Frank Wilde, deutscher Stylist, Freund der Ukraine für UNITED24
Ich konnte nicht anders, als die Ukraine zu unterstützen
12.07.2023 15:06

Für das Interview mit einem Ukrinform-Korrespondenten kommt Frank Wilde mit dem Fahrrad in einem Berliner Café an. Er trägt ein ukrainisches Wyschywanka-Hemd, ein T-Shirt mit Regenbogenmotiven und einen Fächer in denselben Farben, rosa Shorts und gelben-blauen Schmuck. Stolz zeigt er die Tätowierung eines Waschbären auf seinem Arm, die er als "Symbol für seine Freundschaft mit der schönen, mutigen Ukraine" bezeichnet.

Frank fordert mit seinem ganzen Aussehen heraus. Er hat keine Angst, dass seine Fotos manchmal provokant sind. Er will Aufmerksamkeit erregen - Aufmerksamkeit für die Rechte von Minderheiten, für jede Art von Ungerechtigkeit, und seit mehr als 16 Monaten auch für Russlands verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine.

Frank ist auf fast allen ukrainischen und proukrainischen Veranstaltungen in Berlin zu sehen, und er leistet unglaubliche Arbeit zur Unterstützung der Ukraine in den sozialen Medien. Es kostet viel Zeit, aber Wilde hat nicht die Absicht, aufzugeben, und warnt alle vor "Ukraine-Müdigkeit".

ICH KONNTE NICHT ANDERS, ALS DIE UKRAINE ZU UNTERSTÜTZEN

Frank, Du bist unter anderem dafür bekannt, dass du ukrainischen Flüchtlingen hilfst. Wann hast du damit angefangen?

Ich unterstütze Flüchtlinge, weil ich glaube, dass es meine Pflicht ist, die Menschen zu unterstützen, die nicht das Privileg und den Luxus haben, in Sicherheit zu leben.

Ich habe mir nicht ausgesucht, wo ich geboren wurde, aber ich hatte das Glück, an einem sicheren, friedlichen Ort geboren zu sein; ich musste nie fliehen, ich musste nie mein Zuhause verlassen, ich musste nie Hunger erleiden; ich musste nie um mein Leben fürchten, darum, wer ich bin und wen ich liebe, um meine Gefühle und das, was ich für richtig halte... Ich bin in Westdeutschland geboren, Gott sei Dank.

Ich glaube, es ist Frage der humanistischen Sichtweise, wie man die Gesellschaft wahrnimmt. Ob man Teil der Gesellschaft sein will oder ob man sich lieber nur um sich selbst und nicht um andere kümmert. Ich glaube, es ist wichtig, das Gesamtbild zu sehen.

Ich glaube, ich war schon immer so. Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen, ich bin der mittlere von drei Brüdern, und es war für uns immer ganz selbstverständlich, unsere Kleidung zu teilen - vom Älteren zum Jüngeren. Wenn wir Süßigkeiten oder etwas anderes hatten, haben wir sie immer mit unseren Freunden geteilt.

Hast Du dich mit einigen der ukrainischen Flüchtlinge angefreundet?

Mit sehr vielen Menschen!

Viele von denen, die ich in den ersten Kriegsmonaten kennengelernt habe, treffe ich jetzt wieder, allerdings in anderer Funktion.

Eine meiner Freundinnen zum Beispiel, die ich zu Beginn der Invasion kennengelernt habe, ist Kostümbildnerin, ihr Name ist Marharyta Schekel, sie ist ziemlich berühmt. Sie ist aus Kyjiw geflohen, und wir haben letztes Jahr anlässlich des Flüchtlingstages für das UN-Flüchtlingshilfswerk an einem Film mit dem Titel "Uprooted" zusammengearbeitet.

Ich wurde von einem deutschen Filmproduzent gefragt, ob ich jemanden kenne, der ihr helfen könnte; ich habe sie gebeten, mir das Drehbuch zu schicken, und dann angerufen und gesagt, dass ich selbst an diesem sehr interessanten Projekt teilnehmen würde. Und sie sagten: "Frank, es ist ein Wohltätigkeitsprojekt, da ist kein Geld drin". Und meine Antwort war: "Was soll's, versteht ihr denn nicht, warum ich helfen will?" Und sie sagten: "Bist du sicher, dass du das tun willst?" Und ich sagte: "Natürlich will ich es tun, sonst würde ich das nicht sagen." So habe ich Marharyta kennen gelernt, und wir wurden Freunde.

