Stepan Poltorak, Verteidigungsminister der Ukraine

Unsere Position über Friedenstruppen im Donbass unterstützt man weltweit

Trotz der Bemühungen der Diplomatie und des Systems der internationalen Institute, die nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet worden waren, wird die moderne Welt zunehmend konfliktreicher. Von Kolumbien bis Kosovo, von Süd-Sudan und bis zur koreanischen Halbinsel werden anhaltende Konflikte nicht gelöst und nehmen an ihrer Zuspitzung mit doppelter Kraft zu. Umso wichtiger wird die Rolle der UN-Friedenstruppen bei der Aufrechterhaltung der Weltordnung. Die Frage, wie sie in Übereinstimmung mit modernen Herausforderungen gebracht werden, wurde letzte Woche auf der friedenserhaltenden UN-Konferenz in Vancouver diskutiert.

Unter den Teilnehmern dieser groß angelegten Veranstaltung war auch der Verteidigungsminister der Ukraine, Stepan Poltorak, anwesend. Ukrinform bat ihn gebeten, die Ergebnisse der Konferenz zusammenzufassen und über die Fortschritte der Ukraine bei der Förderung ihrer Position hinsichtlich der Friedenstruppen in der Welt zu erzählen.

Nach Vancouver kamen die Verteidigungsminister aus der ganzen Welt. Erzählen Sie zuerst von Ihren ersten Eindrücken von der Konferenz. Wie würden Sie diese internationale Veranstaltung allgemein beurteilen?

Es war zweifellos ein bedeutsames Ereignis dieses Jahres. Daran haben 79 Länder und 40 Verteidigungsminister teilgenommen. Während der Veranstaltung war die Ukraine zwei Tage lang eines der zentralen Themen sowohl auf offiziellen Plattformen als auch bei informellen Gesprächen. Diese Konferenz war eine ausgezeichnete Gelegenheit, der Weltgemeinschaft die Position der Ukraine bezüglich der möglichen Friedensmission im Donbass zu vermitteln. Während meiner Rede in einer der Sitzungen bewies ich unsere prinzipielle Position zu diesem Thema. Ich denke, dass man behaupten kann, dass die Konferenz sehr erfolgreich für unser Land war.

Haben Sie die Gelegenheit gehabt, mit den Teilnehmern unter vier Augen zu sprechen?

Während des Besuchs habe ich sehr konstruktive bilaterale Treffen mit den Verteidigungsministern von Kanada, Litauen, Estland, Schweden, Finnland, der Niederlande, Norwegen, Portugal und Brasilien gehabt. Sehr wertvoll war die Möglichkeit, unsere Partnerschaftsbeziehungen zu vergleichen. Beim Gespräch haben wir die Fragen der internationalen Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich diskutiert. Ich habe auch meine Kollegen über die aktuelle Situation im Donbass informiert und wir haben die bevorstehende Arbeit zur Verbesserung der Zusammenarbeit geplant. Ja, wir haben Pläne zur Erweiterung der Zusammenarbeit mit den Ländern Skandinaviens, auch bei der Vorbereitung unserer Militärangehörigen.

Um welche Vereinbarungen handelt es sich konkret?

Schweden hat die Absicht gezeigt, im nächsten Jahr die Möglichkeit der Teilnahme seines Militärs an der Ausbildung unseres Militärs zu behandeln. Schwedens Verteidigungsminister kommt nach Kiew im ersten Quartal des nächsten Jahres, um die Entscheidung diesbezüglich endgültig zu treffen.

In seiner Rede auf der Konferenz hat Justin Trudeau keine neuen Verpflichtungen in Bezug auf die Stationierung von kanadischen Friedenstruppen in der Welt aufgenommen. Bedeutet dies, dass die Frage der Teilnahme Kanadas an einer möglichen Friedensmission in der Ukraine abgeschlossen ist?

Bei jedem Treffen mit den ausländischen Verteidigungsministern habe ich über unsere Position bezüglich der Stationierung der Friedensmission im Osten der Ukraine gesprochen. Alle Staaten ohne Ausnahme haben unsere Position unterstützt, einschließlich Kanadas. Aber darüber zu reden, wer sich an die Spitze stellen, sie organisieren oder daran teilnehmen wird, ist es noch zu früh. Jetzt muss man eine prinzipielle Entscheidung über die Stationierung dieser Mission treffen.

Ich möchte betonen, dass es gerade um den Vorschlag der Ukraine geht, der sich vom russischen wesentlich unterscheidet. Also, unsere Position bezüglich der Stationierung einer Friedensmission im Donbass genießt enorme Unterstützung von meinen Kollegen auf der ganzen Welt.

In der Welt gibt es momentan leider sehr viele Brennpunkte außer Donbass. Bleibt die Ukraine immer noch „auf den Radaren“ der internationalen Gemeinschaft?

Durch ihre Tätigkeit, einschließlich der friedenserhaltenden Tätigkeit, hat die Ukraine bewiesen, dass sie ein sehr prinzipieller Staat ist, der seinen eigenen Verpflichtungen immer nachkommt. Seit der Unabhängigkeit haben mehr als 40.000 unsere Soldaten an den friedenserhaltenden Operationen teilgenommen. Sogar jetzt sind an den Friedensmissionen im Ausland mehr als 400 Ukrainer beteiligt. Unser Land hat sehr viel für den Frieden und die Ruhe auf der ganzen Welt getan, deshalb finden wir, dass wir eine besondere Aufmerksamkeit von unseren Partnern bei der Gewährleistung des Friedens im Donbass verdienen.

Welche Fragen noch haben Ihre Gesprächspartner aus anderen Ländern interessiert?

Unsere Kollegen hat alles interessiert, was in der Ukraine geschieht: Reformen, die allgemeine Situation im Land und im Osten, die Reaktion unserer Leute auf die heutigen Ereignisse. Im Allgemeinen haben alle die Veränderungen, die heute in der Ukraine stattfinden, positiv beurteilt.

Kanada hilft aktiv den ukrainischen Streitkräften und der Ukraine, sich allgemein zu reformieren. Sind Kanadier zufrieden mit dem Fortschritt unseres Landes?

Während der Konferenz konnte ich nicht nur mit dem kanadischen Verteidigungsminister Harjit Sajjan, sondern auch mit der Außenministerin Chrystia Freeland sprechen. Kritische Anmerkungen habe ich nicht gehört, aber im Allgemeinen waren sie zufrieden mit dem Tempo der Veränderungen, die in der Ukraine erfolgen, und der Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern, und nicht nur im Verteidigungsbereich, sondern auch in anderen Richtungen.

Zurück zum Hauptthema der Konferenz: Ist es sinnvoll für die Ukraine, unter Bedingung der russischen Aggression gegen sie die besten Soldaten in die Friedensmissionen zu schicken?

Die Beteiligung an den ausländischen Friedensmissionen hat keinen Einfluss auf den Stand der Kampfbereitschaft der Streitkräfte der Ukraine, wir haben genug Möglichkeiten, um unser ganzes Funktional umzusetzen. Und die Aufgaben, die unsere Friedenstruppen erfüllen, sind extrem wichtig. Dies ist unser Beitrag zu Stabilität und Frieden in der Welt, daher haben wir kein Recht, aufzugeben, sogar jetzt, wo es für uns schwierig ist. Übrigens, unsere Partner schätzen sehr hoch, dass die Ukraine sogar in schwierigen Momenten ihren Verpflichtungen, die mit der friedenserhaltenden Tätigkeit zusammenhängen, nachkommt.

Maksym Nalywajko, Vancouver.

yv