzt verschiedene Prognosen über die Zukunft der Angriffsdrohnen: Man sagt, dass sich das System erschöpft habe und man vielleicht in etwa sechs Monaten wieder hauptsächlich auf Mörser und Artillerie angewiesen sein werde. Oder erwartet die Drohnen eine ernsthafte Evolution?

Derzeit sind FPV-Drohnen, kleine und große Bomber sowie Langstreckendrohnen sehr effektiv. Sie können die Aufgabe für Artillerie oder Infanterie nicht vollständig erfüllen, aber wenn wir diese Angriffsdrohnen nicht hätten, würden wir vielleicht nicht verlieren, aber viel Land und Kämpfer verlieren. Das ist keine Übertreibung.

Aufgrund der Wetterbedingungen können unbemannte Luftfahrzeuge nicht immer fliegen – Wind, Regen, Nebel, Schnee, Frost … Es gibt viele Bedingungen, unter denen der Einsatz von Drohnen ineffektiv oder unmöglich sein kann. Und dann wird die Artillerie eingesetzt. Sie funktioniert immer und wir haben mehrmals gemeinsame Operationen mit dem Einsatz von Artillerie und Drohnen durchgeführt, wodurch die Wirksamkeit der Angriffe erheblich gesteigert werden konnte. Vorher wird zuerst das Personal mithilfe der Artillerie reduziert (damit die Drohnen nicht abgeschossen werden) und die Drohnen erfüllten dann ihre Aufgaben mit der Zerstörung der Ziele. Viele Taktiken gibt es bereits.

Oder bezüglich der Infanterie. Nehmen wir an, wir haben alle mit FPV-Drohnen und Bombern vernichtet, 10–15 km Land zurückerobert, was werden wir erreichen? Tote Zone. Wessen Land ist das? Wenn unser Infanterist nicht bald dort seinen Fuß setzt, wird der Feind wieder hin kommen. Du musst dorthin mit der Infanterie kommen und dann weiter vorrücken. Drohnen sind kein Allheilmittel, aber ihre Bedeutung ist sehr groß.

Alle träumen davon, dass der Mensch maximal von Robotern ersetzt wird. Über eine totale Kontrolle über die Frontlinie sprach Madjar (Robert Brovdi, Kommandeur einer Drohneneinheit), dass bald dort eine absolut kontrollierte tote Zone geschaffen wird. Wir werden ihre Drohnen stören, sie unsere und keine Maus wird durchkommen. Aber im Moment scheint es den Russen egal zu sein, dass wir sie sehen - sie preschen vor und sind auch mit Drohnen nicht aufzuhalten.

Eine tote Zone zu schaffen ist realistisch und an einigen Frontabschnitten, wo wir kämpften, wurde sie geschaffen – ein Streifen von 4 bis 5 Kilometer, in die weder unsere Infanteriesoldaten noch der Feind gelangen konnten, alles wurde vernichtet. Die Frage ist es aber, wieviel Kilometer Länge können gehalten werden und welche Kräfte und Waffen dafür nötig sind.

Wenn viele feindliche Soldaten vorpreschen, (ganz zu schweigen von Panzerfahrzeugen – je weiter du sie siehst, desto schneller kannst du sie zerstören), etwa 150-180 Personen, hilft die Kontrolle wenig. So begannen diese Angriffe der Nordkoreaner – sie preschen einfach vor und nutzen dabei die Wetterbedingungen wie Nebel, Niederschlag, die Aufklärungsmöglichkeiten der Drohnen abschwächen. Sie können nur von einem gut geschützten MG-Nest mit einer Bedienungsmannschaft gestoppt werden, die sie niedermähen wird. Den Feind kann man in der toten Zone also vernichten, das Problem besteht jedoch in der Zahl von Feinden, die gleichzeitig an einem engen Frontabschnitt angreifen können. Und so stellt es sich heraus, dass es trotzdem Leute geben muss, die halten und sie aufhalten werden.

Sie haben auch gefragt, wie lange das System aushalten kann. Der Sinn des Drohneneinsatzes wird bleiben. Selbst 20% der Effektivität der FPV-Drohnen sind es wert, diese zu produzieren, zu fliegen und den Feind zu vernichten. Weil die FPV-Drohnen in der Ukraine hergestellt werden und 400 bis 500 US-Dollar kosten. Was ist Kunststoff für 400 Dollar gegen den Preis des Menschenlebens?