Ich bin mit ihr in Kontakt geblieben, wir haben uns nach den Dreharbeiten noch einige Male getroffen. Und als ich im Mai in Kyjiw war, hat sie mich vom Bahnhof abgeholt, weil sie jetzt für UNITED 24 arbeitet.

Irgendwie ist das schon erstaunlich. Mein ganzer Freundeskreis hat sich während der Großinvasion ein wenig verändert. Auch weil sich meine Prioritäten ein wenig geändert haben.

ICH VERSUCHE IMMER, EHRLICH ZU SEIN

Jetzt bist Du selbst Teil von UNITED 24. Wann bist du dem Projekt beigetreten?

Das war Ende Mai oder Anfang Juni letzten Jahres.

Ich wurde über Instagram kontaktiert, als mein Instagram immer mehr an Einfluss gewonnen hat, vor allem in den ukrainischen Medien.

Viele ukrainische Medien wurden auf mich aufmerksam, nachdem ich der Zeitschrift Village ein Interview gegeben hatte. Ich glaube, für viele war es interessant, dass ich ehrlich war. Ich versuche immer, so ehrlich und direkt wie möglich zu sein.

In dem Interview habe ich also gesagt, dass ich Frank Wilde heiße, 59 Jahre alt bin, in Berlin lebe, homosexuell und Kostümbildner bin. Die zweite Frage war: "Warum unterstützen Sie die Ukraine?" Und ich habe gesagt, dass ich diese Frage gar nicht verstehe, weil die richtige Frage lauten würde: "Wie konnten Sie die Ukraine nicht unterstützen?"

Für mich ist das ganz natürlich. Ohne jeglichen Zusatz.

Und dann kam noch mehr: Ich erschien in "Vogue Ukraine", "Marie Claire Ukraine" und auf allen staatlichen Websites...

Du hast nicht viele Fans in Russland...

Das Komische ist, je beliebter ich in der Ukraine wurde, desto aufgebrachter waren die Leute in Russland. Und das war schon so, bevor ich überhaupt etwas gegen Russland gesagt habe, lange bevor ich angefangen habe, #russiaisaterroriststate (den Hashtag "Russland ist ein terroristischer Staat") zu verwenden.

Wenn man sich mein Instagram vom letzten Jahr anschaut, war es ziemlich unschuldig: Ich habe viel Blau und Gelb benutzt, ich benutze immer Blumen auf meinem Instagram, weil ich glaube, dass es viel besser ist, eine positive Lebenseinstellung zu vermitteln, als etwas Bedrohliches oder Böses.

Viele Leute haben mir gesagt, dass die Ukraine sehr homophob ist. Ich dachte mir: Na gut, versuchen wir es mal, dann werden wir sehen. Ich habe ein paar wirklich wilde Stylings auf Instagram gemacht, aber alle Reaktionen waren positiv. Sogar die Reaktion des ukrainischen Super-Macho-Militärs im Donbas. Mit einigen von ihnen habe ich danach lange Gespräche geführt, und ich muss sagen, die Dialoge waren immer respektvoll, verständnisvoll und nie beleidigend.

Aber die russische Homophobie ist wirklich aggressiv. Von ihnen habe ich homophobe, abstoßende Kommentare erhalten.

Und das ist etwas, das mich nicht überrascht. Im Jahr 2013 hat Russland Gesetze zur Homo-Propaganda erlassen, und das blieb hier in Berlin nicht unbemerkt, wo die queere Community aufgestanden ist - wir hatten zwei große Demonstrationen in Berlin vor der russischen Botschaft.

Ich glaube, das deutet auf ein faschistisches System hin, wenn man sich eine Minderheit aussucht, sie beschuldigt, verspottet, beleidigt und diskriminiert, um von anderen Problemen in der Gesellschaft abzulenken und einen Teil der Gesellschaft gegen einen anderen zu stellen.

Ich bin Deutscher, ich kenne die Geschichte, die schmerzhafte Geschichte meines eigenen Landes, ich kenne mich ein wenig damit aus, wie das alles funktioniert. Für mich war das ein klares Warnzeichen.

DAS AUSMASS AN GRAUSAMKEIT DER "RUSSISCHEN WELT" (RUSSKIY MIR) IST SCHWER ZU ERTRAGEN.

