Gesprächsmitschnitt: Belarussische Geheimdienste planten Mord an Pawlo Scheremet noch 2012

Geheimdienste von Belarus haben 2012 über Möglichkeiten der Tötung des Journalisten Pawlo Scheremet mit einer Bombe diskutiert. 2016 wurde Scheremet in Kyjiw bei einem Autobombenanschlag getötet.

Die Nachrichtenseite Ukrajinska Prawda erhielt von der belorussischen Opposition, Belarusian People's Tribunal und von EUobserver Mitschnitte der Gespräche des Chefs des Komitees für Staatssicherheit (KGB) des Landes Vadim Zaitsev und veröffentlichte sie. Zaitsev leitete das belarussische KGB von 2008 bis 2012. Auf dem veröffentlichten Gesprächsmitschnitt ist zu hören, wie die Gesprächsteilnehmer eine Mordmethode für aus Belarus stammende Scheremet, der damals in Russland lebte und arbeitetet, besprechen. Laut den Aufzeichnungen plante das KGB 2012 auch andere Morde an Oppositionelle im Ausland. Nach Worten von Zaitsev habe die politische Morde der Präsident des Landes Alexander Lukaschenko im Auftrag gegeben und dafür 1,5 Millionen US-Dollar bereitgestellt. Bei der Beratung ging es um Morde von Oleg Alkaev (ehemaliger Gefängnisdirektor in Belarus), Ex-Oberst Vladimir Borodach und Vyacheslav Dudkin (früherer Chef der Antikorruptionsbehörde), die in Deutschland lebten.

Nach Angaben des Direktors von National Centre for Media Forensics at the University of Colorado in den USA, Catalin Grigoras, der die Mitschnitte auf Anfrage von EUobserver analysierte, wurden diese nicht manipuliert.

Es wurden auch Überwachungsprotokolle von Scheremet veröffentlicht.

Pawlo Scheremet wurde am 20. Juli 2016 in Kyjiw durch eine Autobombe getötet.

Die Polizei verdächtigt die Kinderärztin und freiwillige Helferin der Armee, Julia Kusmenko, den Teilnehmer der Antiterror-Operation in der Ostukraine, Andrij Antonenko, und die Krankenschwester eines Luftlandebataillons, Jana Duhar, des Mordes von Journalisten. Antonenko und Kusmenko wurden im Dezember 2020 in die Untersuchungshaft genommen. Im Mai 2020 wurde gegen Duhar eine Kaution von 168.000 Hrywnja angeordnet. Am 11. August ordnete das Berufungsgericht die Entlassung von Kusmenko aus der Untersuchungshaft und stellte sie unter Hausarrest rund um die Uhr. Antonenko bleibt in Untersuchungshaft mindestens bis zum 7. Februar 2021.