Verbessert sich aber die Technologie?

Ja, es wird zu Änderungen kommen. Der Krieg 2022 ist nicht so wie der Krieg 2023. Zu Beginn des Jahres 2025 sehen wir bereits, dass sich die Bedingungen, die Taktik des Feindes ändern, dabei ständig. Es ist sehr wichtig, dass die Hersteller von Mitteln zur elektronischen Kampfführung, Drohnen haben sehr eng mit uns zusammengearbeitet. Sie wussten nun, wie sind die Bedürfnisse an der Front. Wir hatten aber sowohl positive als auch negative Erfahrungen.    

Im Jahr 2023 setzten wir hauptsächlich schwere Bomber Vampir ein. Dieses System war damals zu Beginn seiner Entwicklung. Wir haben uns mit Drohnen von verschiedenen Typen bekannt gemacht, haben aber eben diesen gewählt, wir begannen Vampir einzusetzen. Und nach jeder Kampfaufgabe, jedem Test informierten wir die Hersteller, was nicht ganz gut funktioniere, wie Bomber wirklich einsatzfähig zu bauen sind. Im Jahr 2024 haben wir also ein erstes Exemplar hergestellt erhalten – eine große Reichweite. Wir haben nun einen ersten Schützenpanzerwagen zerstört. Wir haben insgesamt 2024 1.500 Stück Technik mit Vampir-Bombern vernichtet. Das war eine erfolgreiche Erfahrung.    

Hersteller eines anderen kleineren Bombers sind zu uns angekommen. Sie haben ein Probeexemplar mitgebracht. Wir haben sofort verstanden, das ist ein zukünftiger toller Bomber, der 2 Kilogramm Sprengstoff auf Orks abwerfen könnte. Getestet wurden Bomber sowohl auf dem Prüffeld als auch unter den Kriegsbedingungen. Die Hersteller sehen das aber anders. Sie wollen einen Drohnenschwarm produzieren. Und das ist alles. Der Bomber hatte keine Entwicklung erhalten. Ich weiß nicht, ob er fliegt. Ich sehe auch keinen Drohnenschwarm.

Wenn die Hersteller auf Änderungen reagieren, sind ihre Systeme am effektivsten an der Front. Das betrifft auch die Produzenten von Mitteln zur elektronischen Kampfführung. Es gibt solche Hersteller, den wir nicht die Standartsysteme, sondern jene bestellen, die am gewissen Frontabschnitt erforderlich sind. Wir erhalten sie in 2 bis 3 Tagen.

Und wie lange halten diese Varianten und Verbesserungen an der Front aus?

Jeden Tag setzt der Feind etwas ein, das eine Gegenmaßnahme erfordert. Wenn der Hersteller in Echtzeit und jeden Tag mit Kampfeinheiten nicht kommunizieren würde, würde er den Anschluss verlieren und die Drohnen und Systeme der elektronischen Kampfführung, die er heute produziert, würden in einem Monat nicht funktionieren. Wir denken etwas aus, der Feind denkt etwas aus. Aber das Wichtigste dabei ist, dem Feind unsere Bedingungen aufzwingen. Nicht nur, sich dem anzupassen, was der Feind uns diktiert, sondern selbst zu diktieren. Dann werden wir gewinnen.

Können Sie ein Beispiel geben – wovon ist die Rede? Von welchen Verbesserungen?

Vor allem geht es um einen Frequenzwechsel. Die Änderungen der Frequenzen von FPV-Drohnen haben die Änderungen der Frequenzen von Störsendern zur Folge. Es wird vor allem FHSS (Frequency Hopping Spectrum Spreading, FHSS) für den Sprung von der gestörten Frequenz zu einer anderen eingesetzt. Der Einsatz von per Glasfaserkabel gesteuerten Drohnen ist ein neues Kapitel. Derzeit wird an Gegenmaßnahmen gearbeitet, und ich denke, sie werden bald kommen.

Glasfaser – kommt dieses Ding schon oft zum Einsatz?