Wann wurde Dir klar, was die "russische Welt" (russkiy mir) wirklich ist? War es nach dem Beginn der Großinvasion oder schon früher?

Ich glaube, ich habe es endgültig verstanden, so wie wahrscheinlich auch viele Europäer:innen, als Putin dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz einige Tage vor der Großinvasion gesagt hat, dass er nicht einmarschieren würde, dass sie nur Militärübungen durchführen würden, und dann, am frühen Morgen des 24. Februar, wurde die gesamte Ukraine gleichzeitig bombardiert. Von diesem Moment an wussten wir alle, dass das alles eine große Lüge gewesen war.

Ich war mir fast sicher, dass dies schon früher geschehen würde, denn ich würde Putin niemals vertrauen. Wir haben gesehen, was er 2008 mit Georgien gemacht hat. Wir haben die Annexion der Krim gesehen und dann dieses "Referendum" unter der Drohung seiner Soldaten. Und wie sie die Menschen von der Krim weggeholt und stattdessen Russen reingeholt haben. Jetzt ist die Situation die gleiche mit der Entführung von Kindern, das ist für mich eine der abscheulichsten Sachen.

Das alles überrascht mich nicht mehr, aber das Ausmaß an Grausamkeit ist manchmal schwer zu ertragen.

Glaubst Du nicht, dass es in Deutschland immer noch viele Menschen gibt, die an eine Art "schönes Russland" oder eine "geheimnisvolle russische Seele" glauben? Auch Politiker:innen, nicht nur einfache Leute...

Das alles hat sich schon sehr lange herausgebildet.

Natürlich waren alle froh über das Ende des Zweiten Weltkriegs, auch über das Ende des Kalten Kriegs, als die Mauer fiel. In einer idealen Welt wäre Russland mit Deutschland und Frankreich befreundet, wir wären alle Freunde. Aber das ist, wie wir jetzt sehen, ein Märchen. Und es ist für manche Menschen sehr, sehr schwer, sich von Illusionen zu befreien. Zumal die russische Propaganda mächtig und sehr einflussreich ist.

Nehmen Sie zum Beispiel Sahra Wagenknecht, eine Bundestagsabgeordnete der Partei, die 4,9 % der Stimmen erhielt (Die Linke). Sie ist fast nie im Bundestag, sie verdient sehr viel Geld, das von Steuern bezahlt wird, Außerdem tritt sie einmal pro Woche in Talkshows auf, gibt Zeitungen Interviews und spult ihre immergleichen Märchengeschichten vom friedliebenden Russland runter. Sie verbreitet nur Märchen, Unsinn, der in Wirklichkeit nicht wahr ist.

Denken wir an das "Manifest für den Frieden", das die Linke am 25. Februar dieses Jahres veröffentlicht hat. In Wirklichkeit war es eher ein "Manifest für die Unterdrückung". Es lautet: "Wir wollen der Ukraine keine Waffen geben, wir brauchen Friedensgespräche". Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie tatsächlich so dumm ist, dass sie nicht weiß, was das bedeutet. Es bedeutet, dass es keine Ukraine mehr geben wird.

Wagenknecht wurde in einer Talkshow gefragt, wie viele Ukrainer:innen sie persönlich kenne. Und sie sagte: "Keine, ich kenne niemanden, aber ich bekomme E-Mails von ihnen." - "Waren Sie jemals in der Ukraine?" - "Nein, aber das brauche ich auch nicht."... Und dies zeigt, wie ihre Position ist. Aber man hört ihr trotzdem zu. Sie hat eine sehr, sehr gute Rhetorik. Hier muss ich jedoch sagen, dass auch Goebbels ein sehr guter Rhetoriker war.

Ich weiß, dass einige Leute das nicht gerne hören werden, aber gute Rhetorik ist eine sehr gefährliche Waffe. Und Wagenknecht nutzt sie sehr gut, um ihre Ideen zu verbreiten. Sie wird von unseren Steuern bezahlt, sie ist nie im Bundestag, sie verdient Geld, indem sie in jede Talkshow geht und ihr Gesicht für Putins Propaganda zeigt.

Ich kann nicht sagen, dass ich sie hasse, aber ich denke, das ist auch ein Problem mit den Medien in Deutschland.

