Flamingo-Raketen könnten die strategische Tiefe zunichte machen, die Russland immer noch genießt - Experte
Die Einführung neuer Flamingo-Rakete in die Serienproduktion und ihr effektiver Einsatz würden Russland den Vorteil der strategischen Tiefe nehmen, zu der der Aggressor wichtige Ziele ablenken und versuchen kann, sie vor der Niederlage zu retten.
Das sagte Fabian Hoffman, Doktorand an der Universität Oslo, Experte für Verteidigungspolitik, Raketentechnologie und Nuklearstrategie in einem exklusiven Interview mit Ukrinform.
Die Ukraine sei nun in der Lage, von leichten Raketenfähigkeiten, Langstreckendrohnen und Mini-Marschflugkörpern zu schweren Raketenwaffen, "schweren Waffen", überzugehen, sagte der Experte.
Der Experte gab einen gewissen Erfolg der Angriffe auf die russische Öl- und Gasinfrastruktur mit leichteren Waffen zu und betonte, dass der riesige Unterschied offensichtlich sei, wenn die Flamingo-Ladung mit einem Gewicht von 1150 kg, wie der Hersteller berichtet, in das Ziel eindringt und explodiert. „Vergleichen Sie dies mit einer Ladung von 20 bis 100 kg", betonte der Experte.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die 3000-Kilometer-Reichweite des Flamingos.
Damit kann die Ukraine praktisch jedes Ziel westlich des Ural treffen. Dies bedeutet, dass die strategische Tiefe potentiell zunichte gemacht wird und kein Vorteil mehr für Russland ist", betonte Hoffman.
Der Grad der Überlebensfähigkeit der neuen Rakete gegen die russische Luft- und Raketenabwehr ist jedoch noch unbekannt, da der Flamingo unter Kampfbedingungen noch nicht gut getestet wurde.
Die Rakete werde eine riesige Radarsichtbarkeit durch den oberen Teil haben, so der Experte weiter. Er sei sich aber nicht sicher, aber er nehme an, es sei ein Turbofan-Treibwerk. Sogar die Gesamtgröße der Rakete ist beträchtlich. Außerdem fehlen ihr die typischen Eigenschaften von Unauffälligkeit (Stealth-Radartechnologie), sagte Hoffman.
Die eigentliche Frage ist, ob Russland noch über genügend Luft- und Raketenabwehrsysteme verfüge, um alle möglichen Flugrouten abzudecken, meinte der Experte.
Ihm zufolge sei das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so. Die Ukraine dringe doch erfolgreich mit umgebauten zweisitzigen Flugzeugen in den russischen Luftraum. Die Geschwindigkeit dieser Maschinen liegt bei 100 bis 200 Kilometern. Die Ukraine könne dasselbe also auch mit Flamingo machen, betonte Hoffman. Darüber hinaus meinte er, dass Flamingo-Raketen zum Zweck der Aufklärung genutzt werden könnten.
Es sei auch wichtig, die Stabilität der Rakete gegenüber den Mitteln zur elektronischen Kriegsführung zu berücksichtigen, sagte Hoffman und fügte hinzu, dass es noch nicht möglich sei, den Bericht des Herstellers zu bestätigen, dass die Rakete einen geschützten Satellitenempfänger verwende.
In Bezug auf die Produktionsrate seien sieben Raketen pro Tag, wie angeblich in den Plänen des Herstellers angegeben ist, eine „ziemlich optimistische“ Prognose, obwohl die Produktion von nur einer Rakete pro Tag bereits eine bedeutende Leistung sein werde.
Gleichzeitig müsse die Ukraine langfristig die Produktion dieses Modells und anderer schwerer Raketen skalieren, woran die Ukraine arbeitet, ist Hoffman überzeugt.
Ein Arsenal solcher Raketen sei auch für die Zeit nach dem Ende des Krieges wichtig, wenn die Ukraine wirksame Abschreckungsfähigkeiten gegen einen neuen Angriff entwickeln müsse, betonte Hoffman.
Er machte ferner deutlich, die Ukraine könne, wenn sie ein ausreichend großes Arsenal solcher Raketen anhäufe, den „Betrieb kritischer russischer Ziele, einschließlich der Infrastruktur, zerstören, beschädigen, stören und damit signalisieren, dass jede neue Aggression inakzeptabel ist“.
In der Ukraine wurde ein Langstrecken-Marschflugkörper „Flamingo“ mit einer Reichweite von 3000 km vorgestellt. Sein Foto veröffentlichte der Fotojournalist Efrem Lukazkyj auf Facebook.
Im Kommentar zum Foto schrieb er, dass die Rakete bereits in die Serienproduktion eingeführt wurde. Das Foto wurde am Donnerstag, 14. August an einem nicht genannten Ort veröffentlicht. Aus dem Kommentar unter dem Foto ist bekannt, dass die Arbeiten von Fire Point durchgeführt wurden.
Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass bereits erfolgreiche Flamingo-Tests stattgefunden hätten und im Januar/Februar die Serienproduktion starten sollte.
Foto: IDEX 2025