Andrij Schewtchenko, Botschafter der Ukraine in Kanada
Wir planen, Kanadas Vorsitz in G7 maximal zu nutzen
10.01.2018 16:21

Das Jahr 2017 hat sich für die Ukraine in vielen Aspekten als Durchbruchjahr erwiesen. Wir hatten Siege an der wirtschaftlichen, politischen, militärischen und anderen Fronten. Diese erfolgreiche „Serie“ hat den Nachhall auch im Ausland bekommen und unsere Beziehungen zu vielen Ländern deutlich gefördert. Das beste Beispiel dafür ist Kanada, in dessen Zusammenarbeit die Ukraine Fortschritte in fast allen Richtungen erreicht hat.

Über die Ergebnisse des vergangenen Jahres und die Pläne für das Jahr 2018 hat der Botschafter der Ukraine in Kanada, Andrij Schewtschenko, dem Korrespondenten von Ukrinfoem erzählt.

Für die Beziehungen zwischen der Ukraine und Kanada hat sich das Jahr 2017 als sehr reich an Ereignissen erwiesen. Auf welche Erfolge ist die Botschaft stolz?

Für die Ukraine und Kanada war das in der Tat ein sehr starkes Jahr. Ich würde die größten Ergebnisse in drei Bereichen auszeichnen. Erstens, im letzten Jahr begann das Freihandelsabkommen zwischen unseren Ländern zu funktionieren. Vom 1. August wird die absolute Mehrheit der Produkte, die wir gegenseitig verkaufen, nicht besteuert. Dies bedeutet, dass sich die Bedingungen für die Hersteller, sowohl in der Ukraine als auch in Kanada, verbessert haben.

Der zweite Bereich ist die Verteidigung. Letztes Jahr haben wir ein Verteidigungsabkommen mit Kanada unterzeichnet. Auch wurde um zwei Jahre die Trainingsmission UNIFIER verlängert, im Rahmen deren 200 Kanadier das ukrainische Militär auf dem Polygon Jaworiw und in Kamenez-Podolsk trainieren. Darüber hinaus hat Kanada die Ukraine im Dezember auf eine Kontrollliste der Länder gesetzt, an die die Lieferungen von automatischen Waffen erlaubt sind. Es ist auch daran zu erinnern, dass das kanadische Militär am Tag der Unabhängigkeit zusammen mit unserem Militär auf Chreschtschatyk marschierte. Kurz gesagt, wir erreichen eine sehr qualitative Bruderschaft bei Waffen, deren Bedeutung im Kontext des Krieges nicht zu überschätzen ist.

Und drittens, Kanada hat der Welt ein sehr würdiges Beispiel mit dem konsequenten Druck auf Russland gezeigt, indem es die „Magnitski-Akte“ angenommen hat. Laut dieser Akte sind gegen die ersten 30 russischen Bürger, als Menschenrechtsverletzer, bereits persönliche Sanktionen verhängt worden. Wir hoffen, dass wir dieses Gesetz in Zukunft in vollem Umfang gegen jene Russen anwenden werden können, die die Ukrainer auf der Krim, im Donbass und auf dem Territorium der Russischen Föderation verfolgen.

Sowohl der Freihandel als auch die Operation UNIFIER, die den Kanadiern hilft, die fortschrittliche Erfahrung des modernen Hybridkrieges, und sogar „Magnitski-Akte“, zu übernehmen, die hilft, kanadische Werte in der Welt zu fördern, sind von Vorteil nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Kanada.

Ist es uns gelungen, Beziehungen mit Kanada in eine pragmatischere Ebene zu versetzen?