Ich habe viele persönliche Kontakte zu Menschen in der Ukraine. Es macht einen großen Unterschied, wenn man die wahren Geschichten der Menschen kennt. Wenn man also jemanden sieht, der im Fernsehen Unsinn erzählt, denkt man: "Wie kann man so etwas tun?" Ich kenne persönlich 600-700 Ukrainer:innen, und niemand von ihnen möchte unter russischer Herrschaft leben. Niemand von ihnen. Nicht eine einzige Person.

MIT SO EINEM AGGRESSOR WIE PUTIN IST FRIEDEN UNMÖGLICH

Was würdest Du denjenigen in Deutschland sagen, die gerade jetzt ein Ende des Krieges fordern?

Nun, die einzige Möglichkeit, den Krieg zu beenden, besteht darin, dass Russland seine Truppen aus der Ukraine abzieht. Wenn Russland die Ukraine einfach verlässt, wird es Frieden geben. Das ist ganz einfach. Was jetzt passiert, sind nicht zwei Staaten, die gegeneinander kämpfen, sondern Russland kämpft auf ukrainischem Boden.

Nehmt also einfach eure Sachen, geht nach Hause, und es wird Frieden herrschen.

Ich weiß nicht, was hier so schwer zu verstehen ist.

Du postest deine "Aufzugfotos" schon seit langem auf Instagram. Wann hast Du damit angefangen und worum geht es dabei? Und warum eigentlich im Aufzug?

Es ist wie ein Kriegstagebuch - ein Foto pro Tag. An jedem Tag des Krieges.

Ich mache seit Langem Fotos im Aufzug, etwa seit 12 Jahren. Ich bin ein sehr visueller Mensch und arbeite als Modedesigner, Kostümbildner und Fashion Stylist. Visuelle Botschaften können sehr kraftvoll sein.

Mit der Zeit habe ich angefangen, es auch für politische Dinge zu nutzen - für die Rechte von Homosexuellen und sexuellen Minderheiten, aber auch für die Solidarität mit Flüchtlingen, für die Frauenrechte, gegen den Brexit, für den Umweltschutz usw.

Das sind immer sehr persönliche Momente, und ich mache das gerne auf diese Weise, weil der Aufzug immer der gleiche kleine Raum ist, er ist geschlossen, und auf eine gewisse Weise ist er ein sicherer Raum. Und obwohl es sich nur um einen kleinen Aufzug handelt, kann man dort einige Dinge ohne Worte, ohne Erklärungen platzieren, um sich ungeachtet der Sprachbarriere verständlich zu machen. Die Leute verstehen meine Fotos, wenn sie in Indien, in Amerika oder in der Ukraine leben. Denn dafür braucht man keine Sprache. Sie verstehen, worum es geht, die Emotionen und politischen Botschaften.

Auf einem Deiner letzten Fotos postierst Du mit deinem Freund, einem gestrickten Waschbären, den Du Racoony nennst. Du postest oft mit ihm, aber diesmal war es im Rahmen des Projekts "Help Animals". Erzähl doch ein bisschen was darüber.

Der Beitrag war speziell für "UA Animals", um Aufmerksamkeit und Spenden zu generieren nach dem russischen Anschlag auf das Kachowka-Wasserkraftdamm.

Eigentlich schreibe ich kleine Geschichten über Racoony, weil es für die Menschen einfacher ist, die Tragödie eines Krieges zu verstehen, wenn sie aus der Perspektive eines Haustieres erzählt wird. In dieser Geschichte erzähle ich, dass er aus Cherson stammt und ein Flüchtling ist, der bei mir bleibt, bis er sicher in seine geliebte Heimat zurückkehren kann.

Dieser Ökozid ist eine enorme Bedrohung nicht nur für die Ukraine und nicht nur für die Länder rund um das Schwarze Meer. Er verwandelt riesige ukrainische Gebiete in eine Wüste.

Dies ist eine riesige Katastrophe. Und sie erregt nicht so viel Aufmerksamkeit wie sie sollte, weil die Menschen des Krieges müde sind.

Zu Beginn des Krieges gab es eine große Solidarität, jeder hatte eine ukrainische Fahne im Fenster und Slogans wie "Wir sind mit der Ukraine" und so weiter. Das lässt jetzt nach, aber der Krieg ist noch nicht zu Ende.

Was würdest Du den Menschen in Deutschland, in Europa, sagen, die eine "Kriegsmüdigkeit wegen dem Russisch-Ukrainischen Krieg" verspüren?