Nicht so oft als FPV-Drohnen. Bei Glasfaser-Drohnen gibt es Einschränkungen sowohl hinsichtlich des Horizonts, wo sie eingesetzt werden können, hinsichtlich der Reichweite als auch hinsichtlich der Zielsuche. Und im Herbst oder Winter – Kondensation, Frost, die Spule friert ein, zusätzliches Gewicht an der Drohne… Zu viele Details, also das ist nicht die Waffe, die bald die üblichen FPV-Drohnen ersetzen wird oder es unter die Top Fünf der Drohnen nach Feuerkraft schafft. Das ist eine der Alternativen und kann unter bestimmten Bedingungen an bestimmten Frontabschnitten und an bestimmten Standorten effektiv sein. Es ist besser, alle Optionen zu haben.

In welche Richtung sollte dann die Entwicklung von Drohnen wohl gehen?

Man kann phantasieren und sich die taktisch-technischen Leistungen vorstellen, die man erreichen möchte. Ich möchte zum Beispiel, dass FPV-Drohnen fliegen und sehr gut bei Nebel, Regen, Schnee und Frost sehen. Dass ich entweder eine FPV-Bombe mit Frequency Hopping Spread Spectrum in der breitesten Spannbreite habe, sodass sie nicht abgedämpft werden kann. Man sollte selbständige Einheiten haben, die sich mit Entwicklung und Innovationen befassen sowie Trends in einem oder anderen Sektor beobachten und vorantreiben.

Haben Sie eine solche?

Noch nicht, da wir bis vor kurzem eine kleine Kompanie von Angriffsdrohnen waren (etwas mehr als 100 Kämpfer). Und dabei haben wir 12 Besatzungen Vampir, vier Teams für FPV-Drohnen und zwei für Langstreckenaufklärung. Jeder wird maximal eingesetzt. Wir setzen einfach Prioritäten, und unsere oberste Priorität ist die Vernichtung des Feindes und die Rettung der Leben unserer Infanteristen. Aber es stehen uns Veränderungen bevor. Wir werden größer. Wir erhielten vom Oberbefehlshaber den Auftrag, eine neue Einheit zu bilden. Es wird eine eigenständige Einheit mit verstärkter Komponente der unbemannten Luftfahrzeuge sein. Ein selbständiges Angriffsbataillon, in dem Angriffskompanien, Artillerie, Panzern und ein sehr großer Anteil an unbemannten Luftfahrtzeugen sein werden, sowohl in der Luft als auch am Boden.

Wird sie quantitativ oder qualitativ gestärkt?

Sowohl quantitativ als auch qualitativ. 70 Prozent der Arbeit werden die Roboter erledigen. Die ganze Arbeit: Vernichtung des Feindes, Evakuierung, Takelage (Transport schwerer, übergroßer Ausrüstung – Red.), Zufuhr von Munition, Verminung. Derzeit wird beispielsweise die Verminung größtenteils von Ingenieuren durchgeführt, und wir können und werden diese Aufgabe Robotern anvertrauen, auch mit der Zufuhr der Munition, der Engineering-Komponente zur Verstärkung der Positionen. Die Vernichtung des Feindes ist sowieso das, was wir effektiv aus der Luft und vom Boden aus tun. Die Drohnen in diesem Bataillon werden bei der Durchführung von Angriffs- und Verteidigungsoperationen eine große Rolle spielen. Wir wissen genau, wie es geht: Seit 2022 kämpfen wir in einem Sturmbataillon. Das gesamte Jahr 2022 waren wir in einem Aufklärungszug im Einsatz. Wir nahmen an der Vorbereitung, Planung und Durchführung der Operation zur Befreiung der Region Charkiw teil, dann der Regionen Luhansk, Donezk und Bachmut. Erst etwa ab Mitte des Jahres 2023 haben wir uns fast vollständig auf die Vernichtung des Feindes aus der Luft umgestellt. Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft genau solchen Einheiten gehört, in denen alle Komponenten der Treffer effektiv funktionieren.

Unser Kommandeur (Spitzname Flint) sagt: Das Orchester spielt die Symphonie. Ein Instrument spielt nicht. Und das selbständige Sturmbataillon, das wir in der Zusammensetzung der 92. Brigade bilden, wird ein Orchester sein, in dem die erste Geige die unbemannten Luftfahrzeuge spielen werden. Und sie werden für die Erhaltung der Leben unserer Infanterie eingesetzt.

Habe ich richtig verstanden, dass auch die Rolle der unbemannten Landfahrzeuge wächst? Denn bisher waren sie nicht irgendwie in Priorität, es fehlte schlicht das Geld dafür. Wenn zwischen Bodenplattformen oder fliegenden Drohnen gewählt werden muss, entscheiden sich die Brigaden für fliegende ...

