Mykola Solskyj, Minister für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine
Die Ukraine kann zwei Millionen Pflanzenöl pro Jahr durch Rohrleitung bis Gdańsk liefern
14.09.2022 14:09

Die Agrarminister der Ukraine und Polens unterzeichneten während des Wirtschaftsforums in Karpacz im Südwesten Polens ein Dokument über den Bau einer Rohrleitung für Export von ukrainischem Öl durch polnische Häfen in Drittländer.

In einem Interview mit Ukrinform sprach der Minister für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine Mykola Solskyj über Details dieses Abkommens, die Aussichten für ukrainische Exporte in Drittländer angesichts der russischen Aggression sowie über die Zusammenarbeit mit der EU im Bereich der Landwirtschaft.

600 KM ROHRLEITUNG: BETEILIGUNG VON UNTERNEHMEN UND FINANZIERUNG AUS VERSCHIEDENEN QUELLEN

Herr Minister, Sie haben mit Ihrem polnischen Amtskollegen ein Dokument über den Bau einer Rohrleitung zur Beförderung von Pflanzenöl aus der Ukraine zum polnischen Hafen in Danzig unterzeichnet. Erzählen Sie uns bitte mehr darüber.

Dies ist ein Memorandum, das die Bereitschaft der Ukraine und Polens bestätigt, ein Projekt zum Bau einer Rohrleitung zur Beförderung von Pflanzenöl aus der Ukraine zur Ostsee umzusetzen.

In Friedenszeiten funktionierten die Häfen effektiv und wir dachten nie, dass es einen Krieg dieser Größenordnung geben könnte und wir nicht in der Lage wären, Getreide, Pflanzenöl und dergleichen über das Schwarze Meer zu exportieren. Wenn wir sehen, wozu Russland bereit ist, müssen wir alternative dauerhafte Routen haben, denn nach unserem Sieg wird Russland immer noch unser Nachbar bleiben. Nach einer gewissen Zeit kann ihm wieder etwas einfallen. Daher müssen neben dem Schwarzen Meer auch alternative leistungsstarke logistische Exportwege für unsere Produkte vorhanden sein.

Eine dieser Lösungen ist die Rohrleitung. In der Ukraine werden doch  viele Ölfrüchte verarbeitet und dies ist eines der wichtigsten Exportprodukte. So wurde beschlossen, dieses Thema mit der polnischen Seite zu besprechen. Und wir haben uns damit mehrere Monate lang beschäftigt - wir führten Gutachten durch, konsultierten mit Unternehmern. Die polnische Seite hat diesen Vorschlag positiv aufgenommen.

Was sind die technischen Merkmale dieser Rohrleitung?

Sie sind sehr vorläufig. Länge - 600 km, Kapazität - bis zu 2 Millionen Tonnen Pflanzenöl pro Jahr. Die Rohrleitung sollte vom Rayon Jagodyn (RegionWolhynien) nach Danzig verlaufen.

Zuallererst ist geplant, Sonnenblumenöl zu transportieren, da dies das wichtigste der von ukrainischen Unternehmen produzierten Pflanzenöle ist. Es gibt auch Raps und Sojaöl, aber sie sind viel kleinere Mengen.

Was kostet der Bau dieser Rohrleitung?

Wir werden dies in den nächsten ein oder zwei Monaten bekannt geben. Es gibt gewisse Basiskosten für diese Rohrleitung. Aber der endgültige Betrag wird weitgehend von der spezifischen Route und Landschaft abhängen. Wir müssen warten, bis alles berücksichtigt ist. Der Bau selbst wird weniger Zeit als die Genehmigung aller Dokumente in Anspruch nehmen. Die Rohrleitung wird mehrere hundert Kilometer lang sei. An dieser Entfernung ist es notwendig, die Interessen vieler Gemeinden, Menschen zu berücksichtigen. Das liegt uns mehr am Herzen als der Bau selbst.

Welchen rechtlichen Status wird diese Rohrleitung haben?

Offensichtlich werden der polnische und der ukrainischen Staat auf diese Rohrleitung Beziehung haben. Wir befürworten eine maximale Beteiligung von Business seitens der Ukraine an diesem Projekt - genau in Bezug auf den Anschluss von Pflanzenölumschlag an diese Rohrleitung (Verladeorte - Red.). Alle anderen Angebote werden wir im Herbst auch bekannt geben und Geschäftsleuten bieten.

