Oksana Markarowa, Botschafterin der Ukraine in den USA
Wir arbeiten, damit die Ukraine im Krieg, und dann noch einmal im Frieden gewinnt
10.10.2023 18:20

Die Fortsetzung der umfangreichen Unterstützung der Vereinigten Staaten für die Ukraine wurde in letzter Zeit zu einem der meist diskutierten Themen auf internationalen Plattformen und in den Medien. Besonders relevant wurde dies während des Besuchs von Präsident Selenskyj in Washington sowie bei der Verabschiedung eines Haushaltsbeschlusses durch den US-Kongress, aus dem das Hilfspaket für die Ukraine in der letzten Phase verschwand. Obwohl das Weiße Haus und der Kongress fest versichern, dass die Unterstützung für die Ukraine fortgesetzt wird, bleibt die Lage schwierig und wird von der ganzen Welt beobachtet. Außerordentliche und Bevollmächtigte Botschafterin der Ukraine in den Vereinigten Staaten, Oksana Markarowa, äußerte sich in einem Exklusivinterview mit Ukrinform zu diesen Vorgängen, zu den Einzelheiten des Besuchs des Präsidenten der Ukraine, zur Bedeutung der neuen Ernennungen in der US-Regierung und zu vielen anderen Details.

DER US-HAUSHALT UND DIE UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE UKRAINE

Beginnen wir mit dem Dringendsten. Am Samstag hat der amerikanische Kongress eine Resolution verabschiedet, um einen Regierungsstillstand zu vermeiden, aber die zuvor vorgesehene Hilfe für die Ukraine ausgeschlossen. Dennoch haben sowohl die Demokraten als auch die Republikaner und der US-Präsident persönlich versichert, dass die Unterstützung fortgesetzt würde. Was können Sie zu dieser Situation sagen?

Hinter allen Mittelzuweisungen für die Ukraine steht die oft unsichtbare, aber gewaltige Arbeit eines großen Teams sowohl in der Ukraine als auch in den Vereinigten Staaten, einschließlich der laufenden Arbeit unserer Botschaft im Kongress. Seit dem Beginn der umfassenden russischen Invasion hat der Kongress in vier Zusatzfinanzierungsgesetzen etwa 113,4 Milliarden Dollar für Programme zur Unterstützung der Ukraine und anderer Länder bereitgestellt, die entweder unter der Aggression gelitten haben oder uns helfen. Hier sind die konkreten Zahlen: 13,6 Milliarden Dollar im März 2022, 40,1 Milliarden Dollar im Mai, 12,3 Milliarden Dollar im September und etwa 47,3 Milliarden Dollar im Dezember letzten Jahres. Darauf gab es jedoch immer schwierige Diskussionen und Abstimmungen. Einige der Dokumente waren auch blockiert, so zum Beispiel im Mai letzten Jahres, als Änderungsanträge zum Haushalt 2022 geprüft worden sind. Jeder Rechtsakt hat einen komplexen Prozess durchlaufen, sowohl innerhalb des Kongresses als auch auf der Ebene der Interaktion zwischen den Gesetzgebern und der US-Regierung. Und nicht alle waren am Ende so, wie sie ursprünglich geplant waren.

In diesem Jahr hat der Prozess der Verabschiedung des Haushalts 2024 inmitten des bereits begonnenen Wahlkampfs mit Diskussionen über den Haushalt für das Jahr und Vereinbarungen im Kongress über die Schuldenobergrenze begonnen. Da kein Konsens erzielt werden konnte, hat sich alles allmählich auf einen Haushaltsbeschluss für ein Quartal und später für 30 und 45 Tage verlagert. All dies ist ausschließlich auf inneramerikanische Probleme zurückzuführen. Denn wir haben immer noch eine parteiübergreifende Unterstützung für die Ukraine in beiden Häusern, die wir zu stärken versuchen. Davon zeugen auch die Zwischenabstimmungen der vergangenen Woche. Allerdings konnte der Kongress angesichts der Gefahr eines Regierungsstillstands am Ende nur über ein „kurzes“ 45-Tage-Dokument abstimmen, das ausschließlich Bundesprogramme umfasst.