Also, machen wir das so. „Vampir“ ist ein schwerer Bomber, der, wenn ich mich nicht irre, derzeit 12.000 Dollar in der Grundausstattung kostet. Eine Bodenplattform, beispielsweise „Termit“, kostet in der mittleren Ausstattung, etwa das Gleiche. Unsere Einheit verliert pro Monat etwa 30–35 „Vampire“ und zerstört dabei über 300 Einheiten der Wehrtechnik (und Personal, wir haben im Dezember über 600 Mann vernichtet). Und dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, wie viele Leben gerettet wurden. Eine der letzten Operationen der „Vampire“ war, die Stellungen unserer umzingelten Infanterie zu bewachen und das Nähern des Feindes zu hindern. Und am Abend haben wir den Ausgang gesäubert und 22 oder 24 Leute aus den Stellungen gehen lassen. 10.000 Dollar, um ein Leben zu retten, ist überhaupt nicht teuer.

Ich bestreite das nicht, ich bin froh. Bisher wurde hier leider gespart. Es gibt viele Entwicklungen, die jedoch etwas unterschätzt sind, obwohl Hersteller Werbung dafür machen und sich Mühe geben.

Ich denke, es liegt nicht daran, dass gespart wurde, sondern daran, dass sich jetzt alle mit Kampfdrohnen beschäftigen, die Bodenroboter werden noch ihren Platz finden. Wenn es in der Brigade Drohnenpiloten gibt, können diese auch Bodenplattforme steuern. Wenn es einen Mangel an Piloten gibt, werde ich sie anweisen, die FPV- oder Bomberdrohnen zu bedienen, um den Feind zu vernichten. Aber wenn es genug Leute gibt, finde ich sicher die Finanzierung, um eine Evakuierungsplattform einzusetzen und Verwundete zu transportierten oder für eine Freilegung von Minen.

Wir haben zu wenig Leute. Russland und Nordkorea können sich leisten, nach sowjetischen Standards zu kämpfen, die keinen effektiven Einsatz von Kriegsgerät oder das Schonen von Menschenleben vorsehen. Sie kämpfen aber so, indem sie die Menschen auch finanziell motivieren. Jeder von Kriegsgefangenen sagte, dass er den Vertrag abschloss, um seine finanziellen Probleme zu lösen. Wir haben diese Ressourcen nicht, wir schonen die Menschen und müssen den Krieg technologisch führen, also alles tun, um Menschen auf dem Gefechtsfeld durch Roboter zu ersetzen.

So schickst du z.B. eine Gruppe von zwei, drei Menschen, Munition oder Wasser zu bringen. Erstens: Wie viel Gewicht können sie tragen? Zweitens, wie weit sie gehen können, wenn das Gebiet von Drohnen überwacht? Für eine Drohne geben wir 10.000 US-Dollar aus, erreicht sie das Ziel nicht, nehmen wir eine andere. Drei Menschen sind am Leben. So ist es.

Mit dem Geld gibt es dazu in der Ukraine kein Problem. Ich sehe das Problem darin, dass die Leute fehlen, die kämpfen können und möchten. Sie haben Angst, dass sie sofort in Schützengraben geschickt werden. Wir stellen jetzt eine neue Einheit auf und starteten ein Projekt zur Rekrutierung. Ich führe Vorstellungsgespräche, erzähle über unsere Grundsätze, wie wir kämpfen und die Menschen, die Angst hatten, sehen, dass sie uns vertrauen können.  

Und wie ist die Zukunft von Robotern? Wir verstehen doch, dass der Einsatz von Robotern begrenzt ist. Zumindest durch Vereinbarungen, die auf dem Gipfel zur Künstlichen Intelligenz (im Mai 2024 in Südkorea) erreicht wurden, dass die Definition von Zielen usw. kann Robotern nicht vertraut werden  

Derzeit verfügen wir nur über FPV mit Selbststeuerung, einstweilen haben wir nichts anderes in der Hand. Ich weiß nicht, wie weit die Entwicklung fortgeschritten ist. Sie wird es aber geben, du kommst da nicht weg.

