Ukrainisches Außenministerium zieht Schirmherrschaft für Deutsch-Ukrainische Historikerkommission zurück

Das Außenministerium der Ukraine hat seine Schirmherrschaft für die Deutsch-Ukrainische Historikerkommission (DUHK) zurückgezogen.

Angesichts der besonderen Bedeutung und Sensibilität des Themas Nationales Gedächtnis für die Ukraine wurde über diese Entscheidung eine offizielle Note an das deutsche Außenministerium geschickt, sagte der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, in einem Kommentar für die Nachrichtenagentur Ukrinform. Er hofft, dass Bedenken der Ukraine von deutschen Partnern ernst genommen werden und dass weitere Handlungen unter Berücksichtigung nationaler Interessen der Ukraine vereinbart werden können.

Laut dem Botschafter erläuterte er am Donnerstagmorgen den Vertretern des deutschen Außenministeriums detailliert die Position der Ukraine gegenüber der Kommission. Es wurden auch Vorschläge zur Gründung der vollwertigen und paritätischen bilateralen Regierungskommission für Geschichtsfragen erörtert. Melnyk sagte weiter, dass die DUHK ein rein deutscher Historikerverein ist. Zur Kommission wurden ihm zufolge einige Geschichtswissenschaftler aus der Ukraine unter der Leitung von Anatil Hrytsak eingeladen, die nur sich selbst vertreten. Die Ukraine habe diese Kommission nie als vollwertige zwischenstaatliche Kommission, wie die ähnlichen Kommissionen zwischen Deutschland und einer Reihe osteuropäischer Staaten, betrachtet.

Die ukrainische Botschaft in Deutschland schrieb in einem Beitrag auf ihrer Facebook-Seite, dass die DUHK im September 2014 vom Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands (VHD) ins Leben gerufen wurde. Am 27. Februar 2015 fand in München die konstituierende Sitzung der "Kommission" statt.

Auf Vorschlag des ehemaligen Bundesaußenministers Frank-Walter Steinmeier übernahmen am 29. März 2016 die damaligen Außenminister Deutschlands und der Ukraine die Schirmherrschaft über diese "Kommission". Die Botschaft stellt fest, dass die großen Hoffnungen, die die ukrainische Seite seinerzeit naiverweise in die "Kommission" im Zusammenhang mit der Verbreitung von Wissen über die Geschichte der Ukraine gesetzt hatte, wurden nicht bestätigt. „Mehr dazu, diese "Kommission" hat sich von einem öffentlichen Diskurs in Deutschland zu den wichtigsten Themen der gemeinsamen Geschichte bewusst zurückgezogen.“ Es gehe insbesondere um eine Diskussion im Bundestag im Mai 2017 zur grundlegenden Fragen der historischen Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen des Nationalsozialismus in der Ukraine, die von der "Kommission" komplett ignoriert wurde, und die Weigerung der "Kommission", an inhaltlichen Diskussionen über die Anerkennung des Holodomors 1932-1933 als Völkermord am ukrainischen Volk durch den Bundestag teilzunehmen.