Syrskyj fordert USA und EU auf, mehr Luftabwehrmittel zu geben und Angriffe tief in Russland zu gestatten

Die Ukraine benötigt dringend die Lieferung weiterer Luftabwehrsysteme und Raketen von den USA und Europa sowie eine Überprüfung des Verbots ukrainischer Angriffe auf militärische Ziele tief in Russland.

Das erklärte der Oberbefehlshaber der Ukraine, General Oleksandr Syrskyj, in einem Interview mit The Washington Post, berichtet Ukrinform.

Laut Syrskyj könnten neue Lieferungen von Luftabwehrausrüstung, einschließlich amerikanischer Patriot-Systeme, Drohnenabfänger und leichter Flugzeuge zum Abschuss von Drohnen, dazu beitragen, russische Angriffe auf die Ukraine zu verhindern.

„Sie (die Russen – Anm. d. Red.) zielen praktisch auf alles – Flugplätze, Siedlungen, Infrastruktureinrichtungen. Deshalb brauchen wir natürlich ballistische Raketen, um dem Feind eine würdige Abfuhr zu erteilen“, sagte Syrskyj.

Mehr Mittel- und Langstreckenraketen, darunter amerikanische ATACMS und die deutschen Taurus, würden es Kyjiw unter der Bedingung keiner Beschränkungen für ihren Einsatz ermöglichen, die Produktion russischer Waffen zu verlangsamen, indem die Infrastruktur zur Herstellung von Raketen und Drohnen gezielt angegriffen würde, schreibt die Publikation.

„Das Vorhandensein jeglicher Raketenwaffen ist an sich selbst schon ein abschreckender Faktor. Ich hoffe, dass dieser Prozess dank der Position von Präsident Trump viel einfacher wird und wir nicht die Schwierigkeiten haben werden, die wir zuvor hatten“, fügte Syrskyj hinzu.

Auf die Frage, ob die neuen Lieferungen amerikanischer Raketen das Leben von Ukrainern retten würden, antwortete Syrsky: „Natürlich“, gleichzeitig weigerte er sich dazu zu äußern, ob die Ukraine noch über ATACMS-Raketen verfügt.

Neben dem Mangel an Luftabwehr und Raketen fehle es dem ukrainischen Militär auch an 155-mm-Artilleriegeschossen und es benötige zusätzliche Lieferungen von gepanzerten Fahrzeugen, sagte Syrsky. „Wir haben hochmotivierte und mutige Soldaten, die vorwärtskommen können, aber sie brauchen moderne, zuverlässige Schutzmittel“, sagte er.

Der Oberbefehlshaber fügte ferner hinzu, der letzte Sommer sei „wirklich sehr schwierig für uns“ gewesen. „Wir sind heftig dafür kritisiert worden, dass wir uns verteidigten und zurückzogen. Ich musste etwas, sagen wir, Außergewöhnliches tun“, sagte Syrskyj.

Danach, so sagte er, habe er mit Hilfe einer kleinen Gruppe von Kommandeuren einen Plan für eine Operation in der Region Kursk ausgearbeitet, die die russischen Truppen ablenken und sie zum ersten Mal auf dem Territorium ihres eigenen Landes in die Defensive zwingen sollte.

Diese Operation stärkte den Kampfgeist der ukrainischen Truppen und Zivilisten, Kritiker behaupten jedoch, dass dieser Plan auch Teile der Front anfällig für russische Angriffe machte und letztlich zu größeren Gebietsverlusten führte. Syrskyj erklärte, er sei standhaft geblieben und es sei ein notwendiger Plan gewesen, der russische Pläne, weiteres Territorium in der Ukraine zu besetzen, vereitelt und den Druck auf einige Teile der Ostfront, die sich in einer schwierigen Lage befanden, verringert habe.

Laut Syrskyj führte die Operation in Kursk zum Tod oder zur Verwundung von mindestens 80.000 russischen Soldaten. Er lehnte es ab, ukrainische Verluste bekannt zu geben, stellte jedoch fest, dass sie deutlich niedriger seien als die russischen.

Zur Verteidigung von Pokrowsk sagte Syrskyj, dies sei größtenteils durch die Entschlossenheit des ukrainischen Militärs und die Errichtung von Barrieren wie Minenfeldern möglich gewesen, was zu einem Verlust von 30 Prozent russischer Fahrzeuge an diesem Frontabschnitt geführt habe.

Syrskyj merkte an, dass es weiterhin eine große Herausforderung sei, mehr Ukrainer für die Verteidigung des Landes zu gewinnen, und gab zu, dass „alles, was mit der Mobilisierung zusammenhängt, sehr sensible Informationen sind“.