Wer wird diesen Bau finanzieren?

Es gibt verschiedene Varianten. In diesem Monat findet in Brüssel ein Treffen der Agrarminister der EU-Länder statt. Diese Frage wird geprüft. Das heißt, es sollte eine umfassende Finanzierung aus verschiedenen Quellen sein.

EXPORTWACHSTUM: POLNISCHE RICHTUNG, EUROPÄISCHE PARTNER UND ERWARTUNGEN VON DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION

Jetzt gibt es Export von ukrainischem Getreide durch Seehäfen. Es ist jedoch klar, dass diese Route aufgrund der Handlungen Russlands immer noch bedroht ist. Was erwarten Sie diesbezüglich von den internationalen Partnern, insbesondere der Europäischen Union?

Jeden Tag wird in diese Richtung gearbeitet. Das beweist einen Anstieg der monatlichen Exporte um 20-30%. Insgesamt exportierten wir im August auf dem Seeweg fast 4,6 Millionen Tonnen Getreide, davon etwa 3 Millionen nicht über das Schwarze Meer, sondern mit Fahrzeugen, per Eisenbahn und über die Donau.

Die polnische Richtung ist sehr aussichtsreich. Warschau hat eine sehr gute Dynamik gesetzt, aber wir müssen sie ständig weiterentwickeln.

Was kann den Export von ukrainischem Getreide auf dem Landweg erhöhen?

Es gibt viele Elemente. Zum Beispiel hat die Ukraine mehr als 20.000 Getreideträger. Aber in den Spitzenmonaten fehlten sie uns sogar. Sie  waren beteiligt, um Getreide nach Mykolajiw und Odessa auszuführen. Jetzt müssen wir Getreide nach Europa exportieren. Diese Waggons können die europäischen Häfen nicht erreichen, das die Breite des Spurweite in der Ukraine und in diesen Ländern verscheiden ist. Auch die Europäer werden diese Waggons aufgrund der unterschiedlichen Abmessungen der Waggons, des intensiven Personenverkehrs nicht auf alle Strecken lassen. Dies sollte mit der innerstaatlichen Bewegung in den einzelnen Ländern koordiniert werden. Hauptaufgabe ist jedoch,  Getreide in europäische Getreideförderer umzuschlagen. Aber ganz Europa - von Bukarest bis Lissabon - hat 12.000 Getreideförderer. Deshalb bitten wir die europäischen Partner, dass sie ihren Herstellern Subventionen gewähren, um die Zahl dieser Getreideförderer zu erhöhen. Wir bitten auch dasselbe in Bezug auf Fahrzeuge. Wir haben kein Rezept, das ein Wunder bewirkt. Jeden Tag wird gearbeitet. Dies erlaubt uns, Exportvolumen zu erhöhen.

An der polnisch-ukrainischen Grenze gibt es riesige LKW- Warteschlangen. Wie wird dieses Problem gelöst?

Wir müssen bestimmte Dinge tun: Arten von Exportwaren zu verteilen, konstanten, täglichen Informationsaustausch mit Polen zu machen, damit sie ihre Arbeit aufbauen können. Es ist auch wichtig, einen oder zwei Grenzübergänge zu bestimmen oder extra Fahrspuren zu gewähren, damit leere LKWs in beide Richtungen fahren können. Ich denke, dass dies in naher Zukunft gelöst werden wird. Mit der polnischen Seite diskutierten wir die Möglichkeit einer solchen Bewegung an zwei Kontrollpunkten. Nun werden die Details besprochen, so dass ich die Namen dieser Checkpoints nicht nennen möchte.

Was sind die Erwartungen der Ukraine von der Europäischen Kommission im Zusammenhang mit der Ausfuhr ukrainischer Produkte?

Man hat unsere Quoten für ein Jahr auf Null gesetzt. Nun ist also die Entscheidung der Europäischen Kommission notwendig, die Quoten für die Ukraine zu erhöhen oder deren Nullstellung auf fortlaufender Basis. Ich hoffe, dass wir im Herbst mit der Europäischen Kommission Einvernehmen darüber erzielen werden.

Gespräch geführt von Juri Banachewytsch

nj

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