Da der vorläufige Haushalt beträchtliche Übergangsmittel enthält, werden wir diese nun nutzen, sodass keine Gefahr der Beendigung der Finanzierung besteht. Es ist bedauerlich, dass die ukrainischen Programme nicht in die 45-Tage-Lösung aufgenommen worden sind, aber es ist viel wichtiger, dass die volle Finanzierung im Rahmen des Haushaltsbeschlusses erfolgt.

Seit Samstag habe ich eine Vielzahl von Treffen und Telefonaten mit Mitgliedern des Kongresses geführt. Zahlreiche Senatoren und Kongressabgeordnete beider Parteien haben sich dafür ausgesprochen, die Unterstützung für die Ukraine nicht nur zu verabschieden oder beizubehalten, sondern auch zu verstärken. Außerdem arbeitet die Regierung aktiv mit dem Kongress in dieser Frage zusammen.

Schon jetzt laufen sehr aktive Verhandlungen, um einen neuen Haushaltsbeschluss zu entwickeln, der Hilfe für die Ukraine beinhaltet. Der Haushalt kann entweder als separates Gesetz oder als Teil eines größeren Finanzierungspakets für das US-Verteidigungsministerium verabschiedet werden. Deshalb werden wir in der Botschaft und alle Freunde von Demokratie und Freiheit unermüdlich daran arbeiten, dass diese Verhandlungen erfolgreich verlaufen.

HÖHEPUNKTE DES BESUCHS DES PRÄSIDENTEN DER UKRAINE IN DEN USA

Lassen Sie uns über den Besuch des ukrainischen Präsidenten in Washington sprechen. Zunächst einmal hat er sich mit Demokraten und Republikanern im Kongress getroffen. Das Weiße Haus hat dieses Treffen als „sehr wichtig“ bezeichnet, da die Gesetzgeber direkt vom Präsidenten erfahren haben, wie die Ukraine ihre Ziele erreicht und was dafür erforderlich ist. Wie bewerten Sie die Ergebnisse dieser Gespräche?

Der Besuch war äußerst wichtig und meiner Meinung nach sehr erfolgreich. Er hat in New York begonnen, und einige der Treffen am Rande der 78. Tagung der Generalversammlung waren nicht nur UN-Themen, sondern auch der allgemeinen Agenda gewidmet. Es gab auch bilaterale Treffen, die für die ukrainisch-amerikanischen Beziehungen von Bedeutung waren.

Der Präsident hat nur einen Tag in Washington verbracht, aber was er an diesem Tag untergebracht hat, kann mit dem Programm eines mehrtägigen Besuchs verglichen werden. Natürlich sind der Kongress und das Weiße Haus wesentliche Elemente. Und wenn wir uns im Dezember für die Rede des Präsidenten vor dem Kongress entschieden haben, die immer noch in Erinnerung ist und diskutiert wird, so war es jetzt äußerst wichtig, hinter verschlossenen Türen mit den Führern und Mitgliedern beider Parteien und Häuser offen zu sprechen. Wie Sie wissen, sind die Vereinigten Staaten in eine aktive Phase des Wahlprozesses eingetreten, und das hat sicherlich Auswirkungen auf viele Dinge.

Die Treffen im Kongress haben mit einer ausführlichen Diskussion mit dem Sprecher Kevin McCarthy und den Führern beider Parteien im Repräsentantenhaus begonnen, bei der viele Themen erörtert worden sind, von der aktuellen Lage über die Frage, warum es wichtig ist, dass wir gewinnen, bis hin zu den besonderen Bedürfnissen der Ukraine. Es folgte ein großes Treffen auf Einladung der Parteivorsitzenden des Senats, Chuck Schumer und Mitch McConnell, an dem ebenfalls mehr als die Hälfte des Senats teilgenommen hat. Es war ebenfalls ein offener Dialog, bei dem wir eine breite Palette von Themen erörtern konnten. Für uns ist die „Bibel“ der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten eine starke parteiübergreifende Unterstützung, daher vertiefen wir jetzt unsere Beziehungen zu beiden Parteien. Deshalb waren die Treffen im Kongress und unsere Arbeit im Allgemeinen auf dieses Ziel ausgerichtet.

Wie immer waren die Gespräche im Weißen Haus sehr positiv. Es war äußerst wichtig, sich zu diesem Zeitpunkt zu treffen, sowohl im Tete-a-tete-Format als auch in einer erweiterten Gruppe. Die Gespräche dauerten länger, als wir geplant hatten. Persönliche Treffen sind nützlich, weil nicht alles per Telefon oder Video besprochen werden kann, obwohl unser Präsident auch dies regelmäßig tut. Erst das persönliche Treffen hat es uns ermöglicht, alle Maßnahmen zu koordinieren.