Bedeutet die Selbststeuerung, dass wenn die Verbindung mit der Drohne verloren ist, ist sie aber selbst auf ein zuvor programmiertes Ziel ausgerichtet?

Ja, das stimmt. Ist die Verbindung verloren, wird die Drohne sowieso fliegen. Es geht jetzt nicht um ein gewähltes Ziel. Es gibt bereits KI und es wäre Verrat, neue Technologien nicht zu nutzen. In der Ukraine gibt es viele helle Köpfe und sie sind daneben. Kleine „Werkhallen“ in Garagen und Kellern, die uns 2022 gerettet haben, indem sie sich zu großen Produktionen umgewandelt hatten. Dort arbeiten Menschen, die auf Änderungen und unsere Bedürfnisse sehr schnell reagieren. Das ist unser Vorteil gegenüber dem Feind.

Gibt es jetzt großes Defizit an Mitteln zur elektronischen Kriegsführung? Wie geschützt ist die Front? Inwiefern sind wir dem Feind jetzt, kann sein, darin unterlegen? Lange Zeit standen lange Schlangen hinter ihnen, die Kapazitäten der Hersteller reichten nicht aus.

Der Bedarf ist groß. Sie werden doch kaputt, zerstört. Es gibt aber kommerzielle Organisationen, die sie herstellen, lassen anpassen und liefern genug schnell. Es gibt sie immer mehr an der Front. In unserer Einheit ist jedes Fahrzeug unbedingt mit dem Mittel zur elektronischen Kriegsführung ausgestattet. Auch  Bomberpiloten haben Mittel zur elektronischen Kriegsführung, da FPV-Drohnen sie in der Nacht „besuchen“. Ebenso ist es auch beim Feind. Wenn wir, zum Beispiel, Panzerfahrzeuge mit Mittel zur elektronischen Kriegsführung ausgestattet sichten, rettet uns Verminung aus der Ferne. Und es ist egal bezüglich der Mittel zur elektronischen Kriegsführung. Die Verminung funktioniert.

Die Lieferung für Brigaden ist verschieden organisiert.

Wie schätzen Sie die Möglichkeiten des Feindes ein? Sie haben alles unlimited, was sie sich wünschen – wird geliefert?  

Nein, natürlich nicht. Bei ihnen gibt es definitiv nicht alles unlimited und wir haben leider auch nicht alles unlimited. Irgendwo klappt es besser, irgendwo schlechter, irgendwo mehr Drohnen, irgendwo weniger. Je nachdem, wo ihre Hauptstoßrichtung ist.

ALLES FÜR SOLDATEN: VON SOCKEN BIS AUFKLÄRUNGSDATEN

Erzählen Sie über ihre Recruiting-Kampagne. Wie haben sie die Arbeit organisiert, wer bewirbt sich und ob sie auswählen müssen.

In kurzer Zeit müssen wir eine große Einheit aufstellen, wo alle vertreten werden: Sturm-Infanterie, Kampfpanzer, Geschütze usw. Die Kampagne startet auf bekannten Online-Plattformen wie Lobby X, Telegram-Kanäle, soziale Netzwerke. Wir brauchen viele Leute, etwa 30 Berufe – Drohnenpiloten, Ingenieure, Panzerfahrer. Es gibt nur ein Auswahlkriterium – der Wunsch, den Feind zu vernichten, effektiv zu sein. Wir wählen eine Stelle aus, die Ihren Fähigkeiten entspricht. Die Einheit braucht sogar Recruiter, PR-Manager, Personaler.

Man braucht Sturmsoldaten, und es gibt wirklich Leute, die Sturmsoladen sein wollen. Sie zeigen sich einfach nicht, weil sie nicht verstehen, in welchen Einheiten sie diesen müssen. Es gibt so viele negative Informationen in Massenmedien. Unser Prinzip ist aber - das Wertvollste ist das Leben. Man vertraut uns.

Alle Kommandeure haben reale Kampferfahrungen. Die Aufklärung ist immer vorne. Es gibt auch kein Problem bezüglich der Versorgung. Wir nutzen nur moderne militärische Ausrüstung, verfolgen Änderungen und Novitäten. Wir wollen Menschen einberufen, die verstehen, alle werden kämpfen müssen, Verstecken macht keinen Sinn. Wir sind andere, wir wollen eine Armee der Zukunft schaffen, sowjetisches Herangehen bei der Führung, der Aufklärung, der Erfüllung von Kampfaufgaben, der Vorbereitung ändern. Wir wollen das qualitativ ändern.