Ich würde sagen: "Seid euch bewusst, was ihr habt und seid euch der Bedrohungen bewusst. Ihr müsst wissen, dass ihr nicht nur andere Menschen unterstützt und anderen Menschen helft, sondern dass ihr letztlich eure eigene Zukunft unterstützt. Ihr unterstützt euch selbst. Ihr unterstützt eure Kinder, während sie aufwachsen. Und das ist eine sehr gute Investition. Ihr tut etwas, das anderen Menschen zugutekommt. Und auf lange Sicht profitiert auch ihr selbst davon.

Wer glaubt, dass die Friedensverhandlungen jetzt beginnen können, irrt sich gewaltig. Wer jetzt zum Frieden mit Putin aufruft, ignoriert die Tatsache, dass Putin jeden Tag die Ukraine bombardiert und die Zivilbevölkerung angreift. Und man merkt nicht, dass man mit einem Aggressor wie Putin keinen Frieden schließen kann. Zumindest nicht jetzt.

Die Ukraine muss mit allem, was wir haben, bewaffnet werden. Die Ukraine muss so bewaffnet sein, um Russland von der Krim zu vertreiben. Dann wird es Frieden geben. Ohne Freiheit wird es keinen Frieden geben.

DIE UKRAINER:INNEN WISSEN GENAU, WOFÜR SIE KÄMPFEN

Ist dies Deiner Meinung nach "Putins Krieg" oder "Russlands Krieg" gegen die Ukraine?

Ja, es ist Putins Russland. Aber es ist eben auch ein Russlands Putin.

Ich meine, wir alle wissen, dass es nicht einfach ist, in einem repressiven System zu protestieren, in dem man verhaftet werden kann, nur weil man da steht, auch wenn man kein Plakat in der Hand hat.

Andererseits ist es einer halben Million junger Menschen gelungen, aus Russland zu fliehen, als die "Teilmobilisierung" angekündigt wurde, indem sie behauptet haben, für den Frieden zu sein. Wären diese Menschen in Russland aufgestanden und hätten sich dem faschistischen System widersetzt - ich schwöre, dann hätte es keinen Krieg gegeben. Und jetzt, wo sie geflohen sind und in freien Ländern leben, wo sind ihre Demonstrationen? Wo ist ihre Solidarität mit der Ukraine? Wo sind die Demonstrationen gegen das faschistische System, jetzt, wo sie es sich erlauben können? Es gibt sie einfach nicht.

Es gibt viele Russen, die ich sehr schätze. Und nicht jeder Russe ist für den Krieg, das weiß ich persönlich. Aber die Sache ist die: Systeme ändern sich nicht von selbst. Man muss etwas dagegen tun, man muss etwas bereit sein zu riskieren.

Die Menschen in der Ukraine haben auf dem Maidan für den Frieden gekämpft, in dem sie leben wollen. Ich habe großen Respekt davor - vor der Orangen Revolution, vor der Revolution der Würde. Die Menschen wussten, wofür sie kämpften, und sie wissen genau, wofür sie auch jetzt kämpfen, und sie zahlen einen verdammt hohen Preis dafür. Deshalb kann ich Feigheit nicht ausstehen. Ich kann es einfach nicht.

Wie oft warst Du schon in der Ukraine?

Ich war nur zweimal in Kyjiw.

Das erste Mal war ich vor etwa 10 oder 15 Jahren geschäftlich dort, nur für ein paar Tage.

Und ich war zum ersten Jahrestag des Gipfels von UNITED 24 in Kyjiw. Es war nur ein Tag, 15 Stunden, ich bin frühmorgens angekommen und abends abgereist.

Ich bin mit dem Zug der wunderbaren, erstaunlichen Ukrsalisnyzja gereist. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich die ukrainische Eisenbahn liebe, ich glaube, ich bin sogar ihr größter Fan. Ich finde sie großartig: die Art und Weise, wie sie ihr Personal in Form halten, wie sie mit Designer:innen zusammenarbeiten, wie sie ihre Züge bemalen - das ist eine Botschaft der Einheit, der Liebe zur Kunst, einfach alles... Ich habe übrigens auch Racoony mitgenommen.

Würdest Du gerne einmal andere Städte in der Ukraine besuchen?

Natürlich! Ich will jede Stadt besuchen!

Ich würde gerne durch die ganze Ukraine reisen, und eigentlich würde ich mit der Krim anfangen.

Olha Tanasijtschuk, Berlin

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