Die Präsidenten haben über die Hilfe für die Ukraine und die Entwicklung der Lage auf dem Schlachtfeld gesprochen, das heißt nicht nur über die Fähigkeiten, die wir brauchen, und darüber, wo wir sie finden können, sondern auch, und das ist vielleicht am wichtigsten, über eine historische Entscheidung zur gemeinsamen Waffenproduktion. Und das ist nicht nur „irgendwann“ oder „möglicherweise“, sondern die Präsidenten haben Vereinbarungen erörtert und getroffen, an deren Umsetzung die Teams beider Länder nun arbeiten. Dies ist ein neues Format der Zusammenarbeit bei der Rüstungsproduktion in der Ukraine.

Können Sie zumindest grob die Bereiche einer solchen gemeinsamen Produktion umreißen? Es ist klar, dass spezifische Projekte und Details aufgrund des Krieges vertraulich sind. Aber was sind die allgemeinen Bereiche?

Das gilt für alle Verteidigungstechnologien, einschließlich der Luftverteidigung. Heute erhalten wir von den Vereinigten Staaten viele Fähigkeiten, die von amerikanischen Unternehmen hergestellt werden: von der Artillerie bis zu verschiedenen Ausrüstungen, Fahrzeuge und anderen Waffentypen und Luftabwehrsystemen. Daher wird alles, was wir mit Unternehmen für die Produktion in der Ukraine ausarbeiten können, auf der Ebene der beiden Länder unterstützt und wird jetzt als gemeinsames Programm entwickelt. Derartige Initiativen sind bereits auf dem Forum für Verteidigungstechnologie erörtert worden, und der Präsident hat die Gründung der Allianz der Verteidigungsindustrien angekündigt. Einen Tag nach dem Treffen der Staats- und Regierungschefs hat sich unser Minister für strategische Industrien, Oleksandr Kamyschyn, mit Herstellern getroffen, die an einer gemeinsamen Produktion interessiert sind.

F-16-LIEFERUNG AN DIE UKRAINE: LÄUFT ALLES NACH PLAN?

Vor einigen Tagen hat das Pentagon offiziell den Beginn der Ausbildung für ukrainische Piloten an F-16-Kampfjets bestätigt, einschließlich des Beginns der Sprachbildung-Phase. Kann man sagen, dass in dieser Hinsicht alles nach Plan läuft? Und hängt dieser Plan von dem neuen Verteidigungshilfepaket ab, das vom Kongress genehmigt werden soll?

Alles läuft nach Plan, aber wie Sie wissen, wollen wir es immer so schnell wie möglich machen. Was die Sprachbildung anbelangt, so sind wir sehr froh, dass sie angelaufen ist. Gleichzeitig wollen wir, dass mehr ukrainische Piloten hier in den Vereinigten Staaten ausgebildet werden.

Wir arbeiten aktiv mit dem Pentagon und unseren anderen Partnern — nicht nur mit den Vereinigten Staaten —, an der Übergabe von F-16-Plattformen. Die Ausbildung ist sicherlich ein wichtiger Schritt, aber wir konzentrieren uns auch darauf, die Flugzeuge selbst zu bekommen. Bekanntlich haben drei Länder ihre Bereitschaft dazu erklärt. Die zu erteilenden Genehmigungen sind ein gewisser Prozess, an dem wir also beteiligt sind. Und natürlich bedeutet der vollständige Einsatz solcher Fähigkeiten in der Ukraine auch zusätzliche Infrastruktur, die gemeinsam mit unseren Partnern aufgebaut werden muss.

Das erfordert natürlich zusätzliche Hilfspakete, also arbeiten wir weiter mit dem Kongress zusammen und überzeugen die überparteiliche Mehrheit, dass wir diesen Krieg gemeinsam gewinnen müssen. Und dazu brauchen wir Verteidigungshilfe, direkte Budgethilfe für die Ukraine sowie Sanktionen und Isolation für Russland.

KOMMANDOWECHSEL IN DEN USA: WAS KANN DIE UKRAINE ERWARTEN?