Mir fällt der Vergleich mit zwischenmenschlichen Beziehungen ein. Es gibt einen Begriff wie eine Vernunftehe. Obwohl sie auf rationalen Komponenten basiert, kommen manchmal im Laufe der Zeit Gefühle. Im Fall mit Kanada gehen wir den Rückweg. Wir hatten und haben Gefühle, große Liebe und ernste Anhänglichkeit, aber jetzt stellen wir in diesen Beziehungen (zusätzlich zu den wunderbaren, warmen, familiären Komponenten) noch eine sehr pragmatische Berechnung fest. Wenn es der Handel ist, finden wir die wechselseitige Vorteilhaftigkeit im Güteraustausch, wenn es die Verteidigung ist, finden wir ein gemeinsames defensives Interesse, wenn wir an einem neuen Abkommen über die audiovisuelle Produktion arbeiten, wissen wir, dass beide Länder davon profitieren werden. So ist es uns im Jahr 2017 gelungen, neben der Stärkung der Beziehungen, sie dazu noch mit dem sehr pragmatischen für beide Seiten vorteilhaften Vorteil zu füllen.

Noch eine angenehme Überraschung in diesem Jahr war die Ernennung von Chrystia Freeland zu Außenministerin von Kanada. Wie hat es unsere zwischenstaatlichen Beziehungen beeinflusst?

Der persönliche Faktor von Chrystia Freeland als Ministerin für auswärtige Angelegenheiten von Kanada war äußerst wichtig in diesem Jahr. Es ist sehr symbolisch, dass sie ihren letzten Staatsbesuch im Jahr 2017 gerade Kiew abgestattet hat, wo sie an der Feier des hundertsten Jahrestages der ukrainischen Diplomatie teilgenommen hatte. Es scheint mir, dass es für sie wichtig war, innerhalb ihres ersten Jahres im Amt die Ukraine zu besuchen. In Chrystia haben wir eine sehr starke Verbündete und Freundin gefunden. Weisheit, Prinzipien, Schnelligkeit, Leistungsvermögen, Kreativität - wir können wirklich auf ihren persönlichen Beitrag, als Kanadierin der ukrainischen Abstammung, zu den Beziehungen zwischen den beiden Staaten stolz sein.

Welche Pläne haben Sie für das Jahr 2018 im Aspekt der zwischenstaatlichen Beziehungen?

Außer unseren traditionellen Richtungen gibt es zwei besonders wichtige in diesem Jahr. Die erste ist Kanadas Vorsitz in G7. Wir planen, Kanadas internationale Autorität in der Welt maximal zur Unterstützung der Ukraine zu nutzen. Und der zweite ein wirklich sehr angenehme Plan für das nächste Jahr ist die Eröffnung des Generalkonsulats der Ukraine in Edmonton, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta. Diese Entscheidung sollte die Ukraine vor langer Zeit treffen, und ich hoffe sehr, dass wir im Jahr 2018 Augenzeugen ihrer wunderbaren Umsetzung werden. In Alberta leben mehr als 300 Tausend Kanadier der ukrainischen Abstammung und die Errichtung einer diplomatischen Vertretung ist eine symbolische Geste gegenüber unserer Gemeinde in ganz West-Kanada. Darüber hinaus ist es eine entscheidend wichtige Region in wirtschaftlicher Hinsicht (gerade in Alberta wird das meiste kanadische Erdöl gewonnen – Red.). Das neue Generalkonsulat wird im Allgemeinen unsere Präsenz sowohl in Kanada als auch im Ganzen in Nordamerika deutlich stärken.

Das Gespräch führte Maksym Nalywajko, Ottawa

yv

Bei dem Zitieren und der Verwendung aller Inhalte im Internet sind für die Suchsysteme offene Links nicht tiefer als der erste Absatz auf „ukrinform.de“ obligatorisch, außerdem ist das Zitieren von übersetzten Texten aus ausländischen Medien nur mit dem Link auf die Webseite „ukrinform.de“ und auf die Webseite des ausländisches Mediums zulässig. Texte mit dem Vermerk „Werbung“ oder mit einem Disclaimer: „Das Material wird gemäß Teil 3 Artikel 9 des Gesetzes der Ukraine „Über Werbung“ Nr. 270/96-WR vom 3. Juli 1996 und dem Gesetz der Ukraine „Über Medien“ Nr. 2849-IX vom 31. März 2023 und auf der Grundlage des Vertrags/der Rechnung veröffentlicht.

© 2015-2024 Ukrinform. Alle Rechte sind geschützt.

Design der Webseite — Studio «Laconica»

erweiterte SucheWeitere Suchkriterien ausblenden
Period:
-