Was gewährleistet das Prinzip des Wertes des Lebens in der Praxis?

Durch eine sehr sorgfältige Vorbereitung des Einsatzes. Aufklärungsangaben werden gesammelt, Planung pro Minute wird durchgeführt. Tageszeit, Wetter, Möglichkeiten des Gegners werden in Betracht gezogen. Danach arbeiten die Menschen, die motiviert sind, das Leben unserer Krieger zu retten und möglichst viele unsere Gebiete zu befreien. Auch eine gesunde Atmosphäre im Team, ohne das geht es nicht. Ein Mensch muss würdiges Verhalten sich gegenüber fühlen. Sie sind doch keine Verbrauchsmaterialien. Sie können sich nicht vorstellen, welche Aufgaben Leute dann erfüllen und wie heldenhaft sie sich zeigen. Vor einer Woche waren drei Piloten mit Mavic im Einsatz. Sie warfen Munition auf Feinde ab. Sie wurden eingekesselt. Innerhalb von vier Stunden haben sie gekämpft, bis eine Reserve kam. Nur danach stoppten sie weiter zu kämpfen. Sie sind doch einfache Piloten.  

Kurz gesagt, wir schaffen alle Bedingungen, man muss nur kommen und arbeiten wollen.

Und was motiviert, hält Sie persönlich? Sie sind seit Jahren ohne Ablösung, ohne Rotation, ohne Erholung, Sie tragen eine enorme Verantwortung für die Menschen.

Ein sehr großes Verlangen, diesem widerlichen Volk eine zu pfeffern und es aus unserem Land zur Hölle zu vertreiben. Ein ganz großer Wunsch.

Alle sind müde. Alle reden über einen Waffenstillstand und warten darauf. Aber man muss verstehen, dass er, wie 2014, eine Pause sein kann. Er muss kommen, aber wir müssen in dieser Zeit schaffen, das System von innen heraus zu verändern. Die sowjetischen Militäransätze müssen durch solche ersetzt werden, die der Realität in Leitung, Planung und Versorgung entsprechen. Deshalb möchten wir das neue Sturmbataillon, so ehrgeizig es auch klingen mag, sehr zu einem Vorbild machen und es auf andere Einheiten und Brigaden ausweiten.

Es wird autonomer sein, so verstehe ich?

Es wird mit der richtigen Managementstruktur sein, die für den Soldaten funktioniert, sodass er alles hat, von Socken bis hin zu genauen Geheimdienstinformationen. Dies sind Ansätze, die wir schon in unseren Abteilungen nutzen. Im Jahr 2023 wurde uns die Aufgabe gestellt, den ersten experimentellen Zug der Angriffsdrohnen im Bataillon zu bilden. Zuvor gab es Kompanien in Brigaden, jedoch nicht in Bataillonen. Das Experiment verlief erfolgreich und auch in anderen Bataillonen wurden Züge von Angriffsdrohnen gestartet. Dann sollten wir eine Kompanie bilden, heute sind wir zur Schaffung eines selbständigen Sturmbataillon gekommen. Wir sind der Meinung, dass einzelne Bataillone für unbemannte Luftfahrzeugsysteme ein Zwischenstadium zur Schaffung einer modernen Armee sind. Aber ohne Infanterie werden wir nicht gewinnen. Man kann die Wege mit Robotern verminen, und wenn die Russen rücken, werden sie maximal mit Robotern vernichtet. Und wenn jemand ankriecht, wird er von der Infanterie liquidiert. Und ohne Einsatz aller Mittel werden wir in diesem Krieg nicht effektiv sein.

Wir haben schon mehr als einmal Angriffsoperationen mit großer Roboterbeteiligung geplant. Wir nehmen einen Abschnitt und vernichten innerhalb von einer oder zwei Wochen (manchmal sogar drei Tagen) alles, was unserer Infanterie begegnet. Damit sie vorrücken und Stellung einnehmen. Eine andere Frage, diese Positionen zu halten. Es kann nicht genügend Personal sein. Aber im Allgemeinen können bei Angriffs- und Verteidigungseinsätzen 70 Prozent der Aufgaben von Robotern übernommen werden. Dies ist bereits Realität.

Tetjana Nehoda, Kyjiw

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