General Mark Milley hat seine Amtszeit als Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der US-Streitkräfte offiziell beendet und den Staffelstab an General Charles Brown weitergegeben. Sie haben persönlich an der Zeremonie teilgenommen und danach mitgeteilt, dass Sie in Zukunft eine nicht weniger effektive Zusammenarbeit erwarten. Kennen Sie General Brown persönlich und ist er Ihrer Meinung nach bereit, sich weiterhin aktiv für eine starke militärische Unterstützung der Ukraine einzusetzen?

Natürlich kenne ich CQ (kurz für Charles Quinton, — Anm. d. Red.) Brown, wir haben mit ihm zusammengearbeitet, als er Stabschef der US Air Force war. Er ist sehr gut über die Lage in der Ukraine informiert. Und die Tatsache, dass der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs ein Vertreter der Luftstreitkräfte ist, hat in dem Jahr, in dem wir mit den Vereinigten Staaten die Entsendung von F-16-Kampfjets in die Ukraine vereinbart haben, eine gewisse Symbolik.

Wir sind Mark Milley sehr dankbar für seine aktive Unterstützung. Unser Militärattaché, General Borys Kremenezkyj, und ich hatten Gelegenheit, mit ihm darüber zu sprechen (während der Zeremonie, — Anm. d. Red.). Wir haben auch mit CQ Brown gesprochen und sind zuversichtlich, dass die aktive Arbeit, die er in seiner vorherigen Position geleistet hat, in seiner neuen Rolle nur noch verstärkt wird.

Für uns ist es auch sehr wichtig, dass die Vorsitzenden in den Vereinigten Staaten für eine vierjährige Amtszeit ernannt werden. In Anbetracht des demokratischen Prozesses und der Wahlzyklen in den USA ist die aktive Zusammenarbeit mit den militärischen Befehlshabern ein wichtiges Element neben der Zusammenarbeit mit der Verwaltung und den Politikern. Schließlich sind sie aktiv mit unseren Befehlshabern interagieren, auch in bestimmten Bereichen. Und das ist der Schlüssel nicht nur zu unserem jetzigen Sieg, sondern auch zur Erreichung unserer künftigen Ziele, nämlich der NATO-Mitgliedschaft und dem Einsatz von Fähigkeiten der NATO-Klasse.

Wir haben eine Zusammenarbeit mit dem US Marine Corps unter der Leitung von General Eric Smith aufgebaut, mit dem wir in den letzten Jahren aktiv zusammengearbeitet haben, als er den Posten des Stellvertreters innehatte. Auch auf der Ebene der Armee, der Marine und der Nachrichtendienste gibt es eine Zusammenarbeit. Wir arbeiten aktiv mit absolut jedem Zweig des Militärs hier in den Vereinigten Staaten zusammen. Es vergeht keine Woche, ohne dass wir uns mit ihnen treffen. Der größte Teil dieser Arbeit findet jedoch hinter den Kulissen statt, und wir machen diese Treffen nicht sehr publik, obwohl sie ein sehr wichtiges Element unserer Arbeit sind.

Sie haben gesagt, Sie hätten während der Zeremonie mit General Milley gesprochen. Hat er etwas über die Ukraine am Ende seiner Karriere gesagt?

Ja, wir haben uns nach der Zeremonie unterhalten. Sie müssen verstehen, dass dieser Mann sein ganzes Leben den Streitkräften und der Verteidigung der Vereinigten Staaten gewidmet hat. Zuvor hatte er öffentlich gesagt, dass er sich auf den Moment freue, wenn er nach seiner Pensionierung endlich Zeit für seine Familie und seine Enkelkinder habe, und dies sei eine sehr wichtige Sache für ihn. Aber nach unserem Gespräch bin ich mir sicher, dass General Milley die Karten der Ukraine, die er bei sich hat, weiterhin im Auge behalten und auf die eine oder andere Weise helfen wird.

PRITZKERS ERNENNUNG IST EIN GUTES SIGNAL FÜR DIE UKRAINE

Vor einigen Wochen hat Präsident Biden den neuen Posten eines US-Sonderbeauftragten für den wirtschaftlichen Wiederaufbau der Ukraine geschaffen und Penny Pritzker, eine erfolgreiche Geschäftsfrau und ehemalige Handelsministerin mit ukrainischen Wurzeln, ernannt. Was soll dieser neue Interaktionskanal in der Praxis bringen, und was wird jetzt unternommen?

Wir begrüßen diese Ernennung. Seit 2022 haben wir dieses Thema in den Vereinigten Staaten zur Sprache gebracht und die Ernennung eines Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau vorgeschlagen. Umso mehr freuen wir uns über die Ernennung von Frau Pritzker für dieses Amt. Sie ist eine außergewöhnliche Fachfrau, hat starke Führungsqualitäten und hat sich an der Spitze des Handelsministeriums ihrerzeit als äußerst positiv erwiesen. Gleichzeitig trägt sie eine große Liebe zur Ukraine in ihrem Herzen und den Wunsch, dem Land, aus dem ihre Familie stammt, wirklich zu helfen.

Diese Ernennung ist ein Zeichen dafür, dass unser strategischer Freund Amerika nicht nur bis zum Sieg an unserer Seite bleibt, sondern auch ein zuverlässiger Partner beim anschließenden Wiederaufbau sein wird. Sie zeigt auch, dass die Regierung der Vereinigten Staaten bereits Maßnahmen ergreift, um die Wiederaufbaubemühungen besser zu koordinieren.

In unserer bilateralen Zusammenarbeit haben wir drei Hauptprioritäten, an denen wir sowohl vor als auch nach der umfassenden Invasion gearbeitet haben. An erster Stelle stehen die Waffen, an zweiter Stelle die Hilfe für die Ukraine, die direkte Budgethilfe, und an dritter Stelle die Sanktionen, die Isolierung und Einschränkungen für Russland. Doch als Russland damit begonnen hat, Kriegsverbrechen im großen Stil zu begehen, unsere Energieinfrastruktur systematisch zu zerstören und ganze Städte zu vernichten, ist klargeworden, dass schon jetzt ein „rascher“ Wiederaufbau erforderlich war. Und der Haushalt der Vereinigten Staaten hat nun Energiehilfe, Wiederaufbauhilfe, Unterstützung für Unternehmen und landwirtschaftliche Programme vorgesehen. In diesem Bereich arbeiten wir mit einer Vielzahl von Mitarbeitern des Energieministeriums, des Handelsministeriums, des Finanzministeriums, der USAID und anderen Stellen zusammen. Irgendwann ist also klargeworden, dass die Vorbereitungen für den Wiederaufbau eine Koordinierung aller Bemühungen auf einer strategischeren Ebene erfordern.

Außerdem wird jetzt eine Multi-Geber-Plattform ins Leben gerufen, an der alle G7-Länder und internationalen Finanzinstitutionen beteiligt sind. Sie hat vier Ko-Vorsitzende: aus der Ukraine, den USA, der EU und dem G7-Vorsitz. Jedes Land wird bei den Sitzungen durch eine bestimmte Person vertreten. Bisher war dies der stellvertretende nationale Sicherheitsberater der USA, Mike Pyle, doch nun wird Penny Pritzker die Vereinigten Staaten in der Plattform vertreten.

Diese Ernennung wird also sowohl die Koordinierung innerhalb der US-Regierung als auch die Koordinierung der USA mit der Ukraine und ihren Partnern stärken. Dies ist also ein sehr positiver Schritt.

Wir wissen, dass Penny Pritzker bereits einige Treffen hatte, darunter ein persönliches Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten während seines Besuchs in den Vereinigten Staaten ...

Gleich am ersten Tag, an dem bekannt wurde, dass Penny Pritzker ernannt worden war, habe ich gesagt, dass dieses Büro sehr aktiv sein würde. Frau Pritzker hat sofort unsere Botschaft besucht, wo wir viele Themen besprochen haben, sie hat an dem Treffen der Präsidenten im Weißen Haus teilgenommen, hatte am Vortag ein Gespräch mit Präsident Selenskyj bei der UNO, ist bereits nach Brüssel gereist und hat an der letzten Sitzung der Plattform teilgenommen. Und in dieser Zeit — etwas mehr als zwei Wochen nach ihrer Ernennung — hat sie eine Vielzahl von Treffen mit Vertretern amerikanischer Unternehmen, die in der Ukraine tätig sind, abgehalten. Zusätzlich haben wir bei den Vereinten Nationen einen runden Tisch mit Unternehmen abgehalten, an dem Minister Blinken, Frau Pritzker und Oleksandr Kamyschyn teilgenommen haben. Dort haben wir die konkreten Schritte erörtert, die die Unternehmen von den Regierungen benötigen, um in der Ukraine zu investieren und dort zu wachsen, und zwar genau jetzt.

MAN KANN UND SOLLTE IN DER UKRAINE GESCHÄFTE MACHEN

Und wo wir gerade von Geschäfte sprechen ... Während seines Besuchs in New York hat sich der ukrainische Präsident mit einflussreichen amerikanischen Geschäftsleuten getroffen, um Möglichkeiten für Investitionen in den Wiederaufbau der Ukraine und Investitionsprojekte zu erörtern. Inwieweit ist die amerikanische Geschäftswelt nun bereit, sich an diesen Bemühungen zu beteiligen? Und wie verhält sich dies zu ihren Erwartungen an die Reformen in der Ukraine?

Trotz der schrecklichen Tragödie, die wir derzeit erleben, inspiriert die Ukraine die ganze Welt mit ihrem Kampf, ihrer Widerstandsfähigkeit und ihrem Engagement für Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie sowie ihrer Bereitschaft, dafür wirksam zu kämpfen. Vor zehn Jahren mussten wir erklären, was die Ukraine ist, vor drei Jahren mussten wir erklären, warum die Ukraine nicht Russland ist, warum wir keine Brüder sind und nicht dieselbe Sprache sprechen, heute aber muss niemand mehr davon überzeugt werden, dass die Ukraine ein einzigartiges Land ist, das für die Region und darüber hinaus äußerst wichtig ist. Das Interesse ist sehr groß.

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir alles tun müssen, um nicht nur den Sieg näher zu bringen, sondern auch einen Pool von Unternehmen zu bilden, die bereit sind, konkrete praktische Schritte zu unternehmen. Deshalb widmet der Präsident dem Forum der Verteidigungsindustrien und der Gründung der Allianz sowie den Treffen mit den Entscheidungsträgern der großen strategischen Unternehmen so viel Aufmerksamkeit. Daher waren neben dem Treffen in New York auch zahlreiche Wirtschaftsvertreter in Washington bei der Rede des Präsidenten im US-Nationalarchiv anwesend. Erstens hören die Top-CEOs bei solchen Treffen direkt vom Präsidenten als Oberbefehlshaber, was wir brauchen, um zu gewinnen, und wie unser Plan aussieht. Zweitens: Wir werden die Ukraine besser wiederaufbauen, als sie vorher war. Wir wollen ein Land schaffen, das wirklich innovativer und fortschrittlicher ist, sowohl in technologischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Drittens geht es um die Reformen, die trotz des Krieges in vollem Umfang fortgesetzt werden.

Die Ukraine hat von 2015 bis 2022 eine Vielzahl von Reformen durchgeführt. Wir haben ganze Sektoren wiederbelebt, einige Institutionen von Grund auf neu geschaffen und den Spielraum für Korruption, für den die Ukraine vor 2013 bekannt war, stark eingeschränkt. Aber auch jetzt, während des Krieges, werden in dem Land noch zahlreiche Reformen durchgeführt. Es ist sehr wichtig für uns zu kommunizieren, dass wir nicht nur gegen das „universelle Übel“ — das aggressive, autokratische Russland —, kämpfen, sondern wir setzen auch die Transformation der Ukraine fort und schaffen gleiche Spielregeln. Und das ist eine wichtige Information für die Wirtschaft.

Diese Informationen, das Interesse und die Überzeugung der Unternehmen, hierher zu kommen — all das hat positive Auswirkungen. Aus diesem Grund haben mehr als 250 Unternehmen am Forum der Verteidigungsindustrie teilgenommen, und noch mehr Unternehmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Technologie und Innovation haben uns in den letzten 18 Monaten regelmäßig besucht. Und es ist wichtig, dass sie mit der Überzeugung nach Hause zurückkehren, dass es jetzt möglich und notwendig ist, in der Ukraine Geschäfte zu machen, und das ist wirklich inspirierend. Wir werden also weiterhin alle unsere Prioritäten verfolgen, um sicherzustellen, dass die Ukraine den Krieg gewinnt und dann im Frieden wieder gewinnt.

Jaroslaw Dowhopol, Washington

(Fotos: Botschaft der Ukraine in